Ist die Ökonomsierung der Bildung ökonomisch?

2008 veranstaltet(e) unser Verein Ökonomie und Bildung zusammen mit der Hanns-Seidel-Stiftung eine Workshopreihe mit dem Titel: „Ist die Ökonomisierung unserer Bildung ökonomisch?“ Mit dieser recht schwierigen Frage hat sich im Oktober bereits ein Expertenkreis getroffen und im Kontext Kindergarten Ökonomisierungstendenzen und deren Folgen diskutiert. Leider konnte ich bei dieser Sitzung nicht anwesend sein. Gestern nun war der Kontext Schule dran und im Dezember folgt die Hochschule. In allen drei Kontexten kamen und kommen Vertreter aus Praxis, Wissenschaft und Wirtschaft zu Wort.

Gestern nun, am 10. November 2008, waren folgende Experten geladen: Josef Erhard, Amtschef im Bayerischen Ministerium für Unterricht und Kultus, Prof. Dr. Bernd Zymek, Erziehungswissenschaftler der Universität Münster, und Prof. Dr. Ludger Wößmann, Bildungsökonom an der LMU. Mit in der Runde war auch Fritz Böhle, Professor für Sozioökonomie, der auch Mitglied unseres Vereins ist. Der Workshop war mit ca. 35 Personen gut besucht (jedenfalls waren alle Plätze komplett belegt und der Raum voll). Auch eine ganze Reihe von Studierenden von uns waren dabei und zudem für ein kurzes Rollenspiel aktiv. Die Moderation (eine Redakteurin der SZ) war leider etwas eigenwillig und so bekam das durchaus engagierte Publikum nur wenig Chancen zum Mitreden. Na ja, vielleicht kann man das beim nächsten Mal besser hinbekommen.

Insbesondere der Schlagabtausch zwischen Bernd Zymek und Ludger Wößmann war in meinen Augen sehr spannend und ich versuche, im angehängten Dokument (erkenntnisse_workshop) die wichtigsten mir in Erinnerung gebliebenen Argumente zusammenzufassen. Die Diskussion verlief aus meiner Sicht auf einem recht hohen Niveau; schade, wie gesagt, dass die Beiträge aus dem Plenum kaum sinnvoll eingebunden und manche interessanten Gedankengänge ein wenig abgewürgt wurden. Frank und Sandra haben ihre  Eindrücke übrigens auch schon gepostet.

Personal Learning Environments in der Schule

Wieder ein „me-too-Beitrag“? 😉 Bei Beat habe ich die Ankündigung zu einer interessanten Tagung mit dem Titel „Personal Learning Environments“ in der Schule gelesen, die am 13.03.2009 in Goldau stattfindet. Dabei heißt es im Ankündigungstext u.a.: „Die Tagung erweitert den Begriff des Personal Learning Environments um alle medialen Werkzeuge, mit denen Lernende ihren Lernprozess verstärkt selbst gestalten können. Persönliche Hardware und Software unterstützen Lernende darin, eigene Lernziele zu setzen, ihren Lernprozess zu organisieren und zu steuern, Materialien und Ergebnisse zu sammeln und zu verknüpfen und sich mit anderen auszutauschen. E-Portfolios, elektronische Lerntagebücher und persönliche Geräte begleiten damit das eigene Wissensmanagement im Lernprozess.“

Das klingt zum einen sehr interessant; vor allem finde ich wichtig und spannend, wenn man (endlich) beginnt, die bestehende mediale Umwelt der Schüler, die sie außerhalb des Unterrichts ganz selbstverständlich nutzen, auch in der Schule endlich zur Kenntnis zu nehmen und daran anzuknüpfen.

