25 Jahre Forschung & Lehre – ein sicher viel gelesenes Magazin (vom Hochschulverband herausgegeben), in dem sich immer wieder interessante, auch kritische Beiträge finden, freilich mitunter tendenziös und man kommt auch nicht mit jedem Thema und jeder Meinung hinein. Die erste Ausgabe in 2019 ist eine Art Jubiläumsausgabe und entsprechend dicker mit zahlreichen Essays und Interviews.
Im Einstieg (gibt es auch online hier) denkt Felix Grigat über die verloren gegangene oder zumindest stark gefährdete Freiheit an Universitäten nach und stellt fest (worin ich ihm zustimme): „Eine von der Bildung und Freiheit des Menschen her gedachte Universität ist etwas ganz anderes als eine Universität als Leistungsmaschine. Kein Mensch kann sich bilden, kein Forscher forschen, der wie ein Ross eingespannt ist in die ´unselige Eile´ einer ´wilden Jagd´, bestimmt von Gutachten, Massenveranstaltungen, Publikationsdruck, Zielvereinbarungen“. Die Universität, so Grigat, sei zu einer heiß gelaufenen Organisation geworden.
Bernhard Kempen gibt im aktuellen Heft (S. 30) einen schönen Einblick in die Praxis des Wissenschaftlers – inklusive der fürs Heißlaufen prädestinierten Tätigkeiten. Wer erklären möchte, was denn eigentlich ein Wissenschaftler an der Universität so alles macht, kann sich dieser Beschreibung gut bedienen: Da steht es anschaulich beschrieben – und es wird deutlich, dass das überhaupt nur mit einer großen Portion intrinsischer Motivation vonstattengehen kann. Ich war 28 (das weiß ich noch, weil es das Geburtsjahr meines Sohnes war), als mir Heinz Mandl an der LMU mal sagte: „Ein Wissenschaftler hat keinen Urlaub“. Ich habe damals noch nicht so recht verstanden, was er mir sagen wollte, aber der Satz blieb hängen und heute weiß ich natürlich, was gemeint war: Wissenschaft ist eine Lebensform. Doch wenn wir die zerstören bzw. zerstören lassen (und wir sind auf einem guten Weg dahin), dann wächst auch ein großes Bedürfnis nach „Urlaub“ – nämlich nach Urlaub FÜR die Wissenschaft, die im unseligen und wilden Wettbewerbswahn keinen rechten Platz mehr findet.