Was will ich eigentlich sagen?

Meine Publikationsdichte ist in den vergangenen 14 Monaten ja nicht so sonderlich hoch – wofür es natürlich Gründe gibt, auch wenn ich die in diesem Blog leider nicht genauer darlegen kann. Umso mehr freue ich mich, wenn doch der eine oder andere Beitrag entsteht – z.B. anlässlich eines Vortrags oder weil man angefragt wurde, sich an einem Buch, Themenheft o.ä. zu beteiligen . Und angefragt wurden wir (Sandra Hofhues und Mandy Schiefner-Rohs haben bereits berichtet) von Olaf Zawacki-Richter von der Universität Oldenburg, uns bei den „Teaching Trends 2014“ zu beteiligen – und zwar in der Veranstaltung und am Buch. Sandra hat uns in Oldenburg auf der Tagung gut vertreten. Der Band selbst ist bereits online, nämlich hier. Und unseren Beitrag alleine kann man hier lesen. Weitere inhaltliche Ausführungen spare ich mir hier jetzt: Das haben Sandra und Mandy schon ausführlich getan.

Den Aufsatz zu dritt zu schreiben, hat Spaß gemacht, auch wenn es in der Regel anstrengender ist als etwas alleine zu schreiben. Beim gemeinsamen Schreiben kommt es meiner Erfahrung nach sehr darauf an, ob und wie gut die Autoren/innen harmonieren, Kompromisse eingehen können und es schaffen, Konsens in den Kernbotschaften des Textes herzustellen. Letzteres vermisse ich immer wieder mal in Texten, die ich aus der Hand lege und mich frage: Was genau nehme ich jetzt mit? Umgekehrt muss man sich genau das eben auch bei der Planung und Umsetzung eines Textes immer wieder fragen: Was will ich eigentlich sagen? Das klingt trivial, ist es aber nicht – selbst für Vielschreiber (oder vielleicht gerade für Vielschreiber) nicht.

Abgelenkt, aufgeschoben, abgehakt

Auch wenn ich aktuell in der Lehre etwa nicht mit ILIAS arbeite (wie zu Zeiten meiner Professur an der Universität der Bundeswehr München), bin ich der Plattform sozusagen noch verbunden über unser Projekt optes, in dem der ILIAS Verein auch Forschungspartner ist. Von daher war es höchste Zeit, mal eine Anfrage zur Teilnahme an der jährlichen ILIAS-Konferenz anzunehmen (hier das Programm), die dieses Jahr in Bozen stattgefunden hat bzw. noch bis Mittwoch Abend läuft. Der Auftrag an mich klang zunächst simpel: „Motivation hätten wir gerne als Thema“. Schnell zugesagt, hat es mir dann doch einiges Kopfzerbrechen bereitet, wie man die Frage nach der (fehlenden) Motivation speziell im Umgang mit digitalen Medien im Bildungskontext angehen kann. Da ich nun mal von der Hochschule als Lern- und Bildungsort die meiste Ahnung habe, hat sich mein Beitrag auf die Hochschullehre mit digitalen Medien konzentriert. Eine wichtige Inspirationsquelle für den Vortrag war für mich Rolf Schulmeisters Text „Auf der Suche nach Determinanten des Studienerfolgs“, der dieses Jahr erschienen ist.

„Lernort Hochschule: Abgelenkt, aufgeschoben, abgehakt – Wo ist der Wille beim Lernen mit digitalen Medien?“ – so lautete schließlich der Titel meines Vortrags. Der Bogen, den ich da geschlagen habe, ist wohl doch etwas breiter ausgefallen als zunächst geplant, und ich hoffe, dass ich nicht allzu sehr von den digitalen Medien abgeschweift bin, die nun mal auf einer ILIAS-Tagung logischerweise im Zentrum stehen. Statt der Folien mache ich lieber wieder mein Vortragsmanuskript zugänglich, das am Ende auch eine ganze Reihe von Literaturquellen beinhaltet, die ich verwendet habe.

Vortrag_Bozen_Sept2014

Digitalisierte Neugier

Warum nur ist mir das Wort „Digitalisierung“ im Kontext von Hochschulbildung so derart unsympathisch? Vielleicht, weil es in Wikipedia dazu heißt: „Der Begriff Digitalisierung bezeichnet die Überführung analoger Größen in diskrete (abgestufte) Werte, zu dem Zweck, sie elektronisch zu speichern oder zu verarbeiten.“ Die elektronische Speicherung und Verarbeitung analoger Größen aber kann ja nun nicht der Zweck des Einsatzes digitaler Medien in der Hochschule – speziell in der Hochschullehre (vielleicht in der Buchhaltung) – sein!