Zum anderen könnte man fast von einem Déjà-Vu-Erlebnis sprechen, denn ich kann mich noch gut an die Diskussionen um den Begriff der „Lernumgebung“ anstelle des Begriffs „Unterricht“ erinnern – das war Mitte der 1990er Jahre, als man sich noch scheute, selbst von einer „Lernumgebung“ zu sprechen, die genau das auch umfassen sollte, was der obige Ankündigungstext verspricht: nämlich ein Arrangement von Materialien, Medien, aber auch situationalen Gegebenheiten. Auch dass der Wissensmanagement-Begriff nun wie selbstverständlich auftaucht, war noch Mitte der 1990er Jahre undenkbar: Allein die Assoziationen, die das „Management“ hervorrief, führte zu gewaltigen Abwehrreaktionen unter den pädagogisch orientierten Wissenschaftlern. Ein Fortschritt?

Heute gehe ich mitunter selbst etwas auf Distanz zum Wissensmanagement-Begriff, auch wenn mich das Thema weiterhin begleitet! Aber man muss sich in Acht nehmen, dass damit (im hier gegebenen Kontext) nicht eine verkürzte Sichtweise transportiert wird, die suggeriert, mit der Verfügbarkeit geeigneter (technischer) Werkzeuge ließen sich Informations- und Kommunikationsherausforderungen von heute spielend bewerkstelligen und „in den Griff bekommen“.

Das „Handwerkszeug“ der Sprache möglichst gut beherrschen, lernen, (wieder) Fragen zu stellen, zu hinterfragen, aber sich auch ausreichend informieren, bevor man die Dinge in Frage stellt – all das dürfen wir auch in einer Personal Learning Environment nicht vergessen. Und ich sehe nicht, wo und wie man sich genau darum in unserem Bildungssystem wirklich ernsthaft mit ausreichend Zeit und Energie bemüht …. Aber sollten uns die digitalen Medien hierfür wieder eine Art Trojanisches Pferd bieten – na klar, dann bin ich dabei :-).  Dumm ist dann nur wieder, dass wir lange erklären müssen, worum es uns eigentlich geht, weil wir die Medien vor uns hertragen und den Verdacht streuen, wir würden diese (als Selbstzweck?) ins Zentrum stellen.

Aber vielleicht wird das ja auch auf dieser Tagung diskutiert, die in jedem Fall (das wollte ich nicht in Abrede stellen) ein wichtiges Thema aufgreift. Viel Erfolg!!

Wer glaubt an uns?

So, nun ist der nächste Antrag gescheitert (Wissensmanagement im Sport bzw. genauer: bei Trainern im Leistungssport, wobei das schwer artikulierbare Erfahrungswissen im Mittelpunkt stand), der zumindest in der zweiten Runde war. Offenbar waren auch alle zentralen Kriterien erfüllt, denn die Begründung für die Ablehnung (ein Satz!) wirkte denn doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Okay – 2008 ist an sich ein gutes Jahr: Obama hat die Wahl gewonnen (und so sieht der Jubel aus: hier) und wen kümmern da (meine Person mal ausgenommen) abgelehnte Anträge aus einem Fach, dessen Beitrag zu Innovation und Wirtschaftskraft unseres Landes nicht eben hoch gehandelt wird.

Aber zum Verzweifeln ist es trotzdem: Noch nie habe ich so viele Anträge mit verschiedenen Strategien und Partnerschaften auf den Weg gebracht wie dieses Jahr (mir dabei Ostern und einen Teil meines Sommerurlaubs um die Ohren geschlagen) und noch wie war die Drittmittel-„Ausbeute“ so klein (oder besser mickrig) wie dieses Jahr. Also es ist ja ein Glück, dass ich meine Identitätskrise mit dem Übergang ins zweite Lebensjahrzehnt und das Scheitern meiner Ehe im Übergang zum dritten Lebensjahrzehnt hinter mich gebracht habe, so dass ich jetzt zumindest nicht flankiert von persönlichen Tiefs ins vierte Lebensjahrzehnt eine Art berufliche Krise mitnehme (ja okay, ich bin schon 43). Denn ein bisschen kommt mir das schon so vor: Sowohl in der Lehre (Stichwort Bologna) als auch in der Forschung (Stichwort Fördergelder) wird der Scherbenhaufen vor meinen Füßen größer. Was Bologna angeht, so bin ich bald soweit, dass ich meine Aussagen, die ich noch 2006 gemacht habe, revidiere: Was man via Akkreditierung aus der Bologna-Idee macht, kann man an sich als vernünftiger Mensch nicht mehr mittragen wollen (dass man dann quasi dazu gezwungen wird, es doch zu tun, fördert nicht gerade das persönliche Wohlbefinden). Und was die Forschungsförderung betrifft, so schwanke ich zwischen Resignation, Wut und Selbstbeschwichtigung, dass es zum einen keinen Sinn hat, sich aufzuregen und den Eindruck zu erwecken, beleidigt zu sein, und dass es zum anderen wahrscheinlichen vielen wie mir geht (und nur wenigen anderen eben anders).

