„Die Qualität der Lehre stehe und falle […] mit der Eigeninitiative der Lehrenden“ – so lautet in einem Beitrag der Zeitschrift Forschung & Lehre der abschließende Satz, mit dem Peter-André Alt, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), zitiert wird. Der Artikel dreht sich um die Frage, wie Dozenten die aktuell pandemiebedingte Online-Lehre bewältigen und gibt anhand ausgewählter Stimmen aus der Hochschullehre einen, wie ich finde, recht anschaulichen Einblick in die derzeitige Lage der Hochschullehre.
Lehrende berichten, dass sich die Situation im (nun ausklingenden) Wintersemester merklich eingespielt habe und Routinen entstanden seien, dass aber die Gestaltung von Online-Lehre enorm zeitaufwändig bleibe und so manche Lehrende an ihre Grenzen bringe. Exemplarisch erläutert der Text, wie Lehrende auch didaktische Konzepte mit der Digitalisierung ändern – eine wichtige Feststellung, denn natürlich funktioniert ein „Ein-zu-Eins-Transport“ von der (physischen) Präsenzlehre in die Online Lehre (oder Hybrid-Lehre) nicht bzw. taugt allenfalls als Notfallreaktion in einer Krise. Ausführlicher wird geschildert, dass und warum die Kombination von synchronen und asynchronen Elementen zunehmend Anklang findet – bei Lehrenden und Studierenden gleichermaßen. Natürlich aber hat die Online-Lehre Grenzen: Anhand von Beispielen aus der Medizin und einigen Naturwissenschaften werden etwa die aktuellen Herausforderungen skizziert, welche die in (physischer) Präsenz notwendige Laborarbeit oder das Lernen am Patienten in der Pandemie mit sich bringen. Aber auch da scheint Not inzwischen erfinderisch zu machen und so manche Bewertung der Gestaltung von Hochschullehre unter pandemischen Bedingungen fällt offenbar besser aus als man erwartete hat.
An der Universität Hamburg wollen auch wir (am HUL) über mehrere Semester hinweg einen genaueren Blick darauf werfen, wie sich die Lehre verändert, welche Digitalisierungsgrade und -qualitäten sich in welchen Lehrformaten entwickeln (und mit ihnen die Lehrformate selbst) und welche weiteren didaktischen Entscheidungen damit verbunden sind. Unter dem Titel „TaLeS – Transformation von Lehren und Studieren unter digitalen Bedingungen. Trendstudien aus Lehrenden- und Studierenden-Perspektive an der Universität Hamburg“ starten wir in der nächsten Woche mit einer Online-Befragung der Lehrenden an der UHH und hoffen auf rege Beteiligung. Denn auch wir sind überzeugt davon, dass neben institutioneller Verantwortung für angemessene Bedingungen dafür, online (oder hybrid) lehren und studieren zu können, das individuelle Engagement und die didaktische Kreativität des Einzelnen gerade jetzt von enormer Bedeutung sind.