In verschiedenen Disziplinen gibt es immer mal wieder fachspezifische Konzepte im Kontext der Hochschulbildung, die eine Besonderheit darstellen und nicht ohne Weiteres fachübergreifend zum Einsatz kommen können. Ich würde sagen, dazu gehören Moot Courts (simulierte Gerichtsverfahren) in der Rechtswissenschaft. Moot Courts haben eine lange Tradition – vor allem in den USA. Der bekannteste, renommierteste und größte Moot Court ist der Philip C. Jessup International Law Moot Court; es gibt ihn seit 1960. Jedes Jahr nehmen circa 3.000 Studierende von 700 Universitäten aus 100 Ländern teil. Dieser Wettbewerb simuliert eine fiktive Auseinandersetzung zwischen zwei Staaten vor dem Internationalen Gerichtshof (siehe z.B. hier). In unserem jüngsten ProfCast habe ich nun – hier – mit einem Jura-Professor gesprochen, der auf diesem Gebiet seit langem unterwegs ist: Alexander Proelß.
Für mich war dieses Gespräch sehr anregend. Ich kannte Moot Courts im Vorfeld zwar, aber es ist doch noch einmal etwas anderes, wenn jemand aus eigener langjähriger Erfahrung davon berichtet. Universitäten haben inzwischen verschiedene Strategien gefunden, Moot Courts in ihre Curricula einzubinden – was eine Herausforderung ist, weil das Studium der Rechtswissenschaft vor allem so organisiert ist, dass es auf das erste Staatsexamen hin vorbereitet. Es ist also eher wenig Platz für besondere Lehrformate wie Moot Courts. Außerdem stellt das Format hohe zeitliche, kognitive und emotionale Anforderungen an die beteiligten Studierenden; auch für Lehrpersonen ist der Aufwand nicht zu unterschätzen; als „Massenformat“ bleibt es also ungeeignet. In abgespeckter Form könnte es hingegen mehr Eingang in das Jurastudium finden. Aber Alexander Proelß stellt das alles viel besser dar. Es lohnt sich also reinzuhören!