Vielleicht sollte man eine Datenbank eröffnen mit gescheiterten Anträgen? Aber das hätte womöglich nur eine Art Friedhofscharakter. Dann vielleicht ein Portal mit „low budget-Projekten“, bei denen man potenziellen Förderern zeigt, was man schon geleistet hat, statt nur zu versprechen, was man mit Geld alles leisten könnte? Das wäre vielleicht konstruktiver. Und das könnten wir dann mit dem Titel belegen: „Wer glaubt an uns (und unser Institut) und fördert unsere Arbeit und Ziele?“ Wenigstens glauben die Amerikaner an Obama – und das ist freilich wichtiger – jetzt ohne jede Ironie! 🙂

me-too-Beitrag

Das ist ja eine schöne Bezeichnung von Beat (hier) für das, was man im Blog so oft macht: Man liest etwas bei einem Blogger und wenn es einem so wichtig ist, dass ein Kommentar zu wenig erscheint, schreibt man gleich noch selbt einen Beitrag dazu – und gibt höflich oder dankend die Quelle an :-). Vielleicht hat sich das ja schon eingebürgert, diese Posts als „me-too-Beitrag“ zu bezeichnen und ich habe es nur nicht mitbekommen? Überhaupt kenne ich den Begriff erst seit unserer Evaluation des Projekts business@school. Ja, ich weiß, darüber habe ich noch nicht berichtet (Sandra hat hier die Projektleitung) und das kann ich auch erst ausführlicher, wenn die Ergebnisse generell an die Öffenrtlichkeit sollen. Und in diesem Kontext habe ich erstmal svon Geschäftsideen gehört, die in gewisser Weise „Nachahmer-Produkte“ sind – me too eben.

I hope you have verstanden

Ja, wie bezeichnet man das jetzt, woraus dieser (Halb-)Satz stammt (kann man sich hier anhören)? Ein Schmählied auf die „Generation *lol*?“ – allerdings gesungen von einem aus der „Peer-Group“ – ein Verräter oder doch nur ein Zeichen, dass es Unsinn ist, von der Netzgeneration zu sprechen oder aber wie Kulturpessimisten (und Hirnforscher) den Untergang des Abendlandes nahen zu sehen? Wie auch immer: Ein netter Song und aufmerksam darauf geworden bin ich im D21-Projektblog, in dem sich in den letzten Wochen übrigens eine ganze Reihe interessanter Beiträge zum Thema digitale Medien in der Schule angesammelt haben.

Bei der Gelegenheit: Am 14. November 08 findet in Berlin der D21-Jahreskongress statt (Pogramm). Es ist große Prominenz angesagt, was mich ja eher immer etwas skeptisch stimmt, denn der Zusammenhang zwischen Reden und Handeln ist bekanntlich gerade auf dem Bildungssektor eher gering ausgeprägt. Am Nachmittag werde ich auch dort sein und in einer „Männerrunde“ über Medienkompetenz diskutieren (Forum 2).  Ich werde berichten …

