Dass die Masse kein Garant dafür ist, dass sich jemand für eine Sache verantwortlich fühlt, ist an sich hinlänglich bekannt. Man denke nur an die traurige Tatsache, dass ganze Menschenhorden an Unfällen oder Menschen in Bedrängnis achtlos vorübergehen oder –fahren. Dass dieses Problem auch bei weniger existenziellen Ereignissen im virtuellen Raum auftritt, darauf verweist der Spiegel Online-Artikel „Hilferuf aus dem Maschinenraum“. Der Beitrag schildert, dass und warum es bei Wikipedia keinen Mangel an neuen Einträgen, wohl aber ein Defizit bei der kontinuierlichen Pflege derselben gibt. Die Folge sind verwahrloste Einträge und ein beständiges Wiederaufflammen des „Relevanz-Streits“ (Was ist relevant genug, um in einer Enzyklopädie zu stehen?). Dagegen hilft nur das permanente „sich kümmern“ – aber wer macht es? Wer kümmert sich? Ich finde diese Frage sehr wichtig – und zwar auch deshalb, weil das keine Frage ist, die allein Wikipedia betrifft, sondern generell gilt – gerade auch in Bildungsinstitutionen. Es gibt viele Leute mit vielen guten Ideen, auch solche, die mal eben was initiieren. Wer aber kümmert sich darum, dass nach der ersten Euphorie auch etwas entsteht, das zumindest für einen nennenswerten Zeitraum erhalten bleibt und Bildungspotenziale bietet? Wer fühlt sich wofür verantwortlich? Dass man diese Frage zu wenig stellt (und ich nehme mich da gar nicht aus), ist eine meiner größten Befürchtungen, wenn wir im Zuge der Web 2.0-Bewegung darauf setzen, dass allein die Masse schon ein Gewinn ist. Aber Masse bedeutet immer auch Anonymität und das dürfte der größte Feind für persönliche Verantwortung sein. Wenn man den hier zitierten Spiegel Online-Beitrag zu Wikipedia unter dieser Perspektive liest, könnte man ihn viel grundsätzlicher verstehen – nämlich als Anstoß zum Nachdenken darüber, wofür man sich als Einzelner wirklich so verantwortlich fühlt, dass man bereit ist, sich längerfristig und intensiver darum zu kümmern.
Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.«
»Ich bin zeitlebens für das verantwortlich, was ich mir vertraut gemacht habe«, wiederholte der kleine Prinz, um es sich zu merken.
Aus: Antoine de St.-Exupéry – Der kleine Prinz
Ich.
✔ Aktiv in der Wikipedia als Realname seit fast zwei Jahren und schon eine ganze Menge dabei gelernt u.a. Artikel übersetzt
✔ Grade erst eine mobile Applikation für Uni Bremen gebaut
✔ Am 17.12.2009 nächster EduHack’r Pow Wow in Bremen
✔ Für die Bibliothek der Uni eine Idee hergegeben was man mit den Büchern Tolles tun könnte
Im Zitationsindex mit Impactfaktor taucht davon allerdings nullkommanull auf. ☹
Hallo Helge,
die Frage ist, wie viele „Ichs“ es gibt – vor allem für die eher kuriosen Einträge, um die sich der zitierte Spiegel Online-Artikel dreht ;-). Aber im Ernst: Es gibt sie, die Kümmerer, aber wohl in weit weniger großer Anzahl, als man es vielleicht meinen oder hoffen würde. Fazit: Du bist also ein Hoffnungsträger. 🙂
Gabi