Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Kein schlechter Ratschlag

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ChatGPT and Artificial Intelligence in higher education: Quick start guide ist ein kürzlich online erschienenes Dokument der UNESCO zu ChatGPT. Das Dokument versteht sich – wie der Titel schon verrät – als Schnelleinführung in die Nutzung von ChatGPT in der Hochschulbildung.

Aus meiner Sicht enthält das Dokument nicht viel Neues im Vergleich zu bisherigen digitalen Ressourcen zu diesem Thema: Erklärt wird zunächst, was Künstliche Intelligenz ist, wie ein Chatbot funktioniert und wie man sich einen Account bei ChatGPT anlegt. Eine ganz ansprechende Idee ist aus meiner Sicht die Grafik auf Seite 6: Diese zeigt einen Entscheidungsbaum, um die Frage zu klären, wann die Nutzung von ChatGPT sicher ist. Folgt man der Grafik, ist die Nutzung von ChatGPT letztlich nur sicher, wenn es unwichtig ist, ob das Ergebnis wahr oder falsch ist – ist vielleicht gar kein schlechter Ratschlag ;-).

Ein weiterer Teil beschäftigt sich mit Anwendungen von ChatGPT in der Hochschulbildung, wovon ich mir etwas mehr erwartet hatte. Eine Tabelle listet einige Anwendungsmöglichkeiten für ChatGPT in Studium und Lehre auf (Seite 9): Dem Chatbot werden hier diverse Rollen zuerkannt, die in aller Kürze beispielhaft erläutert werden, nämlich ChatGPT als (ich belasse es mal im Englischen, weil sich da nicht alles wirklich schön übersetzen lässt): possibly engine, socratic opponent, collaboration coach, guide on the side, personal tutor, co-designer, exploratorium, study buddy, motivator, dynamic assessor. Die Erläuterungen sind knapp und es wäre interessant, die jeweiligen Rollen intensiver zu durchdenken; sie könnten als Ausgangspunkte für verschiedene Gedankenexperimente dienen (und vielleicht auch als Impulse für Zukunftsszenarien mit KI, die ein etwas höheres Niveau erreichen als das, was man in manchen andere Schriften zu lesen bekommt).

Eine weitere Grafik auf Seite 10 stellt als Zyklus dar, wo ChatGPT in der Forschung überall zur Anwendung kommen kann: bei der Entwicklung des Forschungsdesigns, bei der Datenerhebung, bei der Datenanalyse und beim Schreiben – also kurz: überall. Auch Vorschläge für den ChatGPT-Einsatz für die Verwaltung und das „community engagement“ werden gemacht.

Ergänzt wird darüber hinaus ein Abschnitt mit Herausforderungen und ethischen Folgen; hier sind die Ausführungen des Deutschen Ethikrats (zum Blogbeitrag dazu siehe hier) allerdings weitaus differenzierter (wenn auch nicht ausgerichtet auf Wissenschaft und Hochschule). Abschließend werden einige Empfehlungen gegeben. Dabei wird zum einen auf weitere Dokumente verwiesen (z.B. hierauf). Zum anderen werden Vorschläge gemacht, wie man die Nutzung von ChatGPT an die eigene Hochschule anpassen könnte; ich greife einige exemplarisch heraus (S. 13):

  1. Den Hochschulangehörigen Möglichkeiten bieten, um die Auswirkungen von ChatGPT auf Wissenschaft, Lehre und Verwaltung zu diskutieren und gemeinsam Strategien zur Anpassung und Einführung von KI zu entwickeln.
  2. Gemeinsam erarbeitete Leitlinien für Studierende und Lehrende anbieten, wie und wann ChatGPT genutzt werden kann und wann nicht.
  3. Richtlinien zur akademischen Integrität in Bezug auf ChatGPT und andere KI-Tools überprüfen und aktualisieren.
  4. Qualifizierungsangebote für Lehrende und Studierende machen, damit sie immer bessere Fragen/Prompts formulieren können, um das Potenzial von ChatGPT auszuschöpfen.

Während ich die ersten drei hier ausgewählten Empfehlungen sehr gut nachvollziehen kann (ich denke, dies geschieht inzwischen schon auf einigen Wegen, wenn auch vermutlich zu wenig und zu wenig systematisch), hört sich die hier letztgenannte Empfehlung etwas seltsam an: Sollen sich Qualifizierungsangebote nur auf die neue „Prompting-Kompetenz“ beschränken?

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