Es gibt Momente, an denen ich mich frage, welchen Sinn es eigentlich noch hat, sich aufrichtig für eine „Sache“ einzusetzen – zum Beispiel für eine begriffliche Präzisierung in der Hochschuldidaktik zur Schärfung deren „Idee“, für Wissenschaftsfreiheit und ihre durchaus notwendige Dynamik, für aufwändige Lehrkonzepte etwa zur Förderung forschenden Lernens, für besondere Forschungskonzepte wie Design-Based Research usw. Solche Momente des Sinnzweifels erlebe ich persönlich in Berufungskommissionen, in denen sich die Expertise eines Wissenschaftlers vor allem in Zitationsindices und Drittmittelvolumen zu kondensieren scheint, in Gremien, in denen Formalisierungswellen nur mehr auf Resignation treffen, in Gesprächen, die einem implizit ebenso wie explizit deutlich machen, dass nur „gute“ Forschungsgelder von der DFG honoriert werden, in der Beobachtung, dass Sichtbarkeit im Kleide moderner Marketingstrategien mehr zählt als Erkenntnis und Kritik. Und dann gibt es sie doch noch: die Momente, an denen ich wieder weiß, warum ich das trotzdem alles mache: Das sind die Momente der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die sich noch begeistern können für Forschung und/oder Lehre, ohne dabei ausschließlich taktische Entscheidungen für die Karriere zu treffen, und Momente in der Lehre, in denen man das Gefühl hat, doch noch etwas anstoßen und bewirken zu können.
Gestern war so ein Moment auf der Projektkonferenz im Rahmen unseres Masterstudiengangs Higher Education (zum Programm siehe hier; zur Einbettung der Projektkonferenz in die Blockwoche des Studiengangs siehe hier). Sechs „Studierende“ – alle selbst als Lehrende oder als die Lehre unterstützende Mitarbeiterinnen an verschiedensten Hochschultypen tätig – haben die Ergebnisse ihrer Design-Based Research-Projekte vorgestellt. Das Spektrum der fachlichen Hintergründe der Vortragenden reichte von Geistes- über Sozial- bis zu Naturwissenschaften einschließlich Rechtswissenschaft. Meine sicher berechtigten Skrupel in Bezug auf das Vorhaben, bereits akademisch ausgebildeten Personen aus den verschiedensten Disziplinen und Fächern in einem äußerst begrenzten Zeitrahmen eine tragfähige Einführung in das methodologische Rahmenkonzept von Design-Based Research zu geben, um sie dann – begleitet – „loslaufen“ zu lassen in ihren Kontexten, habe ich an anderer Stelle bereits erläutert (z. B. hier). Die Beiträge gestern haben gezeigt, dass das prinzipiell gelingen kann. Meine Beobachtung ist: Über die DBR-Projekte lassen sich durchaus persönliche Bildungsprozesse anstoßen wie auch hochschuldidaktisch relevante Erkenntnisse generieren; zudem können von den Projekten organisationale Impulse in den jeweiligen Kontexten ausgehen. Für mich war und ist das gelebtes Scholarship of Teaching – mit einem Fokus auf DBR, für den wir uns entschieden haben; eine Entscheidung, die zumindest ich bislang nicht bereut habe.