Am 24. August 2018 berichtete der Journalist Jan-Martin Wiarda (hier) von einem aktuellen Vorstoß des neue Präsidenten der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) Peter-André Alt, der sich – so der Titel und Aufhänger Wiardas, zum dauerhaften Wettbewerb in der Hochschullehre bekenne und zum Ziel habe, sich mit der HRK als Deutsche Lehrgemeinschaft zu bewerben .
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Selbstzufrieden
Die europäischen Minister/innen haben sich Mitte Mai 2015 wieder zur Bologna-Konferenz (siehe hier) getroffen … und sind zufrieden mit sich, wie es scheint. Jedenfalls kann man das der Pressemitteilung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) (siehe hier) so entnehmen. Dort heißt es unter anderem:
„Zentrale Punkte des im Rahmen der zweitägigen Konferenz gemeinsam verabschiedeten Kommuniqués sind unter anderem der Ausbau der Studierendenzentrierung der Lehre, die Schaffung flexibler und transparenter Lernpfade und die Förderung einer Hochschulbildung, die die Beschäftigungsbefähigung der Absolventinnen und Absolventen in sich schnell verändernden Arbeitsmärkten stärkt.“ Das sei der richtige Weg, so Prof. Dr. Holger Burckhart, HRK-Vizepräsident für Lehre und Studium, Lehrerbildung und Lebenslanges Lernen. In dieser Allgemeinheit wird wohl keiner widersprechen: Wer wollte schon die Lehre von den Studierenden de-zentrieren, Lernpfade (was immer das genau heißen mag) unflexibel und intransparent gestalten und Studierende auf die Arbeitslosigkeit hin vorbereiten. Also stimmt man natürlich zu.
HRK-Highlight des Jahres
Bologna und die HRK – eine nicht immer ganz harmonische Verbindung, aber in der aktuellen Empfehlung Europäische Studienreform ist man trotz kritischer Hinweise um ein klares Ja zu Bologna und um Lob für das bisher Erreichte bemüht. So steht gleich im ersten Abschnitt „Die HRK unterstreicht, dass die deutschen Hochschulen seit Beginn des Bologna-Prozesses enorme Reformleistungen erbracht haben“. Trotzdem, so die Kritik, würden die bestehenden Spielräume zu wenig genutzt und Bürokratie und Detailsteuerung unnötig einengen. Mantra-artig wird die zu geringe Mobilität beklagt, was ich einerseits nachvollziehen kann; andererseits vermisse ich es, dass man sich auch um den Zweck von Mobilität etwas mehr Gedanken macht und darum, wie man Erfahrungen aus seinen „mobilen Phasen“ eigentlich sinnvoll in die Bildungsbiografie integrieren kann (und wie man das unterstützen müsste). Beklagt wird, dass immer noch die konsekutive Anordnung von Bachelor- und Masterprogrammen dominiert. Wundern sollte einen das allerdings nicht, nachdem fast überall dreijährige Bachelorprogramme aufgesetzt wurden – meist durchorganisiert und vollgestopft mit zusätzlichen Auslands- und Praxisanforderungen. Was ist das für ein Studium – zumal an Universitäten? Ich finde das nachvollziehbar, dass Studierend da im Anschluss den Master machen, sich vielleicht mal in etwas vertiefen wollen etc. Lehrende präferieren für ihre Lehrtätigkeit häufig auch den Master, wenn man sie wählen lässt … in der Hoffnung, sich dann mehr auf Wissenschaft in IHREM Sinne konzentrieren zu können. Ich kann es bis zu einem gewissen Grad gut verstehen.
Gemunkel in der oberen Etage
Es wird „geraunt und gemunkelt“ in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), „es gibt Gespräche am Rande von Konferenzen und in Restaurant-Nebenzimmern, Kontakte per Telefon und sogar über anonymisierte E-Mail-Adressen, die eigens eingerichtet und später wieder gelöscht werden“ – so Armin Himmelrath in einem Bericht über die HRK vom 19.10.2012 im Magazin duz. Der Hintergrund: Unzufriedene Stimmen mit dem neuen Präsidenten der HRK und offenbar verschiedene Meinungen, was dessen Führungsstil (respektive „Basta-Stil“) betrifft. Allerdings wolle sich da niemand öffentlich zitieren lassen; alle zögen erst mal den vertraulichen Austausch vor.
Man kennt solche Prozesse ja keineswegs nur auf der „oberen Etage“ (so die Bezeichnung für die HRK von Ulla Burchardt – Vorsitzende das Forschungsausschusses im Bundestag – im Interview mit Himmelrath). Auch „weiter unten“ gibt es oft eine merkwürdige Diskrepanz zwischen formulierungsmäßig ausgefeilten Protokollen und tatsächlichen Diskussionen, zwischen öffentlichen Verlautbarungen und Diskussionsbeiträgen hinter geschlossenen Türen. Es ist zwar durchaus sinnvoll, nicht jede Kontroverse nach außen zu tragen. Aber ein wenig mehr Transparenz würde man sich manchmal doch schon wünschen – auf allen Etagen. Und Kontroversen gibt es natürlich überall – in der HRK derzeit aber offenbar besonders. Interessant ist in diesem Zusammenhang das schon genannte Interview, in dem Burchardt festhält: „Die HRK hat ein grundsätzliches Strukturproblem: Es gibt dort starke Zentrifugalkräfte die auseinanderstreben. Große Hochschulen haben andere Interessen als kleine, Universitäten andere als Fachhochschulen, Hochschulen im Westen andere als die im Osten“. Zu den heterogenen Interessen käme, dass die Hochschulen ja nun nicht die Summe ihrer Rektoren seien; doch die HRK würde sich darum wenig kümmern und sich auch in einigen anderen Dingen einer merkwürdigen Sprachlosigkeit hingeben.
Immerhin aber sagt offenbar einer namentlich ganz offen seine Meinung – nämlich der Präsident der HRK – und heizt die Kontroversen damit heftig an. Aber, so das Resümee von Himmelrath: „Die HRK hat sich für Hippler entschieden, sie hat Hippler bekommen …“ und der Mann habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass es ihm nicht um Konsens gehe. Den Konsens fände ich dagegen durchaus wichtig. Schade nur, wenn er vor allem am Rande von Konferenzen, in Restaurant-Nebenzimmern und Online-Kontakten mit anonymisierten Adressen entsteht.
(Armin Himmelrath moderiert übrigens auch die Abschlussdiskussion auf der Fachtagung des Deutschen Hochschulverbands zum „Digitalen Denken“ kommenden Mittwoch, von der ich nächste Woche berichten werde).