So richtig – mit Forschung?

Ist Hochschuldidaktik eine wissenschaftliche Disziplin: also so richtig – mit Forschung? Es sind nicht eben wenige, die das verneinen würden, aber es mehren sich die Stimmen, die auf diese Frage ein klares Ja antworten. Im Oktober 2015 habe ich (hier) bereits auf ein erstes Positionspapier aufmerksam gemacht, das von Bildungswissenschaftlern verfasst wurde, die sich um die Hochschuldidaktik als eine wissenschaftliche Disziplin bemühen. Aber:

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Living Document

Nun ist es schon wieder über eine Woche her, dass ich auf der Sektionstagung Erwachsenenbildung war – in Hannover. Die Tagung fand vom 29. September bis 01. Oktober 2015 statt und stand unter dem Motto „Differente Lernkulturen: regional, national, transnational“. Erfreulicherweise gab es auch ein Panel zu „Lernkulturen in Hochschulen“ (hier der Link zum Programm). Zusammen mit Tobias Jenert habe ich dort einen Vortrag gehalten mit dem Titel „Lernkulturen an Hochschulen erforschen: Methodologische Impulse für eine hochschuldidaktische Forschung“. Dazu ein andermal mehr. Wichtig war dieses Panel unter anderem auch aus dem Grund, weil es seit dem letzten Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (im März 2014 in Berlin) Bestrebungen gibt, die Hochschuldidaktik irgendwie auch in der DGFE zu verorten. Wo passt die Hochschuldidaktik hin? Karin Reiber hat letztes Jahr auf der Sektionstagung Erwachsenenbildung ein Positionspapier vorgestellt, das im Nachgang der DGfE-Tagung 2014 entstanden ist.

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Professoren – eine schwierige Klientel

Gestern und heute war ich an der Uni Gießen auf einer Veranstaltung zum Thema „Lehrkompetenzen für die wissenschaftliche Weiterbildung“ (hier mehr Infos). Elf Referenten (geplant waren zwölf, aber im Winter kommen nun mal ab und zu Krankheiten dazwischen) haben aus verschiedenen Perspektiven (methodisch, begrifflich-theoretisch, praktisch) von ihren Konzepten, Projekten, Erkenntnissen und Erfahrungen rund um Lehrkompetenzen an Hochschulen berichtet. Leider habe ich die letzten drei Vorträge nicht mehr mitverfolgen können (ich hoffe, man kommt noch anderweitig an die Inhalte), aber selbst ohne die Beiträge von Carola Iller (Linz), Karin Reiber (Esslingen) und Wolfgang Jütte & Markus Walber (Bielefeld) bleibt bei mir ein vielfältiges Bild verschiedenster Beschäftigungen mit dem Thema im Gedächtnis.

Zwei Beiträge stammten von den Veranstaltern der Tagung (Ivo Steininger und Olaf Hartung) und zeigten, wie über qualitative Einzelfallforschung Lehrkompetenzen in der wissenschaftlichen Weiterbildung untersucht werden. Mit besonderem Interesse aufgrund unserer eigenen Projekte zum Thema Videoreflexion habe ich die Beiträge aus der Uni Tübingen von Josef Schrader und Annika Goeze verfolgt. Alles in allem habe ich aus jedem der gehörten Vorträge interessante Perspektiven mitgenommen. Deutlich wurde (und das gilt auch für meinen eigenen Beitrag), dass es bereits schwierig ist, Lehrkompetenzen an Hochschulen für die grundständige Lehre zu bestimmen, aber dass es noch einmal weniger Erkenntnisse zu der Frage gibt, was spezifisch für das Lehren in der wissenschaftlichen Weiterbildung ist. In den Diskussionen zeichnete sich aus meiner Sicht ein gewisser Konsens dahingehend ab, dass Wissenschaft als Gegenstand des Lehrens und Lernens ein Spezifikum ist, das als deutliches Unterscheidungsmerkmal zu anderen Kontexten dienen könnte, in denen Lehrkompetenzen gebraucht werden. Festhalten kann man auch die offenbar weit verbreitete Erfahrung, dass speziell Professoren eine schwierige Klientel sind, wenn es um die Förderung von Lehrkompetenzen geht – ein Umstand, auf den ich vor einiger Zeit ja auch schon in einem Vortrag hingewiesen habe (hier).

