Seit Februar 2023 führe ich circa dreimal im Semester wissenschaftsdidaktische Gespräche mit Professorinnen und Professoren an der Universität Hamburg (UHH), die als Episoden des HUL-ProfCast veröffentlicht werden. Letzte Woche habe ich mit Mathias Fischer von der Informatik die Podcast-Episode 15 („Reading Groups in der Informatik“) produziert. Auch wenn diese Episode erst im neuen Jahr veröffentlicht werden wird, nutze ich das zu Ende gehende Jahr für eine kleine Zwischenbilanz in Sache wissenschaftsdidaktische Gespräche.
Ein erster Eindruck, so meine ich, lässt sich bereits gewinnen, wenn man die Titel der Podcast-Episoden Revue passieren lässt – ich beginne mit dem aktuellen:
- Reading Groups in der Informatik (kommt demnächst)
- Experimentieren mit KI in der wirtschaftswissenschaftlichen Lehre
- KI-Feedback in der Hochschullehre
- Projektlehre im Geschichtsstudium
- Managing with/my knowledge? Persönlichkeitsbildung im BWL-Studium
- Der Weg von der Forschung in die Lehre und zurück
- Scholarship of Teaching and Learning (SoTL) – Die eigene Lehre beforschen
- Recht wissenschaftlich – Forschung und Lehre im Jurastudium
- Lehre für einen exzellenten ärztlichen Nachwuchs
- Kooperatives Seminar zu Migration und Bildung im Comic
- Comeback des Portfolios? Alternatives Prüfen in Zeiten generativer KI
- Mathematischer Tafelvortrag – ein Auslaufmodell?
- Game-Based Learning als didaktisches Prinzip in der betriebswirtschaftlichen Lehre
- Flipped Gender – Flipped Classroom in der Lehre zur Genderforschung
- Studentische Forschung in Lateinamerika-Studien
Meine Gesprächspartner verteilen sich derzeit auf alle acht Fakultäten der UHH, oder genauer: 4 kommen aus den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, 3 aus der Erziehungswissenschaft, 2 aus Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften, 2 aus den Geisteswissenschaften, 1 aus der Betriebswirtschaft, 1 aus Psychologie und Bewegungswissenschaft, 1 aus der Rechtswissenschaft und 1 aus der Medizin.
Worüber die Kolleginnen und Kollegen mit mir sprechen wollen, bestimmen sie natürlich selbst: Sie berichten, wie sie ihre Lehre gestalten, Probleme lösen und Ziele erreichen, welche Spielräume und Grenzen sie erleben und/oder wie sie Lehren, Lernen und Forschen verbinden und teilen über den Podcast ihre Erfahrungen. Wer sich durch die Episoden hört, wird erkennen, dass die unterschiedlichsten Themen vorkommen. Ich greife mal die heraus, die in den bisherigen Gesprächen besonders deutlich hervorgetreten sind:
- “Klassiker” im Pool der Lehrmethoden wie Tafelvortrag oder Reading Groups in ihrer fachwissenschaftlichen Bedeutung
- Didaktische Konzepte wie zum Beispiel Inverted (Flipped) Classroom, Game-Based Learning, Anchored Instruction oder projektorientiertes Lernen
- Umsetzung solche Konzepte in verschiedenen Lehrformaten wie Vorlesungen, Seminaren, Projekten, Exkursionen
- Studentisches Forschen beziehungsweise forschendes Lernen
- Weitere Formen der Verknüpfung von Forschung und Lehre: als Lehrprinzip oder in Form des Beforschens eigener Lehre
- Lehr-Lernziele wie das Wecken von Motivation und Interesse, Persönlichkeitsbildung und Förderung sozialer Interaktionen und Beziehungen
- Die (wachsende) Bedeutung Künstlicher Intelligenz (KI): als Lehr-Lerngegenstand, als Feedback-Instrument, als Treiber für Veränderung von Prüfungen
- Lehrentwicklung in Form von Studiengangsentwicklung oder Lehrkooperationen
In allen Gesprächen wird deutlich, dass es fachspezifische Erfordernisse in der Lehre gibt, dass eigene Lehr-Lernkulturen und je spezielle Herausforderungen angesichts der Inhalte wie auch der Studierenden existieren, die sich ebenfalls von Fach zu Fach unterscheiden, was ihre Voraussetzungen, Routinen, Erwartungen betrifft. Darüber hinaus aber gibt es durchaus Gemeinsamkeiten, etwa die Forschungsnähe, die auf ganz unterschiedlichen Wegen in der Gestaltung von Lehre gesucht wird.
Mein persönliches Zwischenfazit: Es lohnt sich, einen fachspezifischen wissenschaftsdidaktischen Blick in die Lehre zu werfen. Ich profitiere selbst sehr von diesen Gesprächen (daher ein großer Dank an alle!), möchte keines von ihnen missen und hoffe, dass es umgekehrt zumindest ähnlich aussieht. Für das Jahr 2025 werde ich mich bemühen, die Vielfalt der Disziplinen und Fächer, die über engagierte Professorinnen und Professoren bereits zu Wort gekommen sind, noch ein wenig zu erweitern.