Die Pandemie hat die Hochschullehre 2020 auf einen Schlag verändert: Keine Lehre findet mehr in physischer Präsenz statt; alle Lehrangebote sind digital. Vorerst. Keiner weiß so recht, für wie lange. Nicht wenige machen derzeit die ersten digitalen Versuche in der Lehre und erleben nun, wie es ist, gänzlich ohne physisch anwesende Studierende zu lehren. Einige sind schon erfahren darin, digitale Komponenten in die Präsenzlehre einzubauen. In solchen hybriden Lehr-Lernarrangements werden allerdings die sozialen Interaktionen in der Regel genau nicht in den digitalen Raum verlegt, sondern in dafür frei gewordene Präsenzphasen. Nur wenige dürften tatsächlich größere Erfahrungen und schon eigene Routinen erarbeitet haben, wie man auch in digitalen Lehr-Lernarrangements ein interaktives Geschehen erfolgreich zum Laufen bringt. Jeder wird sich hier vermutlich selber einordnen können.
Schlagwort: Betreuung
Irgendwer muss die Kosten tragen
In der Zeitschrift „Wirtschaft & Beruf“ hat Jochen Robes einen Beitrag mit dem Titel „Massive Open Online Courses (MOOCs): Zum Stand der Dinge“ (hier online abzurufen) verfasst. Darin skizziert er unter anderem die Entwicklung bei Udacity und beschreibt, dass und warum das neue Geschäftsmodell vorsieht, doch nur noch Materialien, also Videos und Quizzes, frei (und damit einer „Masse“ „online“) zugänglich zu machen. Echte Kurserfahrung, persönliche Betreuung und Zertifizierung dagegen kosten nun etwas. Verwunderlich ist das sicher nicht! Ich habe mich beim Lesen des Artikels daran erinnert, dass ich Anfang 2012 auf der Veranstaltung „Studium 2020“ in Berlin die Frage aufgegriffen habe: „Studierende betreuen: Wie angemessen sind die Erwartungen an digitale Medien“? Vortragsfolien und Text sind hier online.
Meine Erkenntnis damals war: Das Potenzial digitaler Medien ist riesig, wenn es darum geht, Inhalte aufzubereiten und zu distribuieren (Vermittlungsaspekt), es ist vielfältig, aber nur eingeschränkt „massentauglich“, wenn es um die Gestaltung von Aufgaben geht (Aktivierungsaspekt) und es ist anders gelagert und in Bezug auf Effizienz rasch erschöpft, wenn es um die Betreuung von Studierenden in ihrem Lernprozess geht. Das war noch VOR dem großen MOOC-Hype (jedenfalls in Deutschland). Vielleicht hätte mich Herr Thrun mal fragen sollen 😉 Aber im Ernst: Es ist ja genau genommen völlig klar, dass eine enge Begleitung von Lernenden enorm viele Ressourcen erfordert und dass die dabei entstehenden Kosten irgendwer tragen muss. Eine ganz andere Frage ist, was mit Inhalten passiert, die bereits – insbesondere an staatlichen Universitäten – bezahlt worden sind und durch Öffnung einen potenziellen Beitrag zur Bildung interessierter Bürger leisten.
Sollte man nicht machen
Gestern, am 27.01.2012, fand der zweite Teil der Tagung „Studium 2020“ statt, über die ich im letzten Beitrag bereits kurz (und sehr ausschnitthaft) berichtet hatte. Nach einem Vortrag von Uwe Wilkesmann mit empirschen Daten zur Heterogenität der Studierenden an drei Universitäten fanden noch einmal drei parallele Foren statt. Eines davon war ein „mediendidaktisches Forum“, in welchem Wolfgang Nejdl und ich je einen Impulsvortrag gehalten haben. An sich passiert es mir nicht so oft, dass ich mit der Zeit nicht klar komme, aber diese verkürzten Vortragszeiten von 20 Minuten scheine ich einfach nicht drauf zu haben – Wolfgang Neijdl allerdings noch weniger ;-). Das kommt wahrscheinlich daher, dass ich unbedingt ein paar Dinge loswerden musste, die mir noch vom Vortag auf der Zunge lagen – das sollte man halt nicht machen. Da ich über ein paar Dinge etwas schnell hinweggehen musste, möchte ich an der Stelle noch einmal eine schriftliche Fassung des Vortrags inklusive der Folien zur Verfügung stellen. Schön war, dass sich eine angeregte Diskussion um das Thema „Betreuung von Studierenden“ anschloss. Mehrer Wortmeldungen zeigten, dass es an verschiedenen Orten durchaus vergleichbare Probleme gibt (Aufwandsprobleme, Probleme bei der Rezeption von Feedback etc.).