Ich beende die Blogpause mit einem neuen Impact Free-Artikel: Im Sommer habe ich mich mit Martin Schmidt und Frank Vohle unterhalten, die gemeinsam ein interessantes Lehrexperiment in der Mathematiklehre gemacht haben. Herausgekommen ist ein – wir nennen es – wissenschaftsdidaktisches Gespräch, das wir hier dokumentiert haben. Das Gespräch wie auch die Dokumentation waren meiner Einschätzung nach sehr fruchtbar und den Aufwand wert. Ich hoffe, der Beitrag ist auch für andere von Relevanz.
Diese Nachricht stammt von:
Hans-Georg Weigand, Prof. für Didaktik der Mathematik, Universität Würzburg
(Gabi Reinmann: Leider stimmt gerade etwas mit der Kommentarfunktion nicht. weshalb ich dies hier einstelle)
Herzlichen Dank an die Autorin und die beiden Autoren für dieses Gespräch. Ein ganz besonderer Dank gilt Martin Schmidt für sein Interesse an Veränderung seiner Mathematik-Veranstaltung und die explizite Durchführung eines Alternativmodells nach der Methode des „Social Video Learning“. Auch wenn dieses Experiment nicht das gewünschte Ziel erreicht hat, eine aktivere kommunikative Beteiligung der Studierenden an der Vorlesung, so sehe ich, in gleicher Weise wie die Gesprächsteilnehmer, den Erfolg in der persönlichen Weiterentwicklung des Dozenten im Hinblick auf eine Sensibilisierung der Verstehensprozesse der Studierenden. Über viele angesprochenen Punkte in diesem Gespräch ließe sich nun trefflich – vor allem auch unter Mathematiker-Kolleginnen und -Kollegen – diskutieren und streiten: Gründe für das mangelndes Feedback der Studierenden, Gestaltung von Flipped Classroom Veranstaltungen, Einbezug von – bei Mathematikvorlesungen – obligatorischen Übungen (die wurden im Gespräch nicht angesprochen), falsches Anreizsystem für Professor(inn)en bzgl. Forschung und Lehre. Hier soll und muss es reichen, auf einen Aspekt konstruktiv hinzuweisen, der in dem Gespräch nicht auftrat (aufgrund der Gesprächsteilnehmer auch nicht auftreten konnte), den ich aber für die Weiterentwicklung dieses Projekts und die Lehre in der Mathematik an Universitäten insgesamt als essentiell ansehe. Dies betrifft die Notwendigkeit, Interaktionen in, vor und nach Vorlesungen zwischen Lehrenden und Studierenden auch unter fachlichen und mathematikdidaktischen Gesichtspunkten zu sehen: Welche Inhalte sind (besonders) für Flipped Classroom geeignet? Welche Inhalte lassen überhaupt konstruktives Feedback von Studierenden erwarten? Wie ist das Zusammenspiel von individuellem Arbeiten, Arbeiten in Arbeitsgruppen (Übungen) und Teilnahme an der Veranstaltung? Kurzum, es geht um die Beurteilung von Kommunikationsstrukturen auf einer fachlichen und didaktischen Metaebene. Hier bin ich, natürlich muss ich das auch aufgrund meiner Profession sein(!), davon überzeugt, dass eine fachdidaktische Perspektive sowohl für Erklärungen von aufgetretenen Problemen und Schwierigkeiten als auch für konstruktive Weiterentwicklung nicht nur hilfreich, ja vielleicht sogar notwendig ist.