Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Bitte so, wie man es kennt

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Seit Anfang 2015 laufen im Hintergrund bereits die Vorarbeiten für eine neue wissenschaftliche Zeitschrift, die sich auf Design-Based Research in den Bildungswissenschaften spezialisiert: Educational Design Research (EDeR), die zweimal im Jahr erscheinen soll, deutsche und englische Beiträge umfasst und online sowie im Open Access-Format publiziert (hier ein Überblick über die Beteiligten).

Thematisch befasst sich EDeR mit entwicklungsorientierter Bildungsforschung bzw. mit Design-based Research in den Bildungswissenschaften. Alle Bildungskontexte, -fragen und -phänomene können Gegenstand von Beiträgen sein: formale und informelle Bildung, Bildung über die Lebensspanne, Lernen, Lehren und/oder Erziehung in allen Bildungsbereichen und -institutionen. Der Fokus auf Design-Based Research bedingt ein interdisziplinäres Spektrum: Beiträge können daher z.B. pädagogischen, psychologischen, soziologischen, ökonomischen, informationstechnischen Ursprungs sein, sofern sie sich Bildungsthemen widmen.

EDeR – so die Zielsetzung bei der Gründung – bietet (Nachwuchs-)Wissenschaftler/innen eine Möglichkeit, entwicklungsorientierte Forschungsarbeiten öffentlich und der kritischen Diskussion zugänglich zu machen. Es ist erklärtes Ziel von EDeR, das Paradigma der Design-Based Research zu fördern und an der (Weiter-)Entwicklung wissenschaftlicher Standards mitzuarbeiten. EDeR ist Publikationsplattform für eine nachhaltige und transdisziplinäre Bildungsforschung, von der Wissenschaft und Praxis gleichermaßen profitieren.

EDeR arbeitet mit mehreren Beitragsformen: wissenschaftliche Beiträge (academic articles) und praktische Illustrationen (practical illustrations) sowie Diskussionsbeiträgen (siehe unten). Wissenschaftliche Beiträge können sein: theoretische bzw. methodologische Aufsätze zu Design-Based Research, Konzepte für Design-Based Research-Projekte, Ergebnisse aus verschiedenen Phasen von Design-based Research-Projekten, Darstellung vollständiger Design-Based Research-Arbeiten. Praktische Illustrationen können sein: Text-, Bild-, Audio- und/oder Video-Ergänzungen zu wissenschaftlichen Beiträgen, Auskoppelungen aus Design-Based Research-Arbeiten für spezifische Praxisziele, Innovationen aus der Bildungspraxis als Impulsgeber für Design-Based Research.

Hier die ersten Infos zu den Personen, die hinter EDeR stehen und sich bereit erklärt haben, als Gutachter an diesem Vorhaben mitzuarbeiten. Und das ist ein wichtiges Stichwort – das Begutachtungsverfahren. EDeR arbeitet mit einem Triple-Peer-Review. Es umfasst drei Phasen und drei Reviewer in verschiedenen Rollen und soll dazu beitragen, dass das Begutachtungsverfahren der Qualitätsentwicklung, -sicherung und -differenzierung dient und die skizzierten Ziele der Zeitschrift fördert:

Phase I verläuft nach einem Senior-Editor-Modell: Der Autor sucht sich selbst einen Reviewer mit Expertise-Vorsprung, der als Mentor fungiert, vom einzureichenden Text überzeugt ist, entscheidet, dass dieser publiziert werden sollte und mit seinem Feedback die Verbesserung des Textes unterstützt. Reviewer I (Mentor) wird auf dem Text mit aufgeführt, der bei den Herausgebern von EDeR eingereicht wird.

Phase II verläuft nach dem klassischen Peer-Review-Modell: Die Herausgeber bestimmen zwei Reviewer mit Fachexpertise, die als Evaluatoren fungieren, den eingereichten Text nach einer Reihe vorgegebener Kriterien bewerten und dann entscheiden, ob dieser abgelehnt oder (ggf. mit Überarbeitung) angenommen wird. Reviewer II (Evaluator) entscheiden selbst, ob sie anonym bleiben oder namentlich auftreten.

Phase III verläuft nach einem Peer-Discussion-Modell: Der angenommene Beitrag geht an mindestens einen weiteren Reviewer, der als Diskutant fungiert und den Text in Form eines eigenständigen Kommentars bespricht und diskutiert. Der Autor und/oder der Senior-Editor können Diskutanten vorschlagen. Reviewer III (Diskutant) tritt namentlich auf und liefert einen eigenständigen Text.

Zum Triple Peer Review gibt es von mir auch einen Aufsatz – leider nicht online (siehe hier). Wer Interesse daran hat, kann sich aber gerne bei mir direkt melden. Das Vorhaben ist riskant – das ist es wohl immer, wenn man aus dem Mainstream ausschert. Das war bereits in der ersten Phase spürbar, als es darum ging, Mitstreiter/innen zu gewinnen. Ursprünglich war z.B. nur ein „Evaluator“ (Reviewer-Rolle II) vorgesehen, da ja auch vor- und nachgelagerte Review-Prozesse stattfinden. Aber der Blick richtete sich dann doch wieder auf die zweite, die klassische, einem vertraute, Stufe, und das sollte doch bitte so sein, wie man es kennt. Nun ja, da gilt es, Kompromisse zu machen, gleichzeitig aber auch die Grundidee zu bewahren, was nicht immer leicht ist.

Die erste Ausgabe wird eine Pilotausgabe, zu der wir Autoren/innen angesprochen und dazu ermuntert haben, sich bei diesem Experiment zu beteiligen, um auch mal alle Prozesse einmal testweise durchlaufen zu haben. Unser EDeR Editor-in-Chief ist übrigens Sebastian Fiedler, der im Rahmen seiner Stelle an der Uni Hamburg ganz entscheidend dazu beitragen wird, dass EDeR auch über die erste Ausgabe hinauskommt. Aktuell gehen einige Beiträge nun in Stufe II, ein paar weitere werden bald nachziehen. Wir sind jedenfalls fest entschlossen, dass wir natürlich noch 2016 mit der ersten Ausgabe online gehen und dann hoffentlich viele Interessierte zum Einreichen eigener Beiträge und/oder zur Mitarbeit als Reviewer in einer der drei Rollen gewinnen können.

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