Klimaneutrale Klimakonferenz

Über den Campus Innovation Newsletter bin ich auf die klimaneutrale wissenschaftliche Klimakonferenz 2008 gestoßen. Vom 3. bis 7. November 2008 geht es um: (a) die Vorstellung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf den Klimawandel, (b) die Präsentation von Projekten und sonstigen Initiativen, die sowohl in Industriestaaten als auch in Entwicklungsländern von Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, staatlichen Organisationen, und anderen durchgeführt werden, (c) die Diskussion über die Probleme, Hindernisse, Herausforderungen, Chancen und Potenziale in Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsprojekten in Europa im Allgemeinen; Anregung von Vernetzung und (d) die Förderung von Informations- und Wissensaustausch unter den Teilnehmern (Ziel: neue Kooperationsinitiativen und Entwicklung neuer Projekte). Wichtiges Thema, daher kann es nicht schaden, darauf aufmerksam zu machen!

Ich fände es einmal interessant, solche virtuellen Konferenzen auf ihre Effekte bei den Teilnehmern hin zu untersuchen. Ähnlich wie beim Lernen und Lehren ist ja zu erwarten, dass sich spezifische Vorteile und Besonderheiten ergeben, aber auch unterschiedliche Einschränkungen auftun. Ich fände es spannend, da mehr zu wissen, um künftig virtuelle Konferenzen vielleicht sogar im Wechsel im klassischen Konferenzen zu gestalten („Blended Conceferences“ sozusagen) oder andere Formate zu finden. Mir ist bislang keine Studie zu der Frage bekannt, welche Wirkungen derartige Veranstaltungen haben. Sollte da jemand etwas kennen: Ich freue mich über jeden Tipp :-).

Googelst du noch oder forscht du schon?

Googelst du noch oder forscht du schon?“ Erst dachte ich ja, hinter diesem Titel würde sich bei bildungsklick.de vielleicht ein kritischer Beitrag über die schnelle Suche im Web verbergen, die das Nachdenken, Planen, gezielte Handeln und anschließende Reflektieren (wie man es zumindest in der Forschung noch erwartet) thematisiert. Aber es war dann doch „nur“ zum einen ein Hinweis auf etwas marktschreierisch klingende Trendstudien, die den Nachwuchswissenschaftlern „Turbulenzen“ prophezeien, weil sie sich zunehmend mit den Forschern aus aller Welt messen müssten (ist das neu?).

Zum anderen informiert der Beitrag über ein neues Kommunikations- und Informationssystem für den wissenschaftlicher Nachwuchs, das noch heute (am 28. Oktober) im Rahmen der Tagung „Lust auf wissenschaftliche Karriere in Deutschland! Wege, Förderungen und Netzwerke im Überblick“ (siehe hier) online gehen soll. Na gut: Ich bin gespannt und werde mir das natürlich auch ansehen. Kann ja wahrlich nicht schaden, den wissenschaftliche Nachwuchs zu fördern, allerdings müsste man parallel zur Information auch die Bedingungen verbessern.

Der Beitrag in bildungsklick.de jedenfalls geht mir ein wenig auf die Nerven: Es ist einer dieser typischen Artikel, die auch Wissenschaft und Forschung zunehmend instrumentalisieren bzw. auf die Funktion einengen, die Wirtschaftskraft unseres Landes voranzubringen. Mehr Reichtum in unserem Land werden die wachsende sozialen, religiösen und ökologischen Probleme aber nicht lösen, ebenso wenig das alleinige Vertrauen auf technische Innovationen – vor allem wenn uns gleichzeitig die „Denkkraft“ für soziale Innovationen verloren geht.

Ein großes Dankeschön an die Bildungspolitik

Auf der Web-Seite der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) wird u.a. in den FAQs die Frage beantwortet, ob alle, die einen Bachelor haben, in einen Master-Studiengang wechseln können. Da heißt es: „Grundsätzlich berechtigt der Bachelor zur Aufnahme eines Master-Studiums. Zusätzlich zu einem ersten berufsqualifizierenden Studienabschluss kann die Hochschule weitere Zulassungskriterien festsetzen, zum Beispiel ein Test oder ein Auswahlgespräch. Der Bachelor gilt zunächst als Regelabschluss, d.h. sicherlich werden nicht alle Studierenden direkt im Anschluss einen Master-Studiengang beginnen. Ein Teil der Studierenden wird zunächst in das Berufsleben eintreten und unter Umständen nach oder begleitend zu einer Berufstätigkeit ein Masterstudium aufnehmen.“ Soweit die Theorie oder sollten wir besser sagen: die unbestimmte Ahnung der HRK?

