Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Provinziell

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Forschendes Lernen in der Studieneingangsphase: Nun ist endlich das Buch zu unserem im Spätsommer 2018 abgeschlossenen Projekt FideS im Rahmen der Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre (QPL) erschienen: Es ist hier verfügbar.

Derzeit sind wir mit FideS in einer sogenannten Transferphase – für zwei Jahre und mit reduziertem Budget, zusammen mit sieben weiteren Projekten aus der Begleitforschung zum QPL. Am Donnerstag und Freitag gab es dazu in Berlin eine Veranstaltung der zuständigen Koordinierungsstelle und es war interessant zu sehen, dass und wie der Begriff des Transfers implizit doch recht verschieden gedeutet wird – was angesichts heterogener Forschungsdesigns aus der zurückliegenden ersten Projektphase freilich auch nicht verwunderlich ist.

Ein abschließender Vortrag von Peer Pasternack thematisierte die Rolle von Koordinierungsstellen beim BMBF und im Zusammenhang damit auch die Rolle der Kommunikation von Forschung und Forschungsergebnissen in die Öffentlichkeit – was ja im Transfer ein notwendiges Element ist. Mir fiel eine gewisse Neigung zur Psychologisierung fehlender oder mangelnder Kommunikations- und/oder Transferprozesse auf: Wissenschaftler, so die Botschaft, könnten es oft nicht mit ihrer Identität vereinbaren, auch mit der allgemeinen Öffentlichkeit (versus enge Fachöffentlichkeit) in Kontakt zu treten und ihre Ergebnisse aufzubereiten, würde sich daher dagegen sperren und dazu „nicht herablassen“. Das mag durchaus mitunter der Fall sein, doch ich denke, das Phänomen ist vielschichtiger:

Zum einen hängt das wohl in hohem Maße von der Art der Forschung und der damit meist zusammenhängenden Auffassung von Wissenschaft und Forschung ab. Zum anderen steigt der Druck immens, nur mehr auf Englisch in spezialisierten Fachjournalen zu publizieren, die in der Regel eine sehr kleine Leserschaft haben und vor allem die Fachöffentlichkeit wohl äußerst selten verlassen. Wer heute (wie wir oben) auf Deutsch publiziert und damit gegebenenfalls auch Praktiker eher erreicht, wer gar lokal forscht und neben wissenschaftlichen Erkenntnissen zugleich praktischen Nutzen stiften will, muss damit rechnen, als provinziell zu gelten. Schließlich wächst (im Gegenzug dazu?) das Marketingbedürfnis von Hochschulen in einer Form, die aus meiner Sicht völlig zu Recht auch ab und dann bei Wissenschaftlern auf Reaktanz stößt: nachfrageorientiert und auf Aufmerksamkeitseffekte ausgerichtete Formen der öffentlichen Kommunikation, die vor allem danach sucht, was man „da draußen hören will“.

Was ich sagen will: Neben individuellen Eigenheiten von Forschenden sind es wohl auch strukturelle Hindernisse, die den Transfer und die öffentliche Kommunikation entgegenstehen. Allein die Forschenden als Individuen dafür verantwortlich zu machen, greift meiner Einschätzung nach zu kurz.

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