Warum wird man Professor an einer deutschen Universität? In der Regel, weil man forschen will, nicht aber, weil man ein enthusiastischer Lehrer ist und auch nicht, weil man die akademische Selbstverwaltung so toll findet. Beides – Lehre und Gremienarbeit im weitesten Sinne (die, wie z.B. dieser Artikel hier zeigt, durchaus wichtiger ist denn je) – gehören aber neben der Forschung zum „Berufsbild“ eines Professors. Je nach Erfahrung, Kompetenz und persönlicher Zielsetzung integriert man das auf unterschiedliche Weise mal besser, mal schlechter in den akademischen Alltag.
Realsatire
… ein besseres Wort fällt mir nicht ein, wenn ich an das Hickhack zwischen den Hochschulen bzw. der HRK und VG Wort denke: Unablässig hämmern uns Bildungs- und Hochschulpolitik ein, dass wir uns der Digitalisierung nicht entziehen können und der digitale Umbau der Gesellschaft das ist, worauf sich Lehrenden doch bitte endlich einstellen mögen (und fleißig Hard- und Software einkaufen); man ruft zu gemeinsamen Initiativen auf (z.B. Hochschulforum Digitalisierung) und fördert mit großen Summen Projekte zur Digitalisierung in der Lehre.
Ziemlich soziologisch
Es gibt ein neues Portal zur Wissenschafts- und Hochschulforschung. Bildungsforschung taucht im Titel leider nicht auf und Hochschuldidaktik leider auch nicht. Das ist natürlich gerade aus unserer, also aus didaktischer, Perspektive ausgesprochen schade, zumal da viele Vor-Ort-Probleme und -Herausforderungen in der Hochschullehre eben nicht dergestalt sind, dass soziologische Studien wirklich weiterhelfen könnten. Und soziologische Forschung steht hier im Zentrum, wie unschwer etwa an den Publikationshinweisen (siehe z.B. hier) und an den Verweisen auf Institute (siehe hier) zu erkennen ist. Unabhängig davon aber ist es freilich ein Mehrwert, überhaupt auf das Forschungsfeld Hochschule bzw. Forschung und Lehre an der Hochschule aufmerksam zu machen und einen Überblick zu geben, an welchen deutschen Hochschulen diese Themen explizit auf der Forschungsgenda stehen. Daher war ich gerne bereit, mich an den ersten Interviews zu beteiligen (siehe hier). Die weiteren Inhalte des Portals, das gerade erst online gegangen ist, muss ich selber noch erkunden.
Dann gute Nacht
Der Thementeil der aktuellen Ausgabe von Forschung und Lehre blickt ins Jahr 2030 und fragt nach Entwicklungen in der Wissenschaft. Es ist klar, dass sich da die Digitalisierung stark nach vorne drängt. Unter den Beiträgen findet sich ein interessantes Interview mit dem Informatik Professor Gerhard Lakemeyer, der zu den Chancen und Risiken technischer Systeme, die selbständig entscheiden und handeln (also zur Künstlichen Intelligenz – KI) befragt wird. Lakemeyer weist im Interview mehrfach auf den großen Mangel an Forschung und Lehre zur Ethik hin: Die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen sei ganz zentral für die KI – in der Ausbildung ebenso wie in der Forschung, die entsprechend interdisziplinär sein müsse. Menschen z.B. setzen sich intuitiv über Regeln hinweg, wenn es einem höheren Zweck dient – Maschinen tun genau dies nicht. Menschen kommen auch, nach erster Orientierung, in Situationen irgendwie zurecht, die sie noch nie erlebt haben – für Maschinen sei das fast unmöglich. Weniger das Wegfallen bisheriger Berufe bereitet Lakemeyer die größte Sorge (hier müsse die Politik allerdings endlich aktiv werden), sondern das Aufkommen automatischer Waffensysteme, mit denen Menschen einen immensen Schaden anrichten können: „Wenn bspw. Autonome bewaffnete Drohnen in falsche Hände geraten, dann gute Nacht“.
Stiller
Aus traurigem privatem Anlass wird es aktuell etwas stiller sein in diesem Blog. Ich melde mich bald wieder zurück.