Ausnahmsweise kann ich meinen Vortrag an dieser Stelle noch nicht öffentlich machen. Ich habe dazu auch einen schriftlichen Beitrag verfasst, der im Juni erscheinen wird – Open Access! Ich bitte daher einfach um ein klein wenig Geduld, weil ich der Publikation nicht vorgreifen will.

Education unlimited

„Change: Offene Hochschule = education Unlimited? Zwischen Humboldt und Fachkräftemangel“ – unter diesem Motto steht die diesjährige Campus Innovation in Hamburg am 22. und 23.11.1012. Zahlreiche bekannte Namen umfasst das interessante Programm (hier) und verspricht eine ertragreiche Veranstaltung. Leider ist mein letzter Besuch auf der Campus Innovation schon wieder ein paar Jahre her, aber Hamburg eben nicht um die Ecke 😉

Der Ankündigungstext klingt stellenweise recht ähnlich den Aussagen, die im Januar 2012 in Berlin als Grundlage für Vorträge und Diskussionen dienten (studium 2020: siehe hier). Das Thema „Durchlässigkeit des Hochschulsystems“ ist aber wohl komplex genug, um mehrere Tagungen dazu zu veranstalten, denn einfache Antworten wird es auf die Frage, für wen welche Hochschulen in welcher Weise mit welcher Zielsetzung offen sein sollten, nicht geben. Ich denke, speziell die Zielsetzung spielt hier eine zentrale Rolle.

Ich persönlich schwanke bei der Frage, für wen insbesondere die Universität offen sein sollte, regelmäßig zwischen einem „möglichst vielen – wäre doch toll, wenn eine wachsende Zahl von Menschen sich in und mit Wissenschaft bildet“ und einem „möglichst den Passenden – wäre doch schade, wenn wir nur noch Mittelmaß haben und die Wissenschaft in der Bildung verschwindet“. Ursache für diese Schwankungen sind eigene Erlebnisse und Erfahrungen, manchmal aber auch Bücher und Artikel.

Ich hoffe auf viele Videos und andere Einblicke in die Meinungen der Vortragenden und der Tagungsteilnehmer. Vielleicht kommen ja neue Argumente, gute Beispiele und Erkenntnisse zum Vorschein.

Die falschen Fragen

So nun war ich auch mal auf einer Fachtagung des Deutschen Hochschulverbands. Ich bin ehrlich gesagt mit etwas gemischten Gefühlen hingefahren – eben kein „Heimspiel“ (wie z.B. GMW), sondern „auswärts“ bei einem (eher Anzug-tragenden) Publikum, das sich schwer einschätzen lässt. Zudem sollte ich ein etwas unglücklich formuliertes Thema – „Digitales Denken“ (damit hatten andere Referenten auch Probleme) – aus der Sicht der Erziehungswissenschaften darstellen. Das ist natürlich fast unmöglich, weil man zig Akzente setzen kann und ob ich mit meinem Akzent („Freiheit und Zwang“) den richtigen Ton speziell für die Erziehungswissenschaften treffen würde, da war ich mir nicht sicher. Die Reaktionen aber waren positiv und am Ende war ich dann erleichtert. Der Vortrag selbst ist schon hier auf diesem Blog gepostet (Vortrag).

Schade ist, dass die Beiträge nicht als Video verfügbar sind; es soll aber Kurztexte von jedem Referenten geben, die dann in der Zeitschrift Forschung & Lehre abgedruckt werden. Na ja, besser als nichts. Es würde an dieser Stelle zu weit gehen, auf alle Vorträge im Einzelnen einzugehen. Ich beschränke mich daher auf ein paar ausgewählte „Schlaglichter“.

