„Wenn Künstliche Intelligenz (KI) Texte generieren kann, was sagt das darüber, was ein Text ist? Worin unterscheiden sich von Menschen geschriebene und mittels KI generierte Texte? Welche Erwartungen, Befürchtungen und Hoffnungen hegen Wissenschaften, wenn in ihren Diskursen KI-generierte Texte rezipiert werden und Anerkennung finden, deren Urheberschaft und Originalität nicht mehr eindeutig definierbar sind? Wie verändert sich die Arbeit mit Quellen und welche Konsequenzen ergeben sich daraus für die Kriterien wissenschaftlicher Textarbeit und das Verständnis von Wissenschaft insgesamt?“ Mit diesen und weiteren Fragen leiten Lukas Ohly und Gerhard Schreiber ihren aktuellen Sammelband mit dem Titel „KI:Text. Diskurse über KI-Textgeneratoren“ ein, der gerade im Open Access hier erschienen ist.
Das Buch ist vorwiegend das Ergebnis einer interdisziplinären Tagung, die im August 2023 an der Technischen Universität Darmstadt stattgefunden hat. Die Tagung wiederum war Teil des „Ad hoc-Vorhabens Diskurse disruptiver digitaler Technologien am Beispiel von KI-Textgeneratoren“ (von April bis Dezember 2023). Zusammen mit Alice Watanabe habe ich auch einen Text zu KI in der universitären Lehre beigesteuert (hier), allerdings ohne auf der Tagung gewesen zu sein. Umso mehr freut es mich, dass man jetzt alle Beiträge nachlesen kann.
Mir gefällt, wie zügig dieses Vorhaben umgesetzt wurde und wie gut es gelungen ist, eine doch beachtliche Anzahl an Wissenschaftlerinnen aus verschiedenen Disziplinen und Subdisziplinen für diese gemeinsame Reflexion generativer KI und dazu zu motivieren, ihre Gedanken und Erkenntnisse beizusteuern. Zudem wurden die Texte rasch publiziert. Ad hoc-Vorhaben dieser Art müssten im Prinzip an Universitäten immer möglich sein, ist es doch unsere Aufgabe, selbst gesetzte Themen zu bearbeiten, auch ohne zuvor jahrelange Drittmittelakquise zu betreiben. Die Entwicklung auf dem Sektor der generativen KI jedenfalls ist ein prädestiniertes Beispiel dafür, wie wichtig es wäre, jederzeit ein Forschungsvorhaben aufsetzen zu können und nicht erst dann, wenn Fördereinrichtungen dafür irgendwelche Programme aufsetzen. Somit starte ich das neue Jahr 2024 mit einem Lob auf wissenschaftliche ad hoc-Vorhaben. 🙂
Sobald ich mir einen tieferen Einblick in das KI:Text-Buch verschafft habe, werde ich noch einmal inhaltlich etwas dazu posten … Ich hoffe aber, dass der Band auch jetzt schon interessierte Leser findet.