Um keinen Deut besser

Der Stifterverband hat seit diesem Jahr ein neues Online-Magazin: Merton! Namensgeber ist der Unternehmer und Politiker Richard Merton, der sich als Wissenschaftsmäzen einen Namen gemacht und wohl auch den Stifterverband geprägt hat. Der Untertitel des Magazins macht deutlich: Es geht im Bildung, Wissenschaft und Innovation. Ich denke, man kann das neue Informationsangebot in die Wissenschaftskommunikation einordnen. Im jüngsten Interview (hier) streiten Julian Nida Rümelin und Thomas Sattelberger darum, ob wir zu viele oder zu wenige Akademiker haben, ob hohe Abbruchraten von Studierenden von der schlechten Lehre oder davon herrühren, dass nicht alle, die ein Studium beginnen, auch für ein Studium geeignet sind. Über Nida-Rümelins Buch hatte ich (hier) bereits mal geschrieben. Ich konnte seiner Argumentation gut folgen; im Interview sind die Statements etwas schwach, aber die Parolen Sattelbergers leider um keinen Deut besser. Das Interview bricht an der Stelle ab, an der es hätte interessant werden können. Na ja, vielleicht kann man es als Aufhänger für eigene Diskussionen verwenden, für mehr sicher nicht.

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Eine Kultur mangelnden Respekts

Nachdem mich Liessmanns „Praxis der Unbildung“ (siehe hier) ziemlich enttäuscht hatte, lag das scheinbar in eine ähnliche Richtung gehende Buch „Der Akademisierungswahn“ von Julian Nida-Rümelin (Nida-Rümelin, J. (2014). Der Akademisierungswahn. Zur Krise beruflicher Bildung und akademischer Bildung. Hamburg: edition Körber-Stiftung.) eine Weile ungelesen herum – zu Unrecht, wie sich herausstellte. Das Buch greift aus meiner Sicht ein hoch relevantes Thema auf und erörtert es differenziert – jenseits einer platten Polemik – und konstruktiv, also mit Vorschlägen für ein Abwenden riskanter Trends in der Bildungspolitik.

Ausgangspunkt von Nida-Rümelins Argumentation ist ein „verhängnisvoller bildungsökonomischer Irrtum“: Er sieht diesen in der hartnäckigen, aber falschen bildungsökonomischen These, es sei notwendig, den Akademikeranteil unbegrenzt auszuweiten. Er belegt diese seine Einschätzung mit Statistiken und anderen empirischen Studien (etwa die geringe Jugendarbeitslosigkeit in Ländern mit einer dualen Berufsausbildung) und begründet sie mit bildungsphilosophischen Argumenten. Auf dieser Basis erläutert er in zwei weiteren Kapiteln zum einen die Krise der beruflichen Bildung und zum anderen die Krise der akademischen Bildung. Der Lösungsansatz, den der Autor favorisiert, setzt darauf, den verschiedenen Bildungswegen – den beruflichen und den akademischen – gleichen Respekt zu zollen und die praktische Dimension der Bildung zu rehabilitieren. Eine gute inhaltliche Zusammenfassung des Buches liefert die Rezension von Jos Schnurer (hier) auf socialnet.

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