GMW 2009 – altmodischer Rückblick

Noch letztes Jahr und vor allem die Jahre zuvor gab es Live-Blogging zur GMW-Tagung, mindestens aber sehr zeitnahe kürzere und längere Kommentare und Reflexionen in diversen Blogs. Heute – während und jetzt kurz nach der GMW 2009 – müssen wir uns mit Kurznachrichten via Twitter begnüngen, wo uns Michael Kerres mit einem „Good buy, see you next year“ veraschiedet (aber immerhin gerade eben zusätzlich einen Blogbeitrag beisteuert ;-)), Christian Spannagel nachts verrät, wo es die besten Cocktails in Berlin gibt, und Wolfgang Neuhaus verkündet, dass die IT-Industrie ein Klotz am Bein ist. Bislang kann ich mich dafür eher wenig erwärmen, auch wenn es ganz nett ist, all die Kommentare zu lesen. Ob man wirklich von Partizipation sprechen kann, wenn der eine oder andere Kommentar dann in „realen Diskussionen“ aufgegriffen wird, bezweifle ich. Ich bleibe „altmodisch“ und werde in den kommenden Tagen ein paar Dinge kommentieren, die mir auf der GMW 2009 aufgefallen sind und wohl in Erinnerung bleiben werden (neben der professionellen Organisation und dem schönen Wettter).

Froh bin ich, dass mein „Vortragsgespräch“ mit Tobias Jenert geklappt hat und ich habe mich gefreut, dass wir viele aufmerksame Zuhörer hatten. Danke an alle, die so interessiert zugehört haben! Eine tolle Überraschung war freilich auch der Publikumspreis an das imb-Projekt, das unser Medienlabor-Leiter Ulrich Fahrner zusammen mit einer ganzen Reihe von Mitarbeitern an unserem Institut beim MedidaPrix eingereicht hatte. Es ist eine sehr schöne Anerkennung für die gemeinsame Arbeit der letzten Jahre, bei der wir von Anfang an versucht haben, die Studierenden möglichst intensiv in die Entwicklung von Ideen, Konzepten und Produkten rund um Wissen, Lernen und Medien einzubinden. Ich bin manchmal selbst ein bisschen erstaunt, wie sich das verselbständigt hat, was an den höchst motivierten studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeitern liegt – auf die ich natürlich schon ein bisschen stolz bin 🙂 (es sei mir verziehen).

Nachtrag: Auch Mandy und Matthias bleiben dem Blog treu und ziehen hier in gewohnt reflektierter Art ihr Resümee zur Tagung. Inzwischen sind auch einige andere gefolgt. Ich werde meine Reflexion auf die kommenden Tage noch ein wenig „strecken“ und schrittweise posten.

Weitere Reflexionen zu einzelnen Inhalten von der (gelungenen!) GMW 2009 habe ich hier, hier und hier gepostet.

Medidaprix 2008: Beiratssitzung

Am Donnerstag Abend (26.06.08) bis Freitag Spätnachmittag (27.06.2008) ist der neue Beirat des Medidaprix 2008 an der Donau-Universität Krems unter Leitung von Peter Baumgartner zusammengetreten. Leider waren nicht alle Beiratsmitglieder (hier der Überblick) da, aber immerhin die Mehrheit ;-). Der Medidaprix hat 2008 eine Neuausrichtung erfahren. Ich zitiere aus der Web-Seite: „In der neuen Ausschreibungsrunde sollen nun auch verstärkt Initiativen zur Entwicklung frei zugänglicher Bildungsressourcen und alles was für deren breite Nutzung notwendig ist (z.B. Austauschmodell, Qualitätssicherung, Metadaten, geeignete Lizenzierung etc.) in den Blickpunkt kommen. Damit will der MEDIDA-PRIX einen weiteren Schritt zur Verstetigung und Nachhaltigkeit digitaler Medien erreichen und andererseits sich auch als Teil des internationalen Trends zu Open Educational Resources begreifen.“

Ich meine, das ist eine sinnvolle Neuausrichtung, auch wenn die nicht bedeutet, dass ausschließlich explizite OER-Projekte eine Chance hatten weiterzukommen. Auf jeden fall hat diese Neuausrichtung meine Unterstützung; sollten doch zumindest die staatlichen Hochschulen von Neuerungen langfristig profitieren können, die sie durch eigene finanzielle und personelle Ressourcen geschaffen haben. Über die „Koexistenz“ offener und kommerzieller Angebote, Werkzeige und Strategien gab es interessante Diskussionen, denn es ist ja jetzt keineswegs so, dass man wirtschaftliche Initiativen quasi an den Pranger stellt oder gar anti-ökonomische Fronten aufbaut. Vielmehr geht es um die Frage, zu welchem Zweck unter welchen Bedingungen in welchen Kontexten welchen Strategien der Vorzug zu geben ist. Aber das nur am Rande.

Geändert wurde 2008 auch das Evaluationsverfahren. Vor zwei Jahren war ich auf dem Gutachterworkshop nach dem „alten Verfahren“ in Tübingen (ich habe hier davon berichtet). Ich hatte damals das Gefühl (und habe es immer noch), dass man infolge der intensiven Diskussionen den Mühen der Einreicher durchaus gerecht geworden ist. Trotzdem finde ich die jetzt vorgenommenen Änderungen positiv – sowohl inhaltlich als auch in Bezug auf die Effizienz des Verfahrens: Als Hintergrundtext wird auf der Web-Seite des Medidaprix auf einen einschlägigen Artikel verwiesen (hier). Ziel ist es, statt einer quantitativen Aufsummierung verschiedener Bewertungen eine qualitative Gewichtung zu erreichen. Ich kann an der Stelle nicht auf die vergleichsweise komplexen Einzelheiten eingehen, aber ich kann auf jeden Fall sagen: Auch in diesem Verfahren geht man sorgsam mit Einreichern und Gutachtern um, es wird diskutiert und abgewogen und man muss keine Angst haben, dass der Preis nach einem intransparenten Prozedere vergeben wird, wie das im Kontext anderer Preise, die teilweise kommerziellen Hintergrund haben, leider allzu oft der Fall ist.

Ich hoffe, dass die Neuausrichtung in den verschiedenen Aspekten gelingt und uns der Medidaprix noch lange erhalten bleibt: Digitale Medien zur Verbesserung der Hochschullehre einzusetzen, ist ja schließlich kein Thema, das sich bereits erledigt hätte – im Gegenteil!