In einer bereits einige Jahre zurückliegenden Befragung der HIS GmbH wird deutlich, dass immerhin 4/5 der Bachelor-Absolventen einen Master machen wollen. Das entspricht auch in etwa unserer Erfahrung im Studiengang Medien und Kommunikation. Davon, dass der Bachelor also Regelabschluss ist, kann keine Rede ist. Interessanter Weise erkennt nicht mal die Universität (jedenfalls die unsrige) einen BA-Abschluss als Voraussetzung dafür an, z.B. als wissenschaftlicher Mitarbeiter in einem Drittmittelprojekt arbeiten zu können (gleichzeitig wird diskutiert, ob und wann man gleich nach dem BA promovieren könnte – wie absurd!)

Zwei Probleme tun sich aus meiner Sicht aktuell besonders stark auf:

  1. Investitionen seitens der Länder konzentrieren sich komplett auf den Bachelor: Es zählen neue Studienplätze, aber ausschließlich Bachelor-Plätze (damit die Abiturienten versorgt werden können)! Diesen Studierenden suggeriert man zwar, dass sie nachher einen Master dranhängen können, man verschweigt ihnen aber, dass es in vielen Fächern viel zu wenige Master-Plätze gibt, denn dafür dürfen neue Ressourcen, die man den UNiversitäten gibt, gar nicht verwendet werden (vielleicht hofft man darauf, dass vielen nach einem Klausur-bestückten BA-Studiengang die Lust auf Uni ohnehin vergangen ist). Das ist nicht nur eine üble Täuschung der Studierenden, sondern das nimmt uns auch die Chance für eine vernünftige Nachwuchsförderung.
  2. Selbst auf der operativen Ebene hat man irgendwie alles nur zur Hälfte, aber bestimmt nicht zu Ende gedacht: Wer wie wir als Einzelperson im Schnitt ca. 30 Erstgutachten pro Semester zu erstellen hat und wer, wie wir alle, ganz offiziell drei Monate Zeit für Gutachten erhält, der kann innerhalb weniger Wochen nicht alle Abschlussarbeiten gelesen und korrigiert haben – aber genau das wäre für die Studierenden nötig, um anschließend an den Bachelor- in einen Master-Studiengang übergehen zu können. Diese Studierenden hängen komplett in der Luft – sowohl an der eigenen Uni und noch mehr, wenn sie nach dem Bachelor in den Master einer anderen Uni wechseln wollen. Selbst die Mobilität im eigenen (Bundes-)Land wird da schnell zum Spießrutenlauf. Die Studentenkanzleien und Prüfungsämter scheinen mir allerorten überfordert zu sein – und überrannt von Beschlüssen, die keine praktische Grundlage haben.

Vielen Dank an die Bildungspolitik, kann ich da nur sagen: Vielen Dank für die sorgfältigen Planungen und realistischen Einschätzungen. Vielen Dank auch, dass es völlig egal zu sein scheint, welche Erfahrungen sich aktuell an vielen Universitäten anhäufen, ohne dass diese auch nur irgendwie zur Kenntnis genommen werden!