Weshalb daher die neue gemeinsame Initiative vom Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, dem Centrum für Hochschulentwicklung und der Hochschulrektorenkonferenz (gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung) für einen Dialog über Potenziale digitaler Medien für deutsche Hochschulen ausgerechnet „Hochschulforum Digitalisierung“ heißt, bleibt mir ein Rätsel.

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Was Medien mit Medikamenten zu tun haben

„Generelle Aussagen über das Lernen mit Medien sind bei näherem Hinsehen kaum möglich. Die Palette der Lernmedien ist derart vielfältig, dass bestenfalls nur Aussagen über spezifische Medientypen möglich sind […]. Die generelle Wirksamkeit des Lernens mit Medien zu untersuchen, ist deswegen ähnlich schwierig, wie generelle Aussagen über die Wirksamkeit von Medikamenten machen zu wollen. Jedes Medikament ist verschieden und muss separat untersucht werden“ (Petko, 2014, S. 106).

Man hätte diese Sätze auch an den Anfang des Buches stellen können, das der Autor, Dominik Petko, als praxisorientierte Einführung in das Lehren und Lernen mit Medien konzipiert hat, denn: Wie andere Werke zur Mediendidaktik auch, dürfen die Leser/innen von dieser Neuerscheinung kein Rezeptbuch erwarten, das durchgängig evidenzbasiert ist und Handlungsempfehlungen gibt, die durch empirisch Studien ein objektives wissenschaftliches Prüfsiegel haben. Erwarten dürfen die Leser/innen auch keine Handreichung für den Einsatz der digitalen Medien, weil deren Vielfalt so groß und dynamisch, deren Verwobenheit mit Lernzielen, -inhalten und -aufgaben so komplex, deren Interaktion mit individuellen Stärken, Schwächen, Präferenzen und Abneigungen von Lehrenden und Lernenden so eng und deren Einbettung in institutionelle, organisatorischen und technische Gegebenheiten der Kontexte so vielschichtig ist, dass der zitierte Medikamenten-Vergleich die Sachlage recht gut trifft.

Kann man unter diesen Umständen trotzdem ein Lehrbuch schreiben, das wissenschaftlichen Ansprüchen genügt und der Praxis hilft? Ja, kann man! Dominik Petkos Buch zeigt, dass das möglich und sinnvoll ist: Seine Einführung integriert Erkenntnisse theoretischer und empirischer Art und verknüpft sie mit Empfehlungen für Lehrende, die digitale Medien einsetzen wollen, ohne unangemessene Versprechungen zu machen, aber auch ohne sich jeglicher praktischer Präskription zu enthalten. […]

Die gesamte Rezension findet sich hier: Rezension_Petko_Mai2014

Nicht zum Nulltarif

Der Deutsche Hochschulverband (DHV) hat sich zur Online-Lehre zu Wort gemeldet (hier). Der Text wirkt einerseits relativ „geerdet“ und rückt – wie das jetzt ja auch wieder Mainstream ist – den MOOC-Hype zurecht; zudem werden auch einige einfache, aber deswegen nicht minder wichtige Aussagen zur Hochschuldidaktik gemacht. Andererseits offenbart das vierseitige Dokument auch einige Passagen, die deutlich machen, dass nach wie vor Unsicherheit und fehlende Kenntnisse zum Einsatz digitaler Medien (aber auch zur Didaktik an sich) bestehen. Ich greife im Folgenden einige Sätze heraus und kommentiere diese kurz, um meine Einschätzung zu erläutern.

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Anti-MOOC als neuer pädagogischer Common Sense?

Welche Wellen – Euphorie und Untergangsstimmung im raschen Wechsel: Die Rede ist mal wieder von MOOCs, was leider inzwischen bei vielen reflexartig eine Gleichsetzung mit allen Formen des Einsatzes digitaler Medien in der Lehre auslöst. Und letzteres ist WIRKLICH ein Problem!

Inzwischen steht die Welle auf Kritik – Anti-MOOC statt MOOC: Dazu gibt es Lesenswertes, z.B. das von Rolf Schulmeister herausgegebene Buch „MOOCs: Offene Bildung oder Geschäftsmodell“, das erfreulicherweise hier offen (!) zugänglich ist. Ich habe erst den Einführungsbeitrag gelesen, aber den kann ich schon mal empfehlen. Und dann gibt es FAZ-Artikel wie diesen (hier), der ebenfalls durchaus berechtigte Kritik äußert, das aber zum einen – wie oben angedeutet – ziemlich undifferenziert mit allen anderen Formen mediengestützter Lehre vermengt und zum anderen auch in den größeren Kontext der Bürokratisierung einordnet:

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Pendelblick (11): Sich mit sich selbst beschäftigen

DAS Ereignis der gerade zu Ende gehenden Woche war der sogenannte Development Day an der Zeppelin Universität (ZU) zum Thema „Qualität in der Lehre in Zeiten der Digitalisierung“. Ich zitiere mal, wie die ZU selber dieses Format im Intranet beschreibt: „Einmal im Jahr beschäftigt sich die Zeppelin Universität ausschließlich mit sich selbst. Der Development Day ist die Arena für die ZU, ihre Entwicklungen und das Wachstum zu besprechen. In einer moderierten Open Space-Veranstaltung kommen alle Hochschul-Angelegenheiten zur Sprache, die als lobenswert und verbesserungsbedürftig empfunden werden. Noch während des D-Days werden Verantwortliche benannt (bzw. diese benennen sich selbst), die mit der Lösung eines Problems betraut werden. Ausgerichtet wird er von den Mitgliedern des Senats. Teilnehmen kann jeder, der der Hochschule angehört – Studierende, Wissenschaftler, Verwaltungsmitarbeiter.“

Die ZU geht aus meiner Sicht speziell mit ihren Studiengangstrukturen mutige Schritte in Richtung forschungsorientierte Lehre. Dennoch – wie sollte es anders sein – gibt es noch viel Gestaltungspotenzial speziell auf der didaktischen Mikroebene und beim Einsatz digitaler Medien. Die ZU versteht sich als Präsenz-Universität und hat dafür gute Gründe. Trotzdem (das kann man sich jetzt bei mir bzw. bei unserem Team wohl denken ;-)) sehe ich schon die Notwendigkeit, auch an einer Präsenz-Universität einen sinnvollen und das Lehren und Lernen förderlichen Einsatz digitaler Medien zu forcieren. Und genau deswegen gab es ja auch dazu einen Development Day.

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Was ich schon mal ankündigen kann …

… ist ein Studientext zum Didaktischen Design, in etwa analog zum Studientext Wissensmanagement und zwar für den April 2010.  Seit einigen Wochen versuche ich, mir dazu immer wieder größere Zeitblöcke freizuschaufeln, denn solche längeren Texte verfasst man ja nicht mal so nebenbei (Umfang: ca. 150 Seiten). Aus diesem Grund wird im Moment mein Blog auch nicht ganz so umfangreich bestückt – ab und zu muss man halt Prioritäten setzen. 😉 Anbei schon mal das Einstiegskapitel mit Inhaltsübersicht. Wie den Studientext Wissensmanagement werde ich auch den zum Didaktischen Design öffentlich zugänglich machen.

Studientext_DD_Kap0

Hoffen auf Taten

Sowohl Joachim Wedekind als auch Stefan Aufenanger haben bereits auf ein medienpädagogisches Manifest hingewiesen, das von mehreren Institutionen der Medienpädagogik initiiert und ausgearbeitet wurde. Aktuell werden dazu noch Unterschriften eingesammelt – ich habe es auch unterzeichnet. Die Forderungen sind sinnvoll, allerdings schließe ich mich Stefans kritischem Hinweis an, dass es nun darauf ankommt, dieser Aktion sichtbare Taten folgen zu lassen. Ich habe angeregt, die im Manifest vor allem zum Ausdruck kommenden medienerzieherischen Aspekte noch stärker mit mediendidaktischen Aspekten zu verbinden. Der Hinweis wurde von den Initiatoren durchaus positiv aufgenommen. Im Vorstand der GMW wollen wir über dieses Manifest und die Frage noch diskutieren, wo und in welcher Weise es sinnvolle Verbindungen geben könnte. Ich denke, es ist für alle (medien-)pädagogisch tätigen Personen (in Schule, außerschulischer Jugendarbeit, Sozialarbeit etc.) wichtig, dass bereits an der Hochschule digitale Medien eingesetzt, in ihren Möglichkeiten erprobt und faktisch verwendet werden: Was nutzt es denn, über Chancen und Gefahren zu diskutieren, wenn man diese nicht selbst unmittelbar erlebt? Das kann man aber nur, indem man digitale Medien selbst nutzt, Erfahrungen sammelt etc. Und wo sollte man das tun, wenn nicht an der Universität bzw. in der universitären Ausbildung? Von daher fände ich eine Verknüpfung mehr als sinnvoll – allem voran mit Blick auf die Lehrerbildung. Schlaue Aufsätze ÜBER Medien sind für die spätere Berufspraxis in jedem Fall weniger wertvoll als eigene Erfahrungen MIT Medien, die man DANN natürlich auch theoretisch reflektieren oder zum Anlass eigener Studien machen kann.