What is higher education really for?

Neil Kramm und Sioux McKenna haben im September 2023 einen kurzen Text mit der Frage veröffentlicht: What is higher education really for? Das geht in eine zumindest ähnliche Richtung wie meine auf die Hochschullehre bezogene Frage vom Februar 2023: Wozu sind wir hier? In beiden Fällen ist generative Künstliche Intelligenz (KI) der Auslöser. Entdeckt habe ich den Text allerdings jetzt erst. Die vollständige Quelle lautet: Kramm, N. & McKenna, S. (2023). AI amplifies the tough question: What is higher education really for? Teaching in Higher Education, 28(8), 2173-2178.

Ausgangspunkt der Autoren Kramm und McKenna ist die Beobachtung, dass Hochschulbildung weitgehend als Ware gehandelt wird, die an ihren unmittelbaren Ergebnissen, also Prüfungsleistungen und Abschlüssen, gemessen wird. Der wirtschaftliche Nutzen von Hochschulbildung stehe im Vordergrund, während man komplexere Ziele wie die Persönlichkeitsentwicklung und Entwicklung hin zu mündigen Bürgerinnen, aber auch das transformatorische Potenzial von (wissenschaftlichem) Wissen (im Deutschen würde man sagen: Bildung durch Wissenschaft) vernachlässige. Die Autoren folgern, dass generative KI in dieser Logik, nach der vor allem Prüfungsergebnisse sicherzustellen sind, tatsächlich eine Bedrohung darstellt. Ich würde den beiden zustimmen: Viele dürften an ihren Hochschulen erlebt haben, wie die ersten Reaktionen auf generative KI vor allem schriftlichen Prüfungen wie Hausarbeiten und dem Ziel galten, zu verhindern, dass Studierende künstlich generierte Texte als ihre eigenen ausgeben. Sich auf dieses Thema zu konzentrieren, so Kramm und McKenna, gehe aber an der eigentlichen Idee von universitärer Bildung vorbei. Wettrüsten und Misstrauen seien die Folge – was Anfang 2023 auch mein spontaner Gedanke war. Generative KI zwinge nun dazu, diese Entwicklung (Bildung als Ware) grundsätzlich zu überdenken.

Und was bedeutet das für den Umgang mit KI an unseren Hochschulen? Kramm und McKenna plädieren dafür, generative KI einzusetzen und zuzulassen, aber stets danach zu fragen, wie KI die (schon länger nicht mehr verwirklichte) Idee universitärer Bildung wieder aufleben lassen bzw. fördern kann und wo KI eben diese bedroht. Dazu brauche es ein besseres Beziehungsgefüge zwischen den Menschen (inklusive KI), Vertrauen und ein Gefühl der Zugehörigkeit zu Wissenschaft und Hochschule.

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