Kaskade von Entwurfsübungen

Wie integriert man Lehre, Forschung und Entwurfspraxis in entwerfenden Disziplinen? Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Text (Titel „Entwerfen lernen“) von Susanne Wollin-Giering und Jochen Gläser (online zugänglich hier). Im Kern vergleichen die Autoren exemplarisch die Entwurfsprozesse der Architektur und der Nachrichtentechnik als zwei wissenschaftliche Disziplinen und erörtern die Folgen für Integrationsbemühungen von Forschung, Lehre und (Entwurfs-)Praxis. Ich finde in diesem Text drei interessante Anker bzw. Impulse für meine eigene Arbeit, die ich mal als Fragen formuliere: (a) Welchen Einfluss hat die Art der Forschung auf verschiedene Ausprägungen von „forschendem Lernen“ als didaktisches Konzept? (b) Inwiefern ist die Didaktik – und damit auch die Hochschuldidaktik – eine entwerfende Disziplin? (c) Wie verhält sich der Entwurfsprozess im Design-Based Research in Bildungskontexten (wie der Hochschule) zu den im Text vorgestellten Entwurfsprozessen?

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Die Kehrseite der Internationalisierung

Tina Bering Keiding und Ane Qvortrup haben in der Zeitschrift Higher Education Research & Development einen interessanten Beitrag mit dem Titel „Higher educational journals as didactic frameworks“ veröffentlicht, in dem sie die Ergebnisse einer Analyse von Themen in vier ausgewählten (englischsprachigen) Zeitschriften zu Higher Education untersucht haben (zwei angelsächsische, zwei skandinavische und eine fachdidaktische Zeitschrift). Die Autorinnen kommen zu dem Schluss, dass sich die Forschung zu Higher Education (wenn man mal davon ausgeht, dass die ausgewählten Publikationsorgane ein Spiegel der hochschuldidaktischen Forschung sind) vor allem mit Methoden beschäftigen und nur in geringem Maße mit Zielen, Inhalten und Assessment.

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Dehumanisierung im Kleinen

Nein, es ist kein wissenschaftlicher Text und er stammt auch nicht aus der Feder eines Wissenschaftlers, aber die darin enthaltenen Ansichten und Einschätzungen sollten ruhig Eingang in die Wissenschaft finden: „Wir brauchen einen neuen radikalen Humanismus“ von Tim Leberecht. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass aktuelle Debatten, Studien und Regierungsprogramme zu einseitig die potenziell möglichen Vorzüge der Digitalisierung (insbesondere der KI und der damit verbundenen Verschmelzung von Mensch und Maschine) im Blick haben, und die Risiken ignorieren oder unterschätzen. Die wohl größte Gefahr inmitten des Versprechens von der exponentiellen Weltverbesserung sei nämlich „die schleichende, unsichtbare Dehumanisierung im Kleinen.“

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Naiv oder gar dumm

Daten teilen? So richtig – also open? Letzte Woche habe ich einen Vortrag von Stefan Hornbostel zum Kerndatensatz Forschung gehört. Botschaft: Die Idee, Metainformationen über Forschung in einheitlicher und damit auch auffindbarer Form öffentlich zur Verfügung zu stellen, ist gut, aber schwierig umzusetzen. Okay, wenn das schon schwer ist, fragt man sich, welche Hindernisse es gibt, um tatsächlich Forschungsdaten zu „öffnen“. Zufällig bin ich nun über die DUZ (hier) auf eine Studie aufmerksam geworden, die untersucht hat, welchen Einfluss Persönlichkeitseigenschaften auf die Bereitschaft haben, Forschungsdaten öffentlich zu machen. Die Studie ist – gar nicht selbstverständlich – tatsächlich hier öffentlich zugänglich.

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Ethos des Gehorsams

Akademische Freiheit und das Prinzip Schule – das hört sich erst einmal nach einem Widerspruch an. Im einem Text von Jan Masschelein mit diesem Titel (Untertitel: Öffentliche Begegnungsorte als Voraussetzung für Autonomie) aber ist das ganz und gar nicht als Gegensatz gemeint. Der 2016 in der Zeitschrift die hochschule (2/2016, 37-53) erschienene Artikel (hier Einblick in den Inhalt) geht vom griechischen Begriff „scholé“ als „freie Zeit und Muße“ aus – als einer Zeit, die nicht schon vorab auf bestimmte Lernergebnisse, sondern im Gegenteil ergebnisoffen angelegt ist. Das Credo des Textes lautet, die „Universität als pädagogische Form zurückzufordern, also als Hochschule“ (S. 38) – aber eben mit einer ganz anderen Idee von Schule im Hintergrund als man sie üblicherweise heute im Sinn hat.

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Begriffsklapperatismus

Eigentlich bräuchte ich jetzt ganz viel Zeit, um mir gründlich Gedanken über das zu machen, was ich in der ruhigeren Zeit während meiner „Sommerpause“ (unter anderem) gelesen habe. Im Moment kann ich aber nur einen kursorischen Überblick geben – in der Hoffnung (und mit der Absicht), das eine oder andere in nächster Zeit doch noch einmal zu vertiefen.

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Didaktik-Bashing

„Ich hatte schon immer das Gefühl, dass wir in Deutschland eine falsche Bildungsdiskussion führen, denn bei uns steht immer die Didaktik im Vordergrund, anstatt auch mal … Technik oder auch Usability und User Experience zu erwähnen“, schreibt hier Andreas Wittke und erläutert im dazugehörigen Blogbeitrag seine Position. Ich finde, da beginnt (und endet) der Autor mit einer steilen These, die durchaus interessant ist; auch kann ich in diesem Beitrag einiges finden, das ich unterschreiben würde …

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Exzentrische Autorität und Abweichung

Sieben Ideen, wie die Universität der Zukunft aussehen könnte, lieferte die ZEIT (Campus) im vergangenen Monat – online abrufbar hier. Jutta Allmendinger, Mai Thi Nguyen-Kim, Louisa Reichstetter, Elisabeth von Thadden, Armin Nassehi, Vincent Zimmer und Konrad Paul Liessmann steuern ihre Ideen bei, und die reichen von der Universität als einen modernen sozialen Marktplatz für alle über die Universität als Ort der Freiheit ohne Zeit- und Leistungsdruck bis zur Universität als einem Ort des organisierten Kontrollverlusts.

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Geld vernichten

In schöner Regelmäßigkeit kann man in wissenschaftlichen wie populärwissenschaftlichen Texten lesen, dass und warum das Wissenschaftssystem mit seinen bewährten Formen des Peer Review an seine Grenzen gerät. Im duz Magazin (06/17) war es hier Ende Juni mal wieder so weit. Anlass war vermutlich die Ankündigung des Wissenschaftsrats, im Herbst Peer-Review-Empfehlungen zu geben.

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Thematische Nähe in weiter Ferne

Sehr weit weg, im fernen Dunedin in Neuseeland, beschäftigt sich Tony Harland an der University of Otago mit Themen und Fragen, die auch für uns am HUL von höchstem Interesse sind. Nur durch Zufall bin ich auf ihn gestoßen. Eine seiner aktuellen Publikationen dreht sich um das Konstrukt Authentizität in der Lehre, speziell in der forschungsorientierten Lehre (teaching through research).

Unter dem Titel „A framework for authenticity in designing a research-based curriculum“ beschreibt er zusammen mit Navé Wald die Entwicklung eines Rahmenkonzepts für die Gestaltung forschungsorientierter Lehre unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte von Authentizität. Der Text gibt einen guten Überblick über verschiedene Auffassungen und Deutungen von Authentizität im Kontext der Hochschulbildung.

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