Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Hybridität: jenseits der Dichotomien

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Hybride Lernräume ist ein Begriff, der mir sehr gut geeignet erscheint, um die klassische Dichotomie zwischen „analog-digital“ an der Hochschule zu überwinden. Christian Kohls vertritt ebenfalls diese Auffassung und hat sich in diesem und letzten Jahr – zu Recht – durch zahlreiche Vorträge und seine Projekte an der TH Köln zum Thema Hybridität bereits einen Namen gemacht. Auch in Hamburg werden wir Christian zu einem Vortrag zu hybriden Lernräumen im Dezember (am 13.12.2022) begrüßen dürfen (siehe hier). In einem aktuellen Beitrag der DUZ, den man hier online lesen kann, definiert Christian Hybridität wie folgt:

„Der Begriff Hybridität impliziert Aktivitäten und Lernräume, die von traditionellen Dichotomien wie physisch/digital, akademisch/nicht akademisch, online/offline, formal/informell, lernen/lehren und individuell/sozial abweichen. Er bezieht sich auf orts- und zeitvielfältige Lerngelegenheiten und ist nicht auf die Kombination von physischen und digitalen Lernumgebungen reduziert. Vielmehr finden weitere Raumdimensionen wie etwa der Sozialraum, der Informationsraum, der Navigationsraum oder der didaktische Raum darin Beachtung. Die verschiedenen Räume sollen dabei nicht nur im Sinne des ´Seamless Learning´ überbrückt werden, sondern gleichberechtigt existieren und ineinander übergreifen“.

Dieser Definition kann ich mich in weiten Teilen sehr gut anschließen. Kritisieren würde ich allerdings, Lehren und Lernen als Dichotomie zu bezeichnen: Tatsächlich werden Lehren und Lernen oft als dichotom stilisiert, aber das ist ein wirklich ärgerlicher Kategorienfehler, denn Lehren und Lernen sind komplementär: Zumindest als Ideal lehrt man, damit andere etwas (besser) lernen können. Wollte man auf das Lehren verzichten, könnte man im Prinzip auch gleich alle Bildungseinrichtungen schließen (siehe dazu z.B. hier). Des Weiteren verstehe ich den didaktischen Raum so, dass er ein Sozial-, Informations- und Navigationsraum (im besten Fall) IST und nicht neben solchen Räumen steht. Ich gebe zu: Für Nicht-Didaktiker mögen das Nebensächlichkeiten sein; für die wissenschaftliche Befassung mit Didaktik hat es dennoch eine gewisse Bedeutung.

Weiter schreibt Christian: „Bei der Gestaltung hybrider Lernumgebungen ist die Frage nach den intendierten und tatsächlich stattfindenden Lernaktivitäten zentral.“ Ich halte das auch für wichtig – und zwar in allen Lehr-Lernangeboten unabhängig von Hybridität. In diesem Zusammenhang orientiere ich mich gerne an Peter Goodyear, der das aus meiner Sicht sehr gut auf den Punkt bringt (siehe z.B. hier).

Der Text in der DUZ verweist auch auf das laufende Vorhaben, sich durch gute Beispiele an verschiedenen Hochschulen inspirieren zu lassen und verschiedene hybride Raumlösungen zu sammeln und sortieren. Das halte ich für sehr erfolgversprechend. Bei e-teaching.org findet man derzeit bereits eine beachtliche Sammlung solcher „Lösungen“ für die Gestaltung hybrider Lernräume in der Hochschullehre.

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