Wer kümmert sich?

Dass die Masse kein Garant dafür ist, dass sich jemand für eine Sache verantwortlich fühlt, ist an sich hinlänglich bekannt. Man denke nur an die traurige Tatsache, dass ganze Menschenhorden an Unfällen oder Menschen in Bedrängnis achtlos vorübergehen oder –fahren. Dass dieses Problem auch bei weniger existenziellen Ereignissen im virtuellen Raum auftritt, darauf verweist der Spiegel Online-Artikel „Hilferuf aus dem Maschinenraum“. Der Beitrag schildert, dass und warum es bei Wikipedia keinen Mangel an neuen Einträgen, wohl aber ein Defizit bei der kontinuierlichen Pflege derselben gibt. Die Folge sind verwahrloste Einträge und ein beständiges Wiederaufflammen des „Relevanz-Streits“ (Was ist relevant genug, um in einer Enzyklopädie zu stehen?). Dagegen hilft nur das permanente „sich kümmern“ – aber wer macht es? Wer kümmert sich? Ich finde diese Frage sehr wichtig – und zwar auch deshalb, weil das keine Frage ist, die allein Wikipedia betrifft, sondern generell gilt – gerade auch in Bildungsinstitutionen. Es gibt viele Leute mit vielen guten Ideen, auch solche, die mal eben was initiieren. Wer aber kümmert sich darum, dass nach der ersten Euphorie auch etwas entsteht, das zumindest für einen nennenswerten Zeitraum erhalten bleibt und Bildungspotenziale bietet? Wer fühlt sich wofür verantwortlich? Dass man diese Frage zu wenig stellt (und ich nehme mich da gar nicht aus), ist eine meiner größten Befürchtungen, wenn wir im Zuge der Web 2.0-Bewegung darauf setzen, dass allein die Masse schon ein Gewinn ist. Aber Masse bedeutet immer auch Anonymität und das dürfte der größte Feind für persönliche Verantwortung sein. Wenn man den hier zitierten Spiegel Online-Beitrag zu Wikipedia unter dieser Perspektive liest, könnte man ihn viel grundsätzlicher verstehen – nämlich als Anstoß zum Nachdenken darüber, wofür man sich als Einzelner wirklich so verantwortlich fühlt, dass man bereit ist, sich längerfristig und intensiver darum zu kümmern.

Knols vor dem Urlaub

Na, vielleicht ist es ja auch wirklich besser, mit einer Info im Blog in den Urlaub zu gehen als mit einem „Klage-Beitrag“ ;-). Und da bieten sich jetzt noch schnell die „Knols“ von Google und ein guter Beitrag von Peter Baumgartner an (hier): Erst dachte ich ja, Peter hätte sich vertippt – „Knols – was soll das denn sein?“ – aber es heißt tatsächlich so: Ein Knol sind eine „Wissenseinheit“ und in gewisser Weise einem Wikipedia-Artikel ähnlich, denn: Es handelt sich um kolloborative Beiträge, die jedoch auf die Anonymität des Autores/der Autoren sowie auf eine offene Zusammenarbeit verzichten und damit doch ganz anders daherkommen als wir es von Wikipedia gewohnt sind. Eine interessante Alternative, wie ich meine, die ich mir sicher bald genauer ansehe. Peters Interpretation mit Habermas zeigt, das er sich da vor allem für die soziologischen Effekte interessiert. Mich würde interessieren, was das didaktisch bedeutet und ob sich da neue Möglichkeiten ergeben.