Randständigkeit mit Wertschätzung

Über „Scholarship of Teaching and Learning“ (SoTL) ist in den letzten Jahren viel geschrieben worden – vor allem im englischsprachigen Bereich. Einen guten Überblick in deutscher Sprache gibt Ludwig Huber (Überblick siehe hier). SoTL hat mehrere eigene Publikationsorgane, unter anderem das International Journal of Scholarship of Teaching and Learning. In der Ausgabe vom Juli 2016 schreiben Karen Manarin und Earle Abrahamson über „Troublesome knowledge of SoTL“ und weisen unter diesem Titel – gestützt auf empirischen Daten – auf die Widersprüchlichkeiten und Spannungsverhältnisse hin, mit denen Fachwissenschaftler konfrontiert sind, wenn sie sich forschend mit ihrer Lehre beschäftigen. An Hochschulen gibt es konkurrierende Werte, die Forschung, Lehre und Verwaltung/Management betreffen: So bekennt man sich etwa zu Persönlichkeitsbildung und fordert Tiefenlernen, aber am Ende zählen Absolventenzahlen oder Evaluationsergebnisse – um nur ein Beispiel zu nennen. Dies, so die Autoren, mache es überhaupt erst möglich, dass SoTL zwar Wertschätzung erfahre, aber den Akteuren gleichzeitig Schwierigkeiten beschere: „Perhaps these competing visions of education are what SoTL can be officially valued, but marginalized“ (p. 3). Der Beitrag kombiniert grundlegende Überlegungen mit den Resultaten einer Studie und gibt so einen aus meiner Sicht aktuellen und anschaulichen Anstoß zur Diskussion von SoTL als einem Ansatz, der in der Hochschuldidaktik eine wichtige Brücke zwischen Forschung und Lehrpraxis schlägt und vielleicht auch eine wissenschaftsdidaktische Enkulturation befördern kann.

Ein Fest der Schriften

2010 – ein Jahr der Festschriften, könnte man fast schon sagen. Anlässlich des 65. Geburstages von Renate Schulz-Zander hat Birgit Eickelmann einen Band mit dem Titel „Bildung und Schule auf dem Weg in die Wissensgesellschaft“ beim Waxmann Verlag herausgegeben. Auch hier war es daher nicht möglich, den Beitrag von Sandra Hofhues und mir als Preprint vorher (und man sieht am Datum, dass das schon etwas läger her ist) zugänglich zu machen. Daher also auch das wieder „nachträglich“.

Beitrag_Festschrift_Schulz_Zander_26_04_09

Die Autoren kommen aus verschiedenen Disziplinen und stellen sich der Aufgabe (so der Klappentext), die Veränderungen der Bildung auf dem Weg in die Wissensgesellschaft zu reflektieren. Diese Mischung macht den Band auch interessant. Es finden sich darin sowohl theoretisch als auch empirisch ausgerichtete Artikel.

Für uns war die Mitarbeit eine gute Gelgenheit, endlich auch einmal einige unserer Ergebnisse und Erfahrungen aus dem Projekt business@school über den Abschlussbericht hinaus zu dokumentieren (ich habe hier mal kurz und eher nebenbei darüber berichtet).

Überfordert, was anderes erwartet oder zu hohe Ansprüche?

Diese HIS GmbH hat eine neue Studie zum Thema Studienabbruch online gestellt. Der genau Titel lautet: „Ursachen des Studienabbruchs in Bachelor- und in herkömmlichen Studiengängen“. Die Pressemitteilung kann hier abgerufen werden. Gleich darunter befindet sich der Link zum Bericht, der knapp 200 Seiten umfasst und einen differenzierten Eindruck macht. Es handelt sich um eine bundesweite Befragung von Exmatrikulierten des Studienjahres 2007/08; der Fragebogen findet sich am Ende des Berichts.

