Das Buch „Reflective Teaching in Higher Education“ von Paul Ashwin et al., im Jahr 2020 in der zweiten Auflage erschienen, steht schon einige Monate in meinem Regal. Endlich bin ich dazu gekommen, mir einen Überblick über das Buch zu verschaffen und die meisten Kapitel zu lesen. Mein (erstes) Fazit:
Es ist eine in jedem Fall empfehlenswerte Lektüre: umfassend und jenseits von Rezepten und Modetrends. Das Buch ist in fünf Teil gegliedert. Die Autoren legen den Teilen zehn Prinzipien zugrunde, die auf ein britisches Forschungs- und Entwicklungsprogramm zurückgehen. Diese zehn Prinzipien sind allerdings meiner Einschätzung nach eher plausibel und man käme wohl auch (theoriegeleitet) ohne dieses Programm darauf; hier kann man sich die Prinzipien genauer anschauen.
Teil 1 (Becoming reflective) erörtert diese Prinzipien genauer, beschäftigt sich mit einigen grundlegenden Fragen zum Selbstverständnis von Hochschullehrenden, zum Lernen Studierender und zur Bedeutung der Reflexion, die ja auch im Titel prominent genannt ist.
Teil 2 (Creating conditions for learning) behandelt die Bedingungen von Studium und Lehre und beginnt gleich mit diversen Kontexten – auch mit den disziplinären Kontexten, was ich für wichtig halte. Die Bezugnahme auf Wissenschaft als Gegenstand an etlichen Stellen unterscheidet das Buch von lernpsychologisch konzipierten Werken zur Hochschuldidaktik. Des Weiteren werden Beziehungen zwischen Lehrenden und Lernen wie auch zwischen Lehren und Forschen thematisiert sowie die Gestaltung von Umgebungen für studentisches Lernen.
Teil 3 (Teaching for understanding) bildet gewissermaßen den didaktischen Kern des Buches – mit ausführlichen Kapiteln zur Curriculum-Gestaltung, zur Planung von Veranstaltungen, zum Lehrhandeln in der Interaktion mit Studierenden, zu kommunikativen Situationen und natürlich zum Assessment. Verschiedene bekannte und weniger bekannte Konzepte und Ansätze werden hier prägnant auf den Punkt und in eine sinnvolle Ordnung gebracht. Auch hier werden immer wieder Bezüge zu fachwissenschaftlichem Wissen hergestellt, das im Zentrum der Hochschullehre steht.
Teil 4 (Reflecting on consequences) macht über den Titel „Reflexion von Folgen“ bereits deutlich, dass es hier um die Frage geht, wie man sich ein Bild über die Wirkungen des eigenen Lehrhandeln machen und die Lehrqualität kontinuierlich verbessern kann. Unter dem Stichwort „Inklusion“ wird außerdem der besonderen Herausforderung einer wachsenden Heterogenität in den Zielgruppen wie auch Zielen der Hochschullehre Rechnung getragen.
Teil 5 (Deepening understanding) versteht sich als synoptischer Teil und versucht, „reflective teaching“ mit Scholarship of Teaching and Learning zusammenzubringen. Auch dem Stichwort Professionalisierung ist ein eigenes abschließendes Kapitel gewidmet.