Zum dritten Mal
Zum dritten Mal (nach 2012 und 2014) hatte das BMBF zur „Bildungsforschungstagung“ am 17. und 18. November 2016 eingeladen. Ziel dieser Veranstaltungsreihe ist es (so auf der Webseite hier zu lesen), „Wissenschaft, Praxis und Politik zusammenbringen“. Es geht um eine „Standortbestimmung der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Bildungsforschung“. Allerdings – das muss man einschränkend dazu sagen – stand doch die Schulbildung ganz deutlich im Vordergrund. Es gab nur ein paar wenige Akzente in Richtung Hochschulbildung, die aber letztlich keine nennenswerte Rolle spielten. Ein wichtiges (sicher auf alle Bildungskontexte erweiterbares) Schlagwort für dieses Jahr lautete: „Zukunftsfähigkeit der Bildungsforschung“ und das angesichts komplexer, nicht eben leicht vereinbarer Forderungen wie: „Bildungsforschung soll zugleich wissenschaftlich exzellent, praxisorientiert und anwendungsnah sein.“ Die Tagung Bildungsforschung 2020 wollte genau dafür Diskussionsforen bieten.
Seit 18 Jahren das gleiche Theater
Nein, ich war dieses Jahr nicht auf der Campus Innovation – also keine digitalen Medien im November. Stattdessen war ich in Berlin auf der BMBF Tagung Bildungsforschung 2020. Aber bevor ich in Kürze darüber berichte, möchte ich noch schnell auf einen Blogpost von Beat aufmerksam machen, weil er mich an meine eigenen inneren Monologe angesichts der viel diskutierten „Digitalisierung“ schon sehr erinnert.
Von der Lust und Last des Lesens
Gestern hatte ich mit einer kleinen Gruppe von Teilnehmern aus unserem Masterstudiengang (die meisten von ihnen selbst in der Lehre tätig) eine Online-Sitzung. Nicht zum ersten Mal hörte ich in dieser Runde die Klage, Studierende würden nicht mehr lesen oder lesen wollen, zumindest aber nicht gerne und ohne echte Überzeugung wissenschaftliche Texte lesen, die Lektüre also eher als Last empfinden. Aber selbst wenn Lehrende wieder zu Studierenden werden, kann die Lektüre wissenschaftlicher Texte ein Problem werden, zumindest aber Fragen aufwerfen: Ist die Auswahl sinnvoll? Was bringt mir das? Ist das nicht zu viel? Muss das so kompliziert geschrieben sein?
Was haben Sie falsch gemacht?
„[…] in der SPIEGEL-Rangliste steht die Universität Hamburg auf dem vorletzten Platz. Fühlen Sie sich für dieses schlechte Abschneiden mitverantwortlich?“ – „Nein, überhaupt nicht. Ich finde diese Untersuchung aber nützlich, weil sie den Finger auf eine Wunde legt, die von uns Hochschuldidaktikern schon lange beklagt wird. Es ist bestimmt hilfreich, wenn bei den Hochschullehrern, auch den Hamburgern, der Leidensdruck mal erhöht wird.“
Triple Peer Review
Was ist ein „Triple Peer Review“? Letztes Jahr hatte ich dazu einen Beitrag in der Zeitschrift Forschung verfasst. Mit Zustimmung des Verlags haben wir diesen inzwischen auch online (hier) verfügbar, um damit die Hintergründe und Zielsetzung des Review-Verfahrens der Zeitschrift Educational Design Research (EDeR) verständlicher zu machen (erst Infos dazu gab es schon mal hier im Blog). Die erste Ausgabe wird übrigens in Kürze verfügbar sein. Nun gibt es endlich eine englische Fassung des Textes, in dem die Entstehung des Triple Peer Review erörtert wird, das wir in EDeR (weitgehend) anwenden. Diese Übersetzung stelle ich zur Verfügung in der Hoffnung, dass nun auch – bei Interesse – unsere englischsprachigen Mitstreiter/innen bei EDeR mehr über den Weg hin zum Triple Peer Review erfahren und nachvollziehen können.