Es lebe die Lehre

Die erste Woche des Wintersemesters ist nun schon wieder vorüber. Nach einem sogenannten Forschungsfreisemester (das erste nach sieben Jahren Lehre non-stop) – gemeint als Semester, in dem man sich vor allem der Forschung widmet und daher von der Lehre freigestellt ist (leider aber war es eher ein „Verwaltungs-Vollsemester“, in dem ich weniger Zeit für Forschung als jemals zuvor hatte) – hatte ich mich innerlich auf stressige Wochen eingestellt: Könnte ja sein, dass man sich zu rasch an „Nicht-Lehre“ gewöhnt. Vier Veranstaltungen, Sprechstunden und viele Fragen zwischen Tür und Angel und einige Prüfungen liegen hinter mir, sogar drei Abschlussarbeiten habe ich schon gelesen (leider liegen noch ca. 25 in meinem Regal), aber ganz ehrlich: Verglichen mit dem bürokratischen Wahnsinn, aberwitzigen Bologna-Folgen und Kämpfen mit einer (teilweise) überforderten Verwaltung hat man doch das Gefühl, was Vernünftiges und Sinnvolles zu leisten, wenn man mit Studierenden zu tun hat, sie in ihr erstes Semester begleitet, beim Überwinden von Hürdern bei der Abschlussarbeit hilft und versucht, das eigene Wissen weiterzugeben. Liebe Studierende: Auf der Stress-Skala rangiert ihr bei mir ganz unten und fast immer macht es Freude, mit euch zu arbeiten (Ausnahmen gibts freilich immer mal).

Natürlich kann und will ich die Gründe für meinen „Bürokratie-Frust“ hier nicht konkretisieren – auch wenn es mir manchmal in den Fingern juckt und es vielleicht die Leserzahlen in die Höhe treiben würde, könnte sich doch so mancher Hochschullehrer oder Mitarbeiter sicher wiedererkennen und zumindest das Gefühl haben, mit Erlebnissen aus dem Reich der Verwaltung nicht allein zu sein.  Ich weiß ja nicht, ob es richtig ist, dass wir uns als Wissenschaftler diese immense Bürokratisierung so sang- und klanglos gefallen lassen (ich habe aber bis dato auch noch nichts dagegen unternommen, sondern es als gegeben hingenommen). Aus meiner Sicht steckt hinter der aktuellen Überregulierung und fortschreitenden Formalisierung von zunehmend mehr Abläufen (was immer mit Anträgen beginnt, die sich dann so häufen, dass sie gar nicht mehr in erträglichen Zeitabschnitten bearbeitet werden können) ein tiefes Misstrauen gegenüber Hochschullehrern und Studierenden – anders kann ich mir den Evaluations-, Kontroll-, Antrags- und Regelungswahn nicht erklären. Kapiert habe ich inzwischen allerdings auch, dass Ängste der Unileitungen vor klagenden Studierenden zumindest mit zu den Gründen gehören, warum wir sogar als Hochschullehrer mitunter zu kleinen Hobby-Juristen avancieren und lustige gesetzesartige Sätze am laufenden Band produzieren müssen.

Es wäre – so denke ich – einfacher, wenn es hohe ethische Standards auf beiden Seiten (bei Lehrenden wie Studierenden) gäbe, die es erlauben, mit einem Minimum an Regelungen auszukommen, an die man sich dann aber auch zu halten hat. Die vielen Ausnahmen, Fristverlängerungen und sonstigen Extras, die leider auch die Studierenden viel zu oft wollen und verlangen, tragen wohl schon mit dazu bei, dass – wie im Steuerrecht – immer mehr Formalismen erfunden werden, die recht schnell keiner mehr so recht kennt und versteht. Demnächst brauchen wir wohl analog zum Steuerberater den „Ordnungs-Berater“, der bei der Auslegung von Studien- und Prüfungsordnungen und sonstigem Regelwerk hilft. Ich werde den ersten Antrag auf solch einen Berater stellen: Vielleicht kann ich dann im nächsten Forschungsfreisemester (das wäre dann 2015 ;-)) tatsächlich Forschung praktizieren

Vortrag zum persönlichen Wissensmanagement

Wie vor einigen Tagen versprochen (nämlich hier), stelle ich nun mein Vortragsmanuskript zur Verfügung, das Grundlage meines gestrigen Vortrags in Karlsruhe beim jährlichen Symposium des Arbeitskreises Wissensmanagement war. Gegenstand war das persönliche Wissensmanagement, das ich theoretisch beleuchtet und anhand von Knowledge Blogs mit praktischen und empirischen Argumenten ergänzt habe: vortragpwm_karlsruheokt08