Man kommt derzeit gar nicht so recht hinterher: Die verschiedenen Organisationen der Wissenschaft – vor allem Wissenschaftsrat (WR) und Hochschulrektorenkonferenz (HRK) –veröffentlichen in zunehmender Geschwindigkeit ihrer Positionen zur Lehre. Kaum hat der Wissenschaftsrat sein Positionspapier zu Strategien für die Hochschullehre veröffentlicht (siehe dazu hier meine Einschätzung), schon erteilt die HRK dem Vorschlag einer „institutionellen Programmförderung der Lehre“ (hier die Pressemitteilung) eine Absage. Der Journalist Wiarda sieht darin eine falsche reflexartige Ablehnung. Ich kann das Argument des HRK-Präsidenten Horst Hippler durchaus nachvollziehen: „Eine dauerhaft wettbewerbliche Förderung von Lehre wäre ein zweifelhaftes Unterfangen. Zum einen wäre es das politisch völlig falsche Signal, jetzt in großem Umfang eine institutionell verwaltete Programmförderung anzukündigen, während es den Hochschulen seit langem an einer Grundsicherung ihrer Lehrkapazitäten fehlt. Zum anderen sind dem wettbewerblichen Vergleich von Lehre und Lehrprojekten Grenzen gesetzt.“ Spontane Reaktionen (meinetwegen auch Reflexe) sind nicht immer schlecht, zumal wenn man auch Gründe spontan benennen kann, die überzeugen.
Ich sehe im Moment die Gefahr, dass sich die Diskussion viel zu stark auf eine „DFG-Parallelkonstruktion“ verengt mit Ausschreibungen, Wettbewerb und langwieriger Begutachtung.
Der Wissenschaftsrat schlägt aber auch eine zweite Aufgabe für eine solche Institution vor, die m.E. nicht weniger wichtig ist. So heißt es auf S.35 des Papiers: „Die zweite wichtige Funktion der Organisation wäre die systematische Vernetzung der Akteure und Erfahrungen aus den Lehrprojekten. Dafür sollten geeignete Austauschformate geboten werden wie gemeinsame Tagungen und Arbeitsgruppen von Lehrenden, Expertinnen und Experten aus dem Hochschulmanagement sowie Vertreterinnen und Vertretern der Lehr-Lern-Forschung.“
Diese Foren und Austauschformate werden aktuell
– vom Qualitätspakt Lehre, der 2020 ausläuft und
– von Stiftungen und Organisationen wie dem Stifterverband etc., die sich vermutlich nicht dauerhaft dort engagieren werden,
getragen. Ich weiß, dass auch der Versuch, eine „Deutsche Lehrakademie“ zu schaffen, bereits einmal gescheitert ist, aber auch darüber sollte man auf der Basis der Erfahrungen aus dem QPL, Lehre hoch n, nexus, etc. noch einmal nachdenken.
Es könnte sonst ähnlich kommen wie im Bereich des eLearning in den 90-er und 00-er Jahren, wo viele interessante Projekte entstanden, aber das Rad an vielen Stellen fünfmal erfunden wurde und die allermeisten der Initiativen nach Ende der Projektlaufzeit mehr oder weniger schnell starben. Damit das bei den Lehrinnovationen nicht ähnlich wird, könnte ein größerer Austausch untereinander und die Bildung einer dauerhaften Community zu mehr Transfer und Kontinuität führen.