Ohne missionarischen Eifer

Nun ist unser Buch zum Forschenden Entwerfen seit einigen Monaten erhältlich. Uns als Autoren (das sind Alexa Brase, Dominikus Herzberg und ich) bleibt in der Regel verborgen, wer das Buch liest und was Einzelne für sich „herauslesen“ können – außer, man kommt zusammen und spricht darüber.

Genau das haben wir am vergangenen Donnerstag an der Uni Hamburg getan (hier die Infos zur Veranstaltung): Neun Personen aus verschiedenen Fachrichtungen mit eigenen DBR-Projekten oder-Absichten waren angemeldet; im Vorfeld hatten wir uns in einem Online-Meeting zum Kennenlernen getroffen. Einer Teilnehmerin hat die Bahn einen Strich durch die Rechnung gemacht; alle anderen haben zu uns nach Hamburg gefunden und dafür zum Teil weite Wege auf sich genommen, um sich dem Präsenz-Austausch zu DBR in der Hochschuldidaktik anzuschließen.

Für mich war es sehr interessant zu erleben, wie das aus den Designwissenschaften inspirierte Modell zum Forschenden Entwerfen (einschließlich seiner Visualisierung) verstanden wird und ob es sich dazu eignet, zum Beispiel die eigene DBR-Arbeit zu beschreiben oder einzuordnen. Mein Eindruck war, dass dies grundsätzlich möglich ist. In der Diskussion sind wir unter anderem darauf gekommen, dass neue Modellvorschläge (wie der unsrige) nur dann Sinn ergeben, wenn dabei auch andere Perspektiven eröffnet werden als mit schon etablierten Modellen. Und genau das war auch unser Ziel: nämlich in Anlehnung an den Architekten Simon Kretz konsequent die Haltung „Research Through Design“ (RTD) einzunehmen und sich damit bewusst von der empirischen Bildungsforschung als Rahmen für DBR wegzubewegen.

Im zweiten Teil unseres Workshops haben wir uns mit spezifischen DBR-Instrumenten beschäftigt, wie wir sie versuchsweise für Forschendes Entwerfen in der Hochschuldidaktik zusammengestellt haben. Das Interesse der Gruppe ging vor allem in drei Richtungen: Autoethnografie, Gedankenexperiment und Mapping. Ich habe mich mit einigen unserer Teilnehmerinnen über die Autoethnografie ausgetauscht. Wir haben unter anderem darüber gesprochen, was die Autoethnografie besonders macht (die Narration) und wofür sie sich im Rahmen von RTD eignet (z.B. für schwer fassbare Themen wie Emotionen).

In der kurzen Abschlussrunde zum Ende des Workshops wurde deutlich, dass Vernetzung und Dialog sowie die Erkenntnis, mit den eigenen Fragen zu DBR nicht allein zu sein, für die meisten zu dem gehören, was sie aus der Veranstaltung mitnehmen. Positiv erwähnt wurde auch, dass wir als die Autoren des Buchs zum Forschenden Entwerfen nicht dogmatisch mit unserem Ansatz umgehen und also – ich ergänze das mal – keinen missionarischen Eifer an den Tag legen. Ich denke, das wäre auch schwer zu vereinbaren mit der auch im Buch verfolgten Sichtweise, dass DBR ein „Dach“ bildet, unter dem verschiedene Auffassungen gestaltungsbasierten Forschens Platz finden können. Dass Forschendes Entwerfen im Kontext Hochschuldidaktik unter diesem Dach einen FESTEN Platz findet, hoffe ich natürlich schon.

In einem Online-Follow-Up werden wir alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer Mitte Oktober noch einmal treffen. Im Idealfall dürfen wir so erfahren, was aus den vielfältigen Impulsen und Themen im Rahmen der Gespräche in den Folgewochen geworden ist.

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