Ich bin gerade wegen eines Buchprojekts im Austausch mit Marco Kalz. Daher kommt es, dass ich nun schon zum zweiten Mal auf einen seiner Blogbeiträge (heute diesen hier) hinweise, der einige auch aus meiner Sicht wichtige Themen anspricht, die mehr Reflexion an Hochschulen verdienen.
Worum geht es? Zusammen mit Mandy Schiefner-Rohs hat Marco Kalz (und Team) vor einigen Jahren ein Kursangebot zur Datenkompetenz von (angehenden) Lehrkräften (an Schulen) erstellt, das dann im Herbst 2022 auf dem KI-Campus angeboten wurde. Allerdings hat der KI-Campus das Hosting für den Kurs bereits nach 20 Monaten wieder beendet. Erst nach einigen E-Mails, so Marcos Bericht, bekommen die Kurs-Autoren die Info, dass ein Review zu dieser Entscheidung geführt habe; erhalten haben die Kurs-Autoren das Review nicht. Immerhin aber wird der Hintergrund noch kommuniziert, dass nämlich die Kurse des KI-Campus Ende 2024 alle auf Moodle umgezogen werden. In Marcos Worten:
„Nur um es noch einmal in Erinnerung zu rufen: Das Projekt KI-Campus 1.0 endete zum Dezember 2022 und es wurden bis dahin laut dieser Auskunft des Bundestages 35,98 Mio EUR verausgabt, um eine Lernplattform für KI zu entwickeln und nun ist die technische Basis dieser Entwicklung obsolet. Jemand Fragen? Nein, nur Jubel und fröhliche Gesichter auf LinkedIn“.
Marco kritisiert in seinem Bericht zudem die mangelnde Chance, den eignen Kurs forschungsbasiert weiterzuentwickeln. So sei noch nicht einmal ein subjektiver Lernzuwachs erfasst worden; die Evaluation mit eigenen Fragen zu ergänzen, sei nur eingeschränkt ermöglicht worden. Dafür habe die Bewertung technischer Entwicklungsleistungen im Vordergrund gestanden, die aber nun mit dem Umzug auf Moodle Ende 2024 zum Teil obsolet sind.
Marcos Fazit: „Ich will hier gar nicht die ursprüngliche Entwicklungsleistung schmälern und auch nicht die Geschwindigkeit, mit der der KI-Campus aufgebaut wurde. Und natürlich wurde über die Förderung zahlreiche Kurse entwickelt und es wurden viele weitere Initiativen gestartet. Trotzdem leisten wir uns eine nationale Lernplattform, die nach Jahren hoher Investitionen auf ein Standard-LMS wechselt und keinerlei Daten berichtet zu den Lerneffekten der Kurse.“
Ich kann den Unmut verstehen. Die dahinterliegenden Probleme sind durchaus grundsätzlicher Natur: (a) Es ist gerade bei technologischen Themen im Hochschulkontext oft unklar, aus welchen Gründen welche Fördersummen für welche Entwicklungen investiert werden. Hier scheinen sich bereits feste Netzwerke gebildet zu haben. (b) Es mangelt an vielen Stellen an einer forschungsorientierten Grundlage im Umgang nicht nur, aber insbesondere mit KI: Damit meine ich sowohl theoretische Reflexionen als auch empirische Aktivitäten. (c) Der Kommunikationsstil im Umfeld von Fördermaßnahmen im Hochschulkontext ist nicht selten wenig nachvollziehbar; konstruktive Kritik loszuwerden, erweist sich oft als schwierig. Daher halte ich kurze Berichte, wie den von Marco Kalz, für wichtig.