Und wieder beginnt ein Jahr mit neuen Verheißungen in Sachen generativer KI. DeepSeek heißt die nächste Innovation. Auch die Zeitschrift Forschung & Lehre hat schon einen Beitrag (hier) dazu parat: „Das chinesische Start-up-Unternehmen ´DeepSeek´ überrascht die Technologie-Branche im Bereich Künstliche Intelligenz (KI) mit ihren neuen großen Sprachmodellen (LLM) „DeepSeek-V3“ und „R1“. […] Das V3-Modell ist nach DeepSeek-Angaben mindestens ebenso leistungsstark wie die neuesten Chatbots von OpenAI (´GPT-40´), Anthropics (´Claude 3.5´) oder Meta (´Llama 3.1´), jedoch erheblich günstiger und schneller in der Entwicklung sowie effizienter im Betrieb“. Obendrein folgt DeepSeek einem Open Source-Ansatz, wie immer das zu bewerten ist; da fehlt mir die Sachkenntnis.
Wenn man das (zunehmend auch thematisierte) Nachhaltigkeitsproblem mit den derzeit verbreiteten generativen KI-Systemen bedenkt, dann scheint die DeepSeek-Meldung erst mal eine gute Nachricht zu sein – jedenfalls bezogen auf den Verbrauch von Ressourcen. Allerdings: Bekannt ist schon seit langem das Paradox, dass bessere Effizienz nicht zu weniger Verbrauch führt, sondern zu anderweitiger Nutzung eingesparter Ressourcen einlädt; am Ende ist der Verbrauch dann noch höher. Das Problem ist also allein technisch nicht zu lösen – so, wie auch die vielen Herausforderungen zu KI in der Hochschulbildung wohl nicht technisch zu bewältigen sein werden.
Setzt DeepSeek nun einfach fort, was ChatGPT angekurbelt hat – auch in Bezug auf akademische Gewissheiten und Routinen, die ins Wanken geraten sind? Oder kommt etwas Neues auf uns zu? Beim Nachdenken darüber bin ich allerdings nicht weit gekommen, sondern erst einmal beim Namen hängen geblieben: DeepSeek. In der Hochschulbildung war „deep learning“ bislang immer die anzustrebende Lernstrategie in Abgrenzung zum „surface learning“. Inzwischen hat KI die „Tiefe“ gekapert: Deep Learning verbindet heute wohl jeder vor allem mit einem Teilgebiet der KI-Forschung; Schattenseiten wie falsche Informationen sind allen als Deep Fakes geläufig; und jetzt also Deep Seek – und das heißt? Im Online-Cambridge Dictionary finden sich drei Bedeutungen von “to seek”: to try to find or get something, especially something that is not a physical object; to ask for advice, help, approval, permission; to try or attempt – also: suchen oder um Rat fragen oder doch noch (selbst) nach etwas streben?