Im Briefkasten ebenso wie in der Mail-Box: Weihnachtsgrüße en masse: Möbelhäuser, Energieversorger, Versandhäuser, Computerfirmen – ok, das kennt man ja nun schon lange; auch Verlage mühen sich Jahr für Jahr ab, um sich besonders an Weihnachten in Erinnerung zu bringen. Nun aber flattern auch die Weihnachtsgrüße von Verbänden, Vereinen, E-Learning-Zentren und anderen Hochschuleinrichtungen (wahrscheinlich im Zuge ihrer Corporate Identity-Kampagnen) in die Mailbox: Tannenbäume, Weihnachtsmänner, Glöckchen und Schneeflocken … Warum verschont einen da niemand? Wie wäre es mit einem extra Weihnachtsspam-Filter? Ich habe nichts gegen wirklich persönliche (!) Weihnachtsgrüße von Menschen, die man auch tatsächlich kennt, mit denen man zu tun hat und die man schätzt. Würde sich das auf diese Gruppe beschränken, wäre es wohl erträglich. Ein andere Ausweg für Leute wie mich, die auf das ganze Weihnachtsdrumherum gut verzichten könnten (aber gar nicht können, weil man der Weinachtsgruß-Flut quasi hilflos ausgeliefert ist), wäre eventuell auch ein Weihnachtsfeed, den man abonnieren kann ODER EBEN NICHT, und wenn man ihn nicht abonniert hat, dann auch seine Ruhe hätte. Aber wahrscheinlich hilft nur eins – durchhalten … in spätestens fünf Tagen ist alles vorbei.
Kategorie: geschehen
Gerne mal wieder!
Am 2. und 3. November findet an der Universität Leipzig die Herbsttagung 2011 der Sektion Medienpädagogik statt. Sie beschäftigt sich mit methodologischen und methodischen Herausforderungen und Perspektiven der medienpädagogischen Forschung. Im Programm (hier der Link) heißt es: „Ziel der Tagung ist es, sowohl einen Überblick über aktuelle Problem- und Fragestellungen als auch über die methodischen Innovationen, Designs und Techniken zu geben, mit denen die Medienpädagogik auf diese Herausforderungen reagiert.“ Zusammen mit Werner Sesink habe ich einen Beitrag verfasst, der mal wieder das Thema Gestaltung/Design/Entwicklung (wie immer man das nennen will) aufgreift. Unter dem Titel „Entwicklungsorientierte Bildungsforschung“ geht es darum, die genuin pädagogischen Begründungen für eine Entwicklungsforschung zu entfalten und dabei auch ähnliche, bereits bestehende Ansätze zu reflektieren (an anderer Stelle habe ich bereits im Zuge einer Ablehnung des Themas auf einer anderen Veranstaltung – nämlich hier – auf dieses Vorhaben hingewiesen). Die Textform des Beitrags ist in Grundzügen vorhanden, aber noch nicht fertig. Leider kann ich selbst aufgrund einer Terminüberschneidung nicht an der Tagung teilnehmen, sodass Werner Sesink unseren Beitrag allein referieren wird. Dennoch bin ich natürlich gespannt auf die Rückmeldungen, die wir dann auch noch in die Fertigstellung des Textes einfließen lassen können.
Die Zusammenarbeit mit Werner Sesink war bzw. ist für mich eine herausfordernde, aber äußert interessante Erfahrung. Bei der gemeinsamen Texterstellung habe ich viel gelernt und vor allem auch Einblick in Literatur erhalten, mit der ich mich bisher wenig beschäftigt habe. Als nicht einfach, aber als möglich hat sich dabei herausgestellt, dass man sich auch bei Unterschieden in der gewohnten sprachlichen Artikulation zusammenraufen und voneinander lernen kann. Von daher kann ich nur sagen: So ein Experiment wiederhole ich gerne einmal wieder!
Gut entschieden
Am Mittwoch war ich in Bonn beim Deutschen Volkshochschul Verband (dvv). Ich hatte mich bereit erklärt, als Mitglied im Beirat des Projekts „ich-will-deutsch-lernen.de“ mitzuarbeiten. Das Projekt zur Entwicklung und Implementation eines Lernportals zur Unterstützung speziell der sprachlichen Integration von Zugewanderten hat mich von seiner Intention her überzeugt, sodass ich das Projekt gerne unterstützen möchte. Für mich ist die Zielgruppe in punkto Lehren und Lernen mit Medien völlig neu und so konnte ich bereits beim ersten Treffen nicht nur ein paar wenige Dinge einbringen, sondern vielmehr bereits eine Menge neuer Informationen sammeln – über die besonderen Umstände des Zweitspracherwerbs ebenso wie über Probleme etwa bei der infrastrukturellen Ausstattung sowie bei den Lehrenden, die sehr heterogen sind und in der Regel nur geringe Honorare für ihre Arbeit erhalten. Für das Projekt suchen die Verantwortlichen viele Experten aus verschiedenen Bereichen auf, abeiten für narrative Elemene z.B. mit Drehbuchautoren zusammen und bemühen sich, möglichst viele Fakten und Erfahrungen aus Bildungangeboten für die Zielgruppe Zugewanderter zu integrieren. Das hört sich für mich erst mal sehr positiv an. Ich bin jedenfalls gespannt, wie es mit dem Projekt weitergeht, und froh, mich trotz Zeitknappheit dafür entschieden zu haben, Beiratsmitglied zu werden. Erste Infos finden sich hier.
Inhouse-Party
40 Jahre Institut für Wirtschaftspädagogik an der Universität St. Gallen – klar dass das eine Art „Inhouse-Party“ wird, wo sich Ehemalige und Aktuelle des IWP sowie „Insider“ der Community treffen und austauschen. Im Zentrum standen genuin wirtschaftspädagogische Fragen, allem voran (ähnlich wie in der E-Learning-Community rund um die GMW) auch solche, die die Zukunft des Faches betreffen. Da ich in diese Community nicht primär gehöre, war ich eher Zaungast und konnte die verschiedenen, aus meiner Sicht in jedem Fall interessanten und zum größten Teil auch inhaltlich und handwerklich gut gemachten Vorträge aus einer gewissen Distanz heraus verfolgen. Deutlich aber war für mich, dass viele Wirtschaftspädagogen eine sehr ähnliche Auffassung wie die aus verschiedenen Disziplinen stammenden Vertreter der Community zum Lehren/Lernen mit digitalen Medien vertreten – unter anderem auch, was methodische Fragen und die Problematik der Einengung von Empirie auf bestimmte empirische Verfahren betrifft. Das war mir zwar nicht an sich neu, aber die Tagung hat mir das mal wieder deutlich gemacht.
Besonders