Eine Studie – die ich nirgendwo finde, auch nicht auf den Seiten des Ifo Instituts, wo sie eigentlich sein sollte – sorgt für Wirbel: Lehramt studieren nur, so heißt es in den Schlagzeilen (z.B. hier), diejenigen, die vergleichsweise schlechte Noten haben. Annette Schavan schlägt darauf hin vor, Unternehmen sollten ihre besten Leute in die Schule schicken, damit die mal den Laden ein wenig umkrempeln (ja, so hat sie es nicht gesagt, aber es läuft darauf hinaus). Als Reaktion auf diesen immerhin medienwirksamen „unkonventionellen“ Vorschlag protestieren jetzt alle – also fast alle: Was die Schüler dazu sagen, wissen wir nicht. Unrealistisch ist es ohnehin. Ludger Wößmann selbst, der sich für die Studie verantwortlich zeichnet, hat (in einem Interview) einen anderen Vorschlag: Die Aufstiegschancen von Lehrern verbessern (denn das würde motivieren) und vor allem leistungsorientiert denken. Auf diese Idee gibt es meines Wissens noch keine Reaktion. Was sollte man schon gegen Leistung haben – wie man die genau feststellt, das sagt er allerdings nicht. Da dürfte (das kennen wir aus der Hochschule – leistungsfähig ist der, der viel Drittmitteln ranschafft – egal wie: Was wäre das Pendant in der Schule?) schon mal die eigentliche Hürde liegen, die man erst mal nehmen müsste. Der Bildungsserver Blog zitiert eine Studie bzw. einen dazugehörigen Text (hier), in dem bessere Beratung und Eignungsprüfungen für angehende Lehrer verlangt werden. Das klingt in meinen Ohren schon vernünftiger, aber halt weniger spektakulär – da kann man sich in der Presse entsprechend weniger wirkungsvoll darauf werfen, also bleibt es eher im Hintergrund. Und dass die Ausbildung der Lehrkräfte mitunter mehr als zu wünschen übrig lässt, das sagt man schon gar nicht mehr, weil: Das hat man schon so oft gesagt, und wer will schon immer dasselbe hören.
Also manche Diskussionen, die man da in Schule und Hochschule führt, sind sich bisweilen ähnlicher als man meinen sollte: Vergleichbar ist die Klage über die schlechte Lehre. Vergleichbar sind die oft vergeblichen Bemühungen, beispielsweise über digitale Medien (als EINEN Weg) auch methodische Verbesserungen herbeizuführen. Ich beobachte auch Parallelen, was die Leidenschaft am Unterrichten betrifft, die sich – aus sicher verschiedenen Gründen – an Schule und Hochschule oft nicht oder nicht mehr so recht einstellen will. Ähnlich ist die Unlust von Schülern und Studierenden, von denen sich viele gehetzt zu fühlen scheinen (nein, ich habe keine Studie dazu): Angetrieben, in möglichst kurzer Zeit möglichst umfassend ausgebildet zu werden für … ja für was? Für Arbeitsleben und Wirtschaft natürlich, für einen guten Job, für Geld. Bildung – ob Schule oder Hochschule – das ist eine Durchgangsstation für das eigentliche Leben (geworden). Lasst uns doch Schule und Hochschule wieder ihre eigene Berechtigung geben, nicht nur die Berechtigung als „Mittel, um zu“. Lehrer und Hochschullehrer müssen sich im Übrigen auch nur allzu oft anhören, dass sie nicht wüssten, was in der „eigentlichen Welt da draußen“ vor sich ginge. Da schwingt eine gesellschaftliche Geringschätzung mit, die sicher auch ihren Beitrag zu den zahlreichen Problemen im Bildungsbereich leistet. Auch das – eine klar kommunizierte Daseinsberechtigung von Bildungsinstitutionen und deren Wertschätzung – könnte doch in den Reigen der Vorschläge aufgenommen und ernsthaft geprüft werden. Wenn wir dann alles zusammen nehmen: Kooperationen mit der Wirtschaft und anderen gesellschaftlichen Einrichtungen, Aufstiegschancen und Anreize für Lehrer, berufliche Eignungsverfahren und Beratung, eine vor allem auch pädagogisch intensive und gut durchdachte Ausbildung von Lehrern sowie ein höherer gesellschaftlicher Stellenwert nicht nur der Bildungsinstitutionen, sondern auch der darin verbrachten Zeiten, die nicht bis ins Kleinste instrumentalisiert werden, dann … kommt vielleicht auch die Freude am Lernen und Lehren (zurück).