Unabhängig von der mehr oder weniger latenten Behandlung des „Bologna-Problems“ (verstärkt oder reduziert der Bachelor den Studienabbruch?) finde ich die Folgerungen der Autoren besonders interessant, was die „Problemlagen“ mit Bündelung mehrerer Faktoren betrifft, die einen Studienabbruch befördern. Ich zitiere aus der Zusammenfassung:

„Drei Gruppen von abbruchfördernden Problemlagen spielen … eine besondere Rolle Eine erste Gruppe von Studienabbrechern ist dadurch gekennzeichnet, dass sie schon mit schulischen Defiziten und schlechter Schulabschlussnote das Studium aufnimmt, der es dementsprechend an fachlichen Voraussetzungen mangelt. Wenn ihre Studienwahl zudem in hohem Maße extrinsisch bestimmt ist und sie über zu wenig Informationen über die Studienanforderungen bei Studienbeginn verfügten, fällt es solchen Studierenden schwer, hohe Studienleistungen zu erbringen. Die Abbruchgefahr steigert sich noch, wenn sie nicht in der Lage sind, sich die notwendigen Betreuungsleistungen zu erschließen bzw. wenn sie keine motivierende Betreuung durch die Lehrenden erfahren. Dieses Bündel von Bedingungen wirkt vor allem auf einen Studienabbruch aufgrund von Leistungsproblemen hin. Eine weitere Gruppe von Studienabbrechern startet mit falschen Studienerwartungen hinsichtlich der fachlichen Inhalte und der beruflichen Möglichkeiten. Ihre Studienwahl zeichnet sich häufig durch Unsicherheit bzw. dadurch aus, dass nicht das Wunschfach realisiert werden konnte. Sie geraten in Gefahr, das begonnene Studium wegen mangelnder Studienmotivation abzubrechen. Für eine dritte Gruppe von Studienabbrechern ist bezeichnend, dass sie in hohem Maße erwerbstätig sind, da dies ihre wichtigste Möglichkeit ist, die Studienfinanzierung zu gewährleisten. Das ist häufig bei Studierenden der Fall, die eine Berufsausbildung absolviert haben und eine lange Übergangsdauer zur Hochschule benötigten. Höhere Lebensansprüche, die zum Beispiel aus Zeiten einer Berufstätigkeit vor dem Studium resultieren, verschärfen die problematische Lage noch. Die betreffenden Studierenden sind stärker als andere in Gefahr, ihr Studium aus finanziellen Gründen abzubrechen.“

Diese Ergebnisinterpretationen finde ich deswegen so interessant, weil alle drei unmittelbare Hinweise für Gestaltungsmöglichkeiten an den Hochschulen bieten: (a) Gestaltung des Übergangs Schule – Hochschule; (b) Information, Erwartungssteuerung und Motivationsförderung; sowie (c) berufsbegleitende Studiengänge. Das sind bekannte Forderungen und Ziele, die durch die Studie erneut an Brisanz gewinnen.

Doch keine Prosumenten?

Viele Studien (JIM-Studie, HIS-Studie zum Studierendenverhalten) kommen zu dem Schluss, dass selbst die netzaffinen Bevölkerungsgruppen (jung, hoher Bildungsgrad) keine überwältigenden „Produzenten“ in der Netzwelt sind, also z.B. Blogs schreiben, sich an Wikis beteiligen, Bookmarks öffentlich machen etc. Eine jetzt bei eleed veröffentlichte Studie mit Nachwuchswissenschaftlern (online hier abrufbar) kommt zu dem Schluss, dass es mit der aktiv-konstruktiven Nutzung des Web 2.0 auch im Wissenschaftsbetrieb nicht so weit her ist: „In unserer Studie konnten wir zeigen, dass auch Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler das Web 2.0 zurzeit noch hauptsächlich als Recherche-Tool und damit eher passiv nutzen“, heißt es im Fazit nach Darstellung der Befragungsergebnisse von immerhin 2361 Doktoranden. Auffällige Unterschied zwischen Fach und Geschlecht gibt es bei den Ergebnissen nicht, die durchaus Parallelen zu anderen Online-Studien mit anderen Bevölkerungsgruppen aufweisen, wenngleich auf einem höheren Nutzungsniveau. Interessant, aber nicht erstaunlich: Nur 3 % der Befragten geben an, in einem eigenen Blog über wissenschaftliche Themen zu schreiben.

Eine Generalisierbarkeit der Resultate auf „die“ Wissenschaft erscheint mir allerdings nicht gerechtfertigt: Immerhin konzentriert sich die Studie auf den wissenschaftlichen Nachwuchs. Professoren wurden nicht befragt; na ja, viele hätten wohl gar nicht geantwortet. Selbstreflexion auf dieser Ebene ist – das fürchte ich – nicht so gefragt: Vor zehn Jahren gab es an der LMU München mal den Versuch, eine interdisziplinäre Forschergruppe zum Wissensmanagement aufzubauen, was aber leider nicht geklappt hat: Immerhin aber waren wir schon so weit, dass jeder Fachbereich eine Projektidee entwickelt hatte. Für unseren Fachbereich hatte ich mich für die Idee stark gemacht, das Wissensmanagement in dieser Forschergruppe zu untersuchen. Das war allerdings nicht durchzusetzen: Zu groß war wohl die Sorge, wie diese Ergebnisse am Ende aussehen würden.

Spiegel Online entdeckt Lehrerblogs

„Vormittags einsam an der Tafel, nachmittags gemeinsam im Netz: Manche Lehrer schreiben sich als Blogger den Schulfrust von der Seele. Sie nutzen das Internet aber eher als erzählerisches Tagebuch, nicht als Mecker-Medium – denn die Schulleitung könnte mitlesen. ….“ So beginnt (hier) ein kurze Artikel über Lehrerblogs in Spiegel Online, in dem auch zwei unserer Studentinnen genannt sind, die sich auf meine Ausschreibung von Bachelorarbeiten zur Untersuchung von Lehrerblogs gemeldet haben.

Eine von ihnen – Tamara Specht – ist inzwischen studentische Mitarbeiterin bei uns (hier). Inhalt der Arbeiten ist zum einen eine Inhaltsanalyse von Lehrerblogs und zum anderen eine Online-Befragung. Natürlich werden wir die Ergebnisse online zugänglich machen und die beteiligten Lehrer haben auch schon eine kleine Zusammenfassung erhalten. Doch Abschlussarbeiten wollen begutachtet sein und das Zweitgutachten von Tamaras Arbeit steht noch aus; die zweite Abschlussarbeit ist noch nicht fertig. Die Ergebnisse bilden für uns ein wichtiges komplementäres Element zu einer zweiten Arbeit (eine Masterarbeit, die ebenfalls bald fertig ist) zu Blogs wissenschaftlich tätiger Personen (Tamara Bianco, die für die Online-Umfrage im April 08 auch in ihrem Blog hier geworben hatte). Beide Arbeiten zusammen sind das angekündigte empirische Pendant zu unseren theoretischen Überlegungen, ob und inwieweit speziell Knowledge Blogs dazu geeignet sind, grundlegende psychologische Bedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit zu erfüllen (Arbeitsbericht). Auch die Ergebnisse dieser Studie werden wir zugänglich machen. Vorweg nur eines: Ja, unsere Annahmen treffen in vieler Hinsicht zu; vor allem das Autonomiebedürfnis der Knowledge Blogger ist hoch und lässt sich auch weitgehend erfüllen. Es zeigen sich viele Parallelen zur Gruppe der Blogger insgesamt, wie sie z.B. Jan Schmidt untersucht hat, aber auch interessante Unterschiede. Ich hoffe, das macht schon mal neugierig 😉 auf unsere empirischen Befunde, die in Bälde zu lesen sind.

Trends beschreiben oder setzen?

Das Institut für Medien- und Kompetenzforschung (ein privates Forschungsinstitut; das ist aus meiner Sicht schon wichtig zu wissen, da der Begriff „Institut“ eine Verbindung zu Hochschule nahelegt) hat einen neuen Trendmonitor zum E-Learning in Unternehmen (online hier abzurufen) vorgelegt (siehe auch den Blogbeitrag dazu von Jochen Robes). Zugrunde liegt eine Befragung von 53 Experten aus der „Bildungswirtschaft“, die auf der CeBIT befragt wurden (das Vorgehen wird kurz auf Seite 9 dargestellt). Nicht ganz klar ist mir, inwiefern es sich dabei wirklich um eine Delphi-Befragung (hier findet man eine gute Darstellung der Delphi-Methode von der Uni Leipzig) handelt, der mindestens zwei Befragungszyklen zugrundeliegen müssen (diese sind mit dem Hinweis auf Interview und Online-Fragebogen zu erahnen, aber leider nicht genau zu erkennen). Soweit zum Methodischen.

Was die Ergebnisse angeht, so zeigt sich u.a., dass Learning Management Systeme kaum mehr eine Rolle spielen, wobei zu vermuten ist, dass diese zur Selbstverständlichkeit geworden sind (was man z.B. an Hochschulen oder gar Schulen leider immer noch nicht in dieser Form behaupten kann). Online-Communities und Wikis wird eine hohe Zuwachsrate prognostiziert. E-Leraning und Wissensmanagement werden – so heißt es – „einander näher kommen“ (siehe hierzu auch das Themenheft der Zeitschrift für E-Learning aus dem letzten Jahr, wo wir ja offenbar einen Trend vorweggenommen haben ;-)). Interessant fand ich schließlich folgenden Satz: „Dass Hochschulen für die Weiterbildung in Unternehmen künftige eine „wichtige Rolle“ spielen werden, erwartet etwa jeder zweite Experte (48%), und 41 Prozent rechnen damit, dass Open Content sich stärker durchsetzt und „jeder Lerncontent verändern und weiter vertreiben“ kann.“ Mich würde interessieren, wie diese Rolle aussehen könnte – hoffentlich nicht nur so, dass man von den Hochschulen die Bereitstellung von Open Content erwartet – das wäre ein bisschen mager und vor allem sehr einseitig.

Ich finde solche „Trendmonitore“ sehr interessant – nicht nur im Hinblick auf ihre Ergebnisse. Interessant ist nämlich auch die Frage, welche Funktionen sie erfüllen: Wird ein Trend aufgezeigt (dann wäre man ausschließlich beschreibend tätig)? Oder wird er eher gemacht (indem Entwicklungen quasi herbeigeredet oder auch mitgestaltet werden)? Wahrscheinlich ist es beides! Wer auch immer jeweils „die“ Experten sind: Sie geben natürlich ihre Beobachtungen wieder, aber sie äußern selbstverständlich auch ihre persönlichen Präferenzen und Erwartungen. Damit möchte ich Prognosen dieser Art nicht abwerten: Ich denke nur, dass man sich als Beteiligter wie auch als Rezipient dieser Doppelfunktion bewusst sein sollte.

(N)ONLINER Atlas 2008

Über 50.000 Telefon-Interviews (wie schon im Jahr zuvor) mit zufällig ausgewählten Personen ab 14 Jahren liegen den Daten des (N)Online Atlas zugrunde. Ziel ist eine umfassende Erhebung der Internetnutzung in Deutschland, wobei vor allem Geschlechterunterschiede, Altersunterschiede und Unterschiede in den Bundesländern, aber auch Einflüsse von Bildung und Einkommen interessieren. Die Studie kann online (hier) abgerufen werden. Auf der dazugehörigen D21-Seite finden sich auch eine ganze Reihe von Presseberichten für die eiligen Leser – aber Achtung: Da werden dann natürlich nur einzelne Ergebnisse herausgegriffen. Interessant fand ich u.a. die Tatsache, dass bei der jungen Generation die Mädchen keineswegs mehr im Hintertreffen sind – im Gegenteil: Seit 2007 gibt es bei den 14- bis 19-Jährigen nicht nur eine fast flächendeckende Internet-Nutzung von fast 95 Prozent, sondern die Mädchen liegen dabei sogar ein wenig vorne. Das ist wichtig, auch wenn es letztlich natürlich noch wenig aussagekräftig ist, denn was genau mit dem Netz gemacht wird, bleibt bei solchen Studien ja eher außen vor.

Als Ergänzung sind daher Studien interessant, die auch den Funktionen nachgehen, die Medien für Jugendliche erfüllen. Dazu kann man z.B. die JIM-Studie von 2007 (hier) heranziehen, die ebenfalls mit repräsentativen Stichproben arbeitet, oder das aktuelle Medienkonvergenz Monitoring 2008, das mit wesentlich kleineren Stichproben arbeiten kann, weil die Fragen hier spezifischer sind. Beide Studien belegen, dass es zwischen Mädchen und Jungen in der Nutzungsform und in den Nutzungsmotiven deutliche Unterschiede gibt. Ich denke, hier muss man auch ansetzen, wenn man mehr Mädchen für Technik- und Informatik-Tätigkeiten, -Studiengänge und -berufe motivieren will. Statt immer nur nach den „Defiziten“ bei den Mädchen (mit den Jungen als Maßstab) zu suchen, sollte man mal genauer hinschauen, welche Potenziale in den bestehenden Arten und Gründen für die Nutzung des Internets bei den Mädchen vorhanden sind. Interessante Dinge laufen diesbezüglich z.B. an der Universität Bremen (in der Arbeitsgruppe für digitale Medien (dimeb) unter Leitung von Prof. Dr. Heidi Schelhowe.

Umfrage bei Knowledge Bloggern im Wissenschaftsbereich

Eine meiner studentischen Mitarbeiterinnen – Tamara Bianco – hat vor wenigen Tagen eine Online-Umfrage für ihre Masterarbeit zum Thema Knowledge Blogs gestartet. Angesprochen sind alle Blogger, die sich in ihrem Weblog auch mit wissenschaftlichen Themen (in welcher Form auch immer) beschäftigen. Das Ausfüllen des Fragebogens dauert ca. zehn Minuten. Hier geht es zur Umfrage:

http://bscw.uni-augsburg.de/survey/index.php?sid=56

Thematisch knüpft Tamaras Arbeit an den Arbeitsbericht zu Knowledge Blogs an, den sie mit mir erstellt hat. Ich hoffe, es finden sich viele Teilnehmer/innen an der kleinen Umfrage!

E-Learning und Evaluation

Peter Baumgartner hatte es bereits (hier) angekündigt: Die Dissertation von Annabell Preußler mit dem Titel „Wir evaluieren uns zu Tode. Möglichkeiten und Grenzen der Bewertung von Online-Lernen“ ist fertig und nun auch – erfreulicherweise – online zugänglich. Auch in Augsburg werden zunehmend mehr Dissertationen online publiziert – ein paar werden bei uns in diesem Jahr auch fertig – ich werde natürlich informieren.

Hier noch die Kurzfassung der Arbeit von Frau Preußler:

E-Learning ist derzeit uneingeschränkt up to date. Der Frage, worin dessen Vorteile liegen, wird oftmals mit wissenschaftlichen Studien begegnet: Wird durch E-Learning tatsächlich ein höherer Lernerfolg erzielt als mit traditionellem Lernen? Wie ist dieser messbar? Um in der Praxis zu untersuchen, ob ein E-Learning-Setting oder eine Präsenzveranstaltung besser zum Lernen geeignet ist, werden in der Regel Vergleichsuntersuchungen durchgeführt. In diesem Beitrag soll es darum gehen, die Schwierigkeiten dieser Art von Bewertung aufzuzeigen. Nach einer theoretischen Auseinandersetzung mit den Konstrukten Lernqualität und Lernerfolg werden Studien, die sich mit dem Zusammenhang von E-Learning und Lernerfolg beschäftigen, im Rahmen einer Meta-Evaluation analysiert und bewertet. Das Forschungsinteresse geht der Vermutung nach, dass Lernerfolg nicht eindeutig operationalisierbar ist und unspezifische Vergleiche von Online- versus Präsenzlernen nicht uneingeschränkt sinnvoll anwendbar sind. Dennoch werden am Ende der Arbeit Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen – diese greifen vor allem den Aspekt der Lernziele auf.

Dazu passt ja vielleicht auch eine aktuelle HIS-Studie zu Kapazitätseffekten von E-Learning an deutschen Hochschulen. Auch diese Publikation kann man kosten (hier) runterladen.

Gibt es eine "net generation"?

Die allgegenwärtige Behauptung, dass die zukünftigen Studierenden der Net Generation anders sind und anders lernen, und zwar so grundlegend anders, dass genau das die wichtigste Begründung dafür sei, dass wir neue Konzepte für die Lehre benötigen, das ist Rolf Schulmeister schon seit längerem ein Dorn im Auge. Für ihn ist diese Begründung teils schwach, teils sogar unseriös und er zeigt in seinem über 100 Seiten fassenden Dokument mit dem Titel „Gibt es eine ´net generation´?“, wie und warum er zu diesem Urteil kommt. Er tut dies mit vielen Hinweisen auf interessante Studien und Befunde und mit ebenso zahlreichen Argumenten gegen die mitunter raschen und oberflächlichen Behauptungen und Interpretationen von Forschern und Experten, die es eben damit nicht so genau nehmen. Man mag nicht mit allen Interpretationen und Folgerungen mit Rolf Schulmeister übereinstimmen – muss man ja auch nicht, denn was wäre die Wissenschaft, wenn wir immer aller Meinung sind. Aber ich meine, man kann ihm nur voll und ganz zustimmen, dass wir eines nötig brauchen: Eine transparente und sorgfältige Auseinandersetzung zu diesem Thema, Redlichkeit bei den Aussagen, Beachtung empirischer Studien und eine verantwortliche Deutung der Ergebnisse – aber auch Mut, dem Mainstream zu widersprechen, wenn es denn sinnvoll ist.

Rolf Schulmeister stellt seinen Beitrag online zur Verfügung – ich bin gespannt auf die Reaktionen. Hier der Link.