Sympathisch und ein schönes Gegengewicht zum Spitzer-Getöse hat der Neurobiologe Benedikt Grothe geliefert und unter anderem auf die Kategorienfehler hingewiesen, die seit dem Siegeszug der Neurowissenschaften immer wieder gemacht werden, wenn es um das Verhältnis des Menschen und insbesondere seines Gehirns zur Technik geht. Beispielhaft hat er deutlich gemacht, wie viel die Hirnforschung bereits wüsste und wie detailliert sie viele Prozesse beschreiben kann, wie schwierig bis unmöglich aber Deutungen sind, die wir alle so gerne für den (Medien-)Alltag hätten.

Der Kognitionspsychologe Gerd Gigerenzer hat sich auf die Botschaft konzentriert, dass auch psychologische Studien zu Fragen der Wechselwirkungen zwischen Mediennutzung und menschlichem Verhalten wenig aussagekräftig seien, weil sie (a) zu wenig langfristige Effekte im Blick hätten, (b) ausschließlich korrelative Zusammenhänge betrachten würden und (c) „falschen Fragen“ nachgingen. Von daher gäbe es weder für Euphorie noch für Phobie eine verlässliche „Evidenz“. Zusammen mit Grothe kommt Gigerenzer daher tendenziell zu dem Schluss, dass die Wissenschaft für die Fragen der Fachtagung eher wenig beizutragen habe.

Einen anderen Ton schlug der „Internet-Forscher“ Thomas Schildhauer an, der für die wirtschaftswissenschaftliche Sicht zuständig war: Er forscht unter anderem mit Geldern von Google und steht daher schon mal per se in Verdacht, die Phobie zu schüren – etwas anders formuliert hat er darauf auch mehrfach selbst in seinem Vortrag hingewiesen. In diesem hat er sich auf Phänomene wie „Crowd-Sourcing“, „Crowd-Funding“ konzentriert und mit zahlreichen Beispiele gezeigt, wie vor allem die vielfältigen Kommunikations- und Kooperationsmöglichkeiten des Netzes zu neuen Formen der Ideenentwicklung, aber auch zu neuen Geschäftsmodellen führen können. Die Aktivitäten von Thomas Schildhauer werde ich mir sicher genauer ansehen; ein paar Gedanken konnten wir am Rande der Veranstaltung schon austauschen.

Die abschließende Podiumsdiskussion hat ansatzweise durchaus Potenzial gehabt. Der offenbar schwierige Beitrag der Wissenschaft zu mehr Wissen (und Können?) zu Fragen der Mediennutzung und des Medieneinflusses in unserer Gesellschaft wurde als Anker genutzt und von den Referenten gerne aufgegriffen, um die aktuelle Forschungsförderung (großer Umfang der Drittmittelforschung, Probleme beim Peer Review, kurzfristige Projektforschung etc.) sowie andere wissenschaftspolitische Probleme, aber auch innerwissenschaftliche Herausforderungen anzusprechen. Auch aus dem Publikum kamen interessante Fragen und Beiträge, die aber aufgrund der verkürzten Zeit vom Moderator stellenweise etwas brachial abgewürgt worden sind.

Was nimmt man mit aus so einer Veranstaltung? Durchaus eine ganze Menge: Interdisziplinäre Vorträge (dazu auch Franks Eindrücke aus der Veranstaltung hier) und damit andere Sichtweisen, Ansätze zu einem Dialog, der eine oder andere interessante Kontakt …. Man könnte meiner Ansicht nach mehr daraus machen: Die zusammengetragenen Inhalte weiter bearbeiten und diskutieren, fruchtbar erscheinende Kontakte weiter verfolgen, die eine oder andere erwähnte Idee daraufhin abklopfen, ob es sich lohnt, sie weiter zu verfolgen – gerne via „crowd-thinking“ … Nur hat dafür leider kaum noch jemand Zeit!

