Das Thema generative Künstliche Intelligenz (KI) ist in der Hochschulbildung nun schon seit mehreren Jahren allgegenwärtig – es beeinflusst auch meine Arbeit stark. Nicht jede Woche ist allerdings derart geprägt von KI wie die gerade zu Ende gehende. Dazu ein paar kurze Einblicke in die letzten sechs Tage …
Montag: Der Orientierungsrahmen zum Umgang mit KI an der Universität Hamburg muss aktualisieret werden. Im dafür zuständigen Beratungskreis „Digitalisierung in der Lehre der UHH“ entscheiden wir (vorab asynchron erarbeitete) Änderungen – die Umsetzung folgt in Bälde.
Dienstag: Für unseren HUL-ProfCast kann ich Thorsten Teichert, Professor für Marketing und Innovation an der Uni Hamburg, gewinnen, mit mir ein wissenschaftsdidaktisches Gespräch zu führen. Er berichtet über den Einsatz von ChatGPT zur Begleitung von Studierenden in der Bachelorarbeitsphase – die Episode wird zeitnah veröffentlicht.
Mittwoch: Ich bin auf der Tagung EduNext25 an der Goethe-Universität Frankfurt und darf dort eine Keynote halten. Ich spreche über die didaktische Sicht auf KI in der Hochschulbildung. Der Vortrag verbindet einen bereits fertiggestellten Text, der in einem Sammelband zu „KI-Methoden“ in 2026 erscheinen soll, mit neuen Überlegungen dazu, wie sich zur theoretischen Einordnung das klassische didaktische Dreieck nutzen lässt – eine schriftliche Aufarbeitung von letzterem plane ich für Januar 2026; das stelle ich dann auch hier im Blog natürlich gerne zur Verfügung.
Donnerstag: Die Rückfahrt von Frankfurt nach Hamburg nutze ich, um über einen Text zu theoretischen Forschungsinstrumenten im Kontext von KI in der Hochschulbildung nachzudenken, den ich gerade zusammen mit Alice Watanabe schreibe. Dieser soll in einem Sammelband erscheinen, der Beiträge aus einem Online-Symposium an der LMU München vom September 2025 enthalten wird – die Publikation wird wohl noch ein Weilchen dauern, auch wenn wir beide mit unserem Text fast fertig sind.
Freitag: Im HUL-Kolloquium haben wir Denis Pijetlovic zu Gast, der über das Thema spricht „Vertrautheit als Macht. Wie Interaktion mit KI unser Denken, Fühlen und Forschen verändert“. Der Kontakt zu Denis ist über eine Diskussion in meinem Blog entstanden. Ich hatte einen Text von ihm kommentiert, woraufhin sich eine anregende (wenn auch nur kurze) Diskussion entwickelt hat (nachzulesen hier). Denis hat eine interessante Analyse darüber vorgelegt, wie sich KI in unser Denken und Handeln einschleicht, unsere Urteilskraft mit strukturiert und eine Vertrautheit herstellt, nach der wir gar nicht verlangt haben – so seine Worte.
Samstag: Ich versuche zu ordnen, was ich in dieser Woche über KI mal wieder gelernt habe. Kann es sein, dass kritische Stimmen, die dazu mahnen, sich auch mit den langfristigen, vermutlich weitgehend ungewollten, inhumanen Wirkungen von KI zu beschäftigen, derzeit etwas mehr gehört werden als noch vor ein bis zwei Jahren? Oder ist das eine Täuschung in meiner eigenen Kommunikationsblase? Vielleicht, denn ich nehme ebenfalls wahr, dass die Vorstellung von KI als einem Werkzeug, dem Taschenrechner ähnlich, doch noch oft vertreten wird, verbunden mit der Annahme, dass wir uns bald daran gewöhnt haben werden, eine Vielzahl kognitiver Leistungen nur mehr mit KI zu bestreiten. Denis hat das in seinem Vortrag als „Normalität durch Wiederholung“ bezeichnet und – zu Recht, wie ich meine – darauf hingewiesen, dass das zu einer Monokultur (im Akademischen) im Sinne einer schleichenden Homogenisierung führen wird. Auf Veranstaltungen wie der EduNext25 lässt sich schließlich beobachten, wie vielfältig die Bemühungen an Hochschulen sind, die Handlungsmöglichkeiten mit KI für Forschung, Lehre und Studium auszuloten – und das wiederum werte ich als gutes Zeichen. Frustrierend dagegen finde ich die nach wir vor geringen Investitionen in die Hochschulbildungsforschung zu KI – mit allen dazu erforderlichen Erkenntniszugängen: empirisch, gestaltungsbasiert, theoretisch. Insbesondere dem theoretischen Forschen, wie ich es mit Alice im oben genannten Text versuche darzulegen, wird, so meine ich, nach wie vor zu wenig Beachtung geschenkt.