Inzwischen ist der Erfahrungsschatz groß, was digitale Konferenzen bzw. Tagungen infolge der COVID-19-Pandemie betrifft: In Forschung & Lehre findet sich hier eine interessante Zusammenstellung kurzer Erfahrungsberichte einiger Professorinnen. Was beim Lesen auffällt: Kaum jemand findet digitale Konferenzen grundsätzlich schlecht. Gelobt werden die Reichweite, die möglich wird, und die neuen Formate, die entstanden sind. Hervorgehoben werden die potenzielle Effizienz, notwendige Fokussierung und größere Flexibilität. Auch der Austausch muss nicht zwingend schwächer ausfallen. Fast alle, die hier zu Wort kommen, vermissen dennoch den direkten Kontakt, den kreativitätsanregenden analogen Raum, die unmittelbaren Reaktionen der anderen auf den eigenen Beitrag, den gemeinsamen Kaffee und das gesellige Essen. Auch die Kosten müssen bei digitalen Konferenzen stimmen und fair sein, sonst entsteht Unmut. Kurz: Die Erfahrungen sind – wie es einer der Befragten bildreich formuliert – begleitet von von Freude und Euphorie wie auch von Stoßseufzern und Tränen.
Was folgt daraus? Es ist meine Hoffnung, dass wir nicht nur in der Hochschullehre, sondern auch in der Gremienarbeit und im wissenschaftlichen Austausch auf Tagungen bzw. Konferenzen aus der Pandemie und den Erfahrungen lernen, die wir mit alternativen Umsetzungen im digitalen Raum gemacht haben. Es müsste, sollte die Pandemie tatsächlich langfristig abflachen, erneut experimentiert werden: mit hybriden Formaten ebenso wie mit einem Wechsel von Präsenz- und digitalen Tagungen. Gerade für kleinere Tagungen mit entsprechend kleineren Fachgemeinschaften könnte ein Wechsel von Präsenz- und digitalen Angeboten interessant sein: Auch schon vor COVID-19 war mein Eindruck, dass zum einen jährliche Tagungen nicht immer sinnvoll sind und zum anderen die Reiserei zu zig Tagungen keinen produktiven Beitrag zum Erkenntnisgewinn leisten. Eine sinnvolle Reduktion, dafür mehr Qualität und größere Vielfalt im Konferenz- bzw. Tagungswesen … ich fände das nicht schlecht!