Threshold Concepts und Decoding the Disciplines sind zwei Ansätze aus dem internationalen Bereich, die ein hohes wissenschaftsdidaktisches Potenzial haben (siehe z.B. hier). Angeregt durch einen Impulsvortrag zur Wissenschaftsdidaktik im Rahmen unserer Angebote für Professor:innen am HUL (einerseits Podcasts, andererseits interaktive Foren), gab es aus der Politikwissenschaft unserer Uni vor einigen Wochen die Anfrage an uns, ob wir diese beiden Ansätze nicht in den Fachbereich direkt zu den Lehrenden bringen könnten.
Interessant ist der Hintergrund der Anfrage: Oft ist es ja so, dass hochschuldidaktische Qualifizierung oder Beratung aufgesucht oder angefragt wird, wenn ein Problem bzw. irgendeine Defizitwahrnehmung vorliegt. Das war aber hier gar nicht der Fall: Vielmehr läuft in der Politikwissenschaft ein kollaborativer Modus der Erarbeitung eines Grundlagenmoduls, das von verschiedenen Lehrpersonen angeboten wird, seit einigen Semestern ausgesprochen gut. Der Gedanke hinter der Anfrage war: Könnte das Wissen um Threshold Concepts und Decoding the Disciplines das eher intuitive Handeln im Fach gegebenenfalls auf eine nächste Stufe heben bzw. könnten die beiden Ansätze ein zusätzliches Instrumentarium für die (bereits) erfolgreiche Lehr- und Curriculumsentwicklung bereitstellen?
Alexa Brase und ich sind der Anfrage gerne nachgekommen und haben das kürzlich umgesetzt – in der Annahme oder Erwartung, dass eine solche Form angefragter Qualifizierung direkt im Fach und als Lernen am eigenen Fall besonders motivierend und wirksam für die Beteiligten sein könnte. Aus meiner Sicht hat sich diese Annahme bestätigt: In einem zweistündigen Workshop haben wir den insgesamt sechs Lehrpersonen aus dem Fach Politikwissenschaft zum einen in aller Kürze zunächst Threshold Concepts und im zweiten Teil Decoding the Disciplines vorgestellt; jeweils gleich im Anschluss haben wir praktische Übungen dazu gemacht – in Tandems (bei Threshold Concepts) bzw. in zwei Kleingruppen (bei Decoding the Disciplines), die wir moderiert haben.
Die Zeit ist wie im Flug vergangen, und in einer kurzen Abschlussrunde waren wir uns einig, dass diese Form der – ich nenne es mal – lernenden Zusammenarbeit (zwischen Hochschuldidaktik und Fach) am eigenen Fall effektiv ist, einen direkten Nutzen für die Lehrpraxis entfalten kann und gleichzeitig hochschuldidaktische Konzepte aus dem theoretisch-konzeptionellen Himmel holt und praktisch werden lässt. Für uns aus der Hochschuldidaktik eröffnet sich auf diesem Wege ebenfalls ein Lernraum: Wir erfahren einiges aus den verschiedenen disziplinär geprägten Lehr-Lernkulturen und können erleben, wie sich allgemein-didaktische Konzepte fachlich verwenden und/oder anpassen lassen.