Motivation, Disziplin, Leistung

„Was konstituiert Unterricht? Grenzgänge zwischen quantitativer und qualitativer Unterrichtsforschung“ – so lautete der Titel des Symposiums auf dem DGFE-Kongress 2012 in Osnabrück, den ich heute Nachmittag besucht hatte. Ziel war laut der beiden Organisatoren, Eckhard Klieme und Werner Helsper, eine „Verständigung über Differenzen und Gemeinsamkeiten der empirischen Erkenntnisbildung zum Unterricht“ (so der Text im Programmheft). In den einführenden Statements wurde weitgehend Harmonie demonstriert, ebenso wie am Ende, als Manfred Penzel von den „erstaunlichen Konvergenzen“ sprach, die bei quantitativer und qualitativer Forschung zutage treten würden. Nur in Nebenbemerkungen einiger der Referenten/innen, vor allem aber einiger Zuhörer-Fragen und allem voran im Abschluss-Statement von Andreas Gruschka wurden dann doch auch die Differenzen deutlich.

Im ersten Block stellten Breidenstein und Rademacher aus Halle einen Ausschnitt aus ihrer qualitativen Unterrichtsforschung zum offenen Unterricht in der Grundschule vor. Im Anschluss referierten Lotz und Gabriel aus Bamberg und Kassel ausgewählte Ergebnisse aus einem Projekt, in dem mit „niedrig und hoch inferenten Verfahren zur Erfassung von Unterricht“ ebenfalls in der Grundschule gearbeitet wird. Beide Teams hatten sich auf den Umgang mit dem Faktor Zeit konzentriert, was ich im Vergleich recht interessant fand. Die spätere Kritik, dass man da Unterricht auf die Nutzung der verfügbaren Zeit zum „Arbeiten“ an Aufgaben reduziere, fand ich wenig sinnvoll, denn es war an sich klar, dass das ausgewählte Ausschnitte aus den Studien waren.

Im zweiten Block gab es zunächst einen Vortrag von Reh aus Berlin, die eher generell über „Schätzungen“ und „Rekonstruktionen“ in der qualitativen Forschung gesprochen hat – ich gebe zu, da habe ich nicht alles verstanden, obschon ich meine, dass ich einen gewissen Überblick über Verfahren der qualitativen Sozialforschung habe. Keine Verständnisprobleme hatte ich dann aber beim Vortrag von Reusser, der anhand seiner Arbeiten mit Videoanalysen aus dem Unterricht seit Mitte 2000 aufzeigte, wie man verschiedene, auch quantitative und qualitative Verfahren, verbinden kann.

Was habe ich mitgenommen? Mir fällt auf, dass man an der Oberfläche Annäherung signalisiert, die ich den Rednern allerdings nicht so recht abnehme – mit Ausnahme von Kurt Reusser: Bei ihm merkt man sowohl im Vortrag als auch in der Diskussion, dass er weiß wovon er spricht, wenn er sowohl quantitative Analysen seiner Videodaten vorstellt als auch die methodologischen Herausforderungen erläutert und deutlich macht, dass sich auch ein quantitativ arbeitender Forscher in einem „nicht zu Ende kommenden hermeneutischen Prozess“ befindet. Letzteres halte ich für wichtig, denn bei vielen quantitativen Projekten habe ich den Eindruck, dass man sich zuerst bemüht, verschiedene Variablen zu isolieren, um hinterher festzustellen, dass es leider zu kompliziert ist, diese wieder zusammenzusetzen, was aber nötig wäre, um – wie Prenzel es formuliert hat – „Wissen auf Handlungsebenen“ zu produzieren. Andreas Gruschka plädierte darüber hinaus dafür, dass es eine bessere Kommunikation von der Wissenschaft zur Praxis geben müsse. Also: Mehr Handlungswissen und eine besser Vermittlung an die, die es brauchen, aber auch aussagekräftigere Ergebnisse für eine echte Verbesserung des Unterrichts ist angesagt. Oder wie ein Zuhörer treffend formuliert hat: Nur der Hinweis auf die Faktoren „Motivation, Disziplin und Leistung“ für erfolgreichen Unterricht sei zu dünn, treffe es doch auch auf jede Fußballmannschaft zu.

Hängen geblieben ist mir schließlich noch ein Statement aus dem Publikum, nämlich von Dietrich Benner, der darauf hingewiesen hat, dass es im Unterricht immer noch um eine Sache ginge, die gelernt werden soll. Und von der wäre nun gar nicht die Rede gewesen. Na ja, ein guter Aufhänger für meinen eigenen Vortrag morgen!

Pastorales Lehren?

Aktuell findet gerade die Veranstaltung „Studium 2020“ in Berlin statt: Noch bis heute Mittag geht es um verschiedenste Fragen rund um das Studium – nicht nur um didaktische, sondern auch um organisationale (hier das Programm). Gestern bin ich leider etwas zu spät gekommen, aber immerhin pünktlich zum Vortrag von Dieter Euler. Anschließend gab es einen Beitrag von Rolf Arnold und schließlich habe ich mich ins Forum gesetzt, in dem Rolf Schulmeister und John Erpenbeck didaktischen Fragen zum Studium der Zukunft nachgegangen sind. Mein Einwand in der sich anschließenden Diskussion, der sich vor allem auf die Ausführungen von Arnold und Erpenbeck bezog, nämlich dass Sätze wie „Wissensvermittlung ist keine Kompetenzentwicklung“ wenig hilfreich für didaktische Neuerungen und eher ein Kategorienfehler sind, ist offenbar ein bisschen so angekommen, als sei ich ein Spielverderber. Jedenfalls wurde in den Erwiderungen das Ganze wieder einmal um die eigene Achse gedreht und ließ meinen Einwand so aussehen, als sei ich ein Befürworter nutzloser Vorlesungen. Vielleicht nochmal auf diesem Wege zur Klarstellung: Es ist ein Unding, ein Studium vor allem auf darbietenden Lehrformen wie z.B. Vorlesungen aufzubauen. Notwendig ist meiner Auffassung nach ein gut überlegter, auf die Phase eines Studiums abgestimmter Mix aus verschiedenen Formaten. Ich kann allerdings nicht die Auffassung teilen, dass jede Form von darbietendem oder auch anleitendem Lehren etwas grundsätzlich „Pastorales“ hat – es kommt ja darauf an, WIE man das macht. Nur weil es so viele schlechte Vorlesungen gibt, kann man daraus doch nicht schließen, dass es grundsätzlich unmöglich ist, auch mal durch Zuhören (oder Zusehen) etwa zu lernen. Logisch ist, das man dabei (im besten Fall) etwas anderes lernt als in einem Projektseminar, und dort wieder etwas anderes als in einer Übung, und dort wieder etwas anderes als beim freien oder angeleiteten Selbststudium oder in einem Praktikum. Ich denke jedenfalls, dass uns diese unsäglichen Dichotomien (siehe auch hier) für eine bessere Gestaltung von Studiengängen NICHT weiterhelfen.

Gerne mal wieder!

Am 2. und 3. November findet an der Universität Leipzig die Herbsttagung 2011 der Sektion Medienpädagogik statt. Sie beschäftigt sich mit methodologischen und methodischen Herausforderungen und Perspektiven der medienpädagogischen Forschung. Im Programm (hier der Link) heißt es: „Ziel der Tagung ist es, sowohl einen Überblick über aktuelle Problem- und Fragestellungen als auch über die methodischen Innovationen, Designs und Techniken zu geben, mit denen die Medienpädagogik auf diese Herausforderungen reagiert.“ Zusammen mit Werner Sesink habe ich einen Beitrag verfasst, der mal wieder das Thema Gestaltung/Design/Entwicklung (wie immer man das nennen will) aufgreift. Unter dem Titel „Entwicklungsorientierte Bildungsforschung“ geht es darum, die genuin pädagogischen Begründungen für eine Entwicklungsforschung zu entfalten und dabei auch ähnliche, bereits bestehende Ansätze zu reflektieren (an anderer Stelle habe ich bereits im Zuge einer Ablehnung des Themas auf einer anderen Veranstaltung – nämlich hier – auf dieses Vorhaben hingewiesen). Die Textform des Beitrags ist in Grundzügen vorhanden, aber noch nicht fertig. Leider kann ich selbst aufgrund einer Terminüberschneidung nicht an der Tagung teilnehmen, sodass Werner Sesink unseren Beitrag allein referieren wird. Dennoch bin ich natürlich gespannt auf die Rückmeldungen, die wir dann auch noch in die Fertigstellung des Textes einfließen lassen können.

Die Zusammenarbeit mit Werner Sesink war bzw. ist für mich eine herausfordernde, aber äußert interessante Erfahrung. Bei der gemeinsamen Texterstellung habe ich viel gelernt und vor allem auch Einblick in Literatur erhalten, mit der ich mich bisher wenig beschäftigt habe. Als nicht einfach, aber als möglich hat sich dabei herausgestellt, dass man sich auch bei Unterschieden in der gewohnten sprachlichen Artikulation zusammenraufen und voneinander lernen kann. Von daher kann ich nur sagen: So ein Experiment wiederhole ich gerne einmal wieder!

Inhouse-Party

40 Jahre Institut für Wirtschaftspädagogik an der Universität St. Gallen – klar dass das eine Art „Inhouse-Party“ wird, wo sich Ehemalige und Aktuelle des IWP sowie „Insider“ der Community treffen und austauschen. Im Zentrum standen genuin wirtschaftspädagogische Fragen, allem voran (ähnlich wie in der E-Learning-Community rund um die GMW) auch solche, die die Zukunft des Faches betreffen. Da ich in diese Community nicht primär gehöre, war ich eher Zaungast und konnte die verschiedenen, aus meiner Sicht in jedem Fall interessanten und zum größten Teil auch inhaltlich und handwerklich gut gemachten Vorträge aus einer gewissen Distanz heraus verfolgen. Deutlich aber war für mich, dass viele Wirtschaftspädagogen eine sehr ähnliche Auffassung wie die aus verschiedenen Disziplinen stammenden Vertreter der Community zum Lehren/Lernen mit digitalen Medien vertreten – unter anderem auch, was methodische Fragen und die Problematik der Einengung von Empirie auf bestimmte empirische Verfahren betrifft. Das war mir zwar nicht an sich neu, aber die Tagung hat mir das mal wieder deutlich gemacht.

Besonders interessant war für mich der Workshop „Gestaltungsorientierte Forschung – ein Weg zu einer besseren didaktischen Praxis?“ Zwar habe ich da jetzt nichts gänzlich Neues gehört, aber neu war die Diskussion des Themas mit anderen Personen und die damit verbundene künftige Möglichkeit, den Kreis der Austauschpartner über das Thema „Entwicklungsforschung“ zu erweitern (zum eher schweren Stand der Entwicklungsforschung siehe u.a. auch hier).

Endlich mal persönlich kennengelernt habe ich bei dieser Gelegenheit Peter Sloane, dessen Schriften zur Modellversuchsforschung während meiner Habilitationsphase einen wichtigen Stellenwert hatten (und zwar als eine „deutsche Variante“ der um 2000 viel diskutierten „Modus-2-Forschung“). In seinem Vortrag wies er unter anderem auf die immer häufiger zu beobachtende Verkürzung von Wissenschaft auf Forschung (bzw. eine spezielle Auffassung von Forschung) und darauf hin, dass in der Folge Wissenschaft als gesellschaftlicher Auftrag (z.B. in Richtung Bildung und Gestaltung) verloren geht. Da fühlt man sich doch gleich ganz wohl – selbst als Zaungast bei der „Inhouse-Party“.

Nicht so oft so viel zu sagen

2011 habe ich mir eine gewisse Tagungsabstinenz verschrieben – und so war ich z.B. schon mal NICHT auf der Learntec, über die vor allem (mal wieder) Jochen Robes (hier) relativ ausführlich berichtet. Ich gehöre zwar ohnehin nicht zu denjenigen, die den Kalender sehr voll mit Tagungsterminen haben, aber bereits die, die da in der Regel drinstehen, bereiten mir zunehmend Kopfzerbrechen, weil ich das Gefühl habe, dass die Kommunikations- und Präsentationszeiten zahlreicher sind als die Denk-, Lese- und Produktionszeiten. Es ist ganz einfach: Ich hab gar nicht so oft so viel zu sagen – und schon gar nicht so oft was Neues.

Aber ich habe ein wenig verfolgt, was auf der Learntec so los war und bei mindestens zwei Ereignissen hatte ich auch ein persönliches Interesse:

Da ist zum einen das LT3-Lehrbuchprojekt von Martin Ebner und Sandra Schön, zu dem ich neben zahlreichen anderen Autoren auch einen Artikel beigesteuert habe. Nun ist es ja online, das Werk, und es ist schon mal (rein optisch) schön anzuschauen. Ob es auch schön zum Lesen ist, werde ich bei dieser Menge erst nach und nach feststellen können. Auf jeden Fall freue ich mich über so viele zahlreiche neue Online-Ressourcen für die Lehre, die ich mit Sicherheit gezielt nutzen werde. Dass Martin und Sandra dieses Projekt in diesem Tempo stemmen, hatte ich nicht recht glauben wollen, und bin eines Besseren belehrt worden. Herzlichen Glückwunsch dazu! Ein erster Blick in die Gesamtstruktur allerdings zerstreut meine Zweifel nicht, dass Bücher dieser Art für Novizen, die an der „Gesamtaufgabe Didaktik“ (versus nur ein spezieller Bereich) interessiert sind, schwer zu verarbeiten sind, weil eine Art Navigator fehlt, der einen durch die vielen Fragmente führt. Daher würde ich das Buch auch eher als Handbuch bezeichnen – trotz des Bemühens, einzelne Artikel mit Fragen und anderen Versuchen, das Selbstlernen zu erleichtern, anzureichern.

Zum anderen sind da auf der Learntec diverse Preisverleihungen gewesen wie z.B. der eureleA-Preis: Hier hat Frank und sein Team (und damit auch ein bisschen wir von der Uni, weil wir das Projekt wissenschaftlich begleiten) mit dem Projekt „edubreak-SportCampus: Web 2.0 gestütztes Lehr-Lernportal für die Traineraus- und Weiterbildung im organisierten Sport“ in der Kategorie „Beste Projektwirkung“ gewonnen (Franks Bericht dazu hier). Darüber habe ich mich sehr gefreut, weil ich eben weiß, wie viel Know-how und Engagement seit Jahren in dieses und verwandte Projekte zum Einsatz interaktiver Videotechnologien speziell für die Förderung von Lehrkompetenz hinein investiert wird. Jochen Robes weist in seinem Blogbeitrag zur Learntec darauf hin, dass vor allem eines nach wie vor ganz schlecht in die Köpfe reingeht: Lern- und Bildungserfolg lässt sich nicht messen wie die Verkaufszahlen von Smartphones. Was sich nicht messen lässt, gilt schon mal von vornherein in unserer Gesellschaft als minderwertig (weshalb man ja mit Gewalt auch in Schulen und Hochschulen alles möglichst betriebswirtschaftlich erfassen will). Genau das ist denn auch die große Schwierigkeit von engagierten Projekten, die den individuellen Bildungserfolg und nicht Abruf- oder sonstige Zahlen im Blick haben. Umso wichtiger sind solche Anerkennungen über Preise – auch für den edubreak-SportCampus!