Wir sind angekommen

Ertappt: Ich mag das Warten nicht, ich ärgere mich, wenn ich mal wieder viel zu lange auf den Zug, auf die S-Bahn oder auf eine Entscheidung warten muss, bis ich in einem Vorhaben den nächsten Schritt gehen kann. „Was gibt es Nutzloseres als Warten?“ (Dörpinghaus & Uphoff, 2012, S. 115) Genau! Aber: Wenn man Zeit und Bildung zum Gegenstand eines Buches macht (Quelle: Dörpinghaus, A. & Uphoff, I. K. (2012). Die Abschaffung der Zeit. Wie man Bildung erfolgreich verhindert. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft.), dann kommen eben doch andere Sichtweisen zum Vorschein:

Warten sehen wir heute als Zeitverschwendung an, was konsequent ist, wenn in unserem „Lebenszeitorganisationssystem“ Zeit nur noch als Ressource gilt. Man könne, so die Autoren, Warten aber auch als Entlastung deuten, was keineswegs einfach ist: „Gerade weil das Warten gegen den Druck der Zeit gerichtet ist, widerstrebt es mehr, als auf den ersten Blick angenommen und ist womöglich deshalb so wenig erwünscht. Der Wille will nichts und dadurch werden wir in unserem Denken freigestellt.“ (S. 117). Warten, Pausen, Wiederholung – alles, was sich dem Zeitregime von heute entgegenstellt, kann eine Bedingung für Bildung sein: „Im Moment der Verzögerung – im Warten, Pausieren und Wiederholen – entstehen Spielräume für Bildungsprozesse …“ (S. 123).

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Arbeitsmarktpolitische Problemgruppen durch Hochschulbildung?

Studium nach Bologna: Praxisbezüge stärken?!“ so lautet der Titel eines Buches von W. Schubarth, K. Speck, A. Seidel, C. Gottmann, C. Kamm & M. Krohn, 2012 erschienen. Ich bin also schon zwei Jahre „zu spät“ dran, aber, wie ich jetzt auch noch einmal in diesem Bch gelernt habe: Die Themen Praxis und Praxisbezug im Studium sind ohnehin ein Klassiker – also kein neues Bologna-Phänomen, sondern eine „alte Debatte“ (S. 24). Die meisten Beiträge des Bandes – so ist es der Einleitung zu entnehmen – entstammen aus der Abschlusstagung des Projekts ProPrax an der Universität Potsdam. Der Band vereint Texte mit empirischem Gehalt zu Praxisphasen im Studium mit Texten, die Praxisphasen aus der Perspektive verschiedener Akteure beleuchten, und Texten, die Entwicklungsperspektiven für Hochschulen aufzeigen, wenn es um die „Praxis“ im Studium geht.

Das Thema ist nicht nur aktuell, sondern höchst relevant: Studierende in fast allen Studiengängen scheinen mit dem Praxisbezug nicht ausreichend oder gar nicht zufrieden zu sein. Gleichzeitig hat wohl jeder Hochschullehrer bereits die Erfahrung gemacht, dass das, was Studierende (wie auch die Kollegen) unter Praxis und Praxisbezug im Studium verstehen, höchst unterschiedlich ist. Mehrere im Buch zitierte Studien liefern die empirische Belege für diesen Eindruck: Praxis und Praxisbezug sind mehrdimensionale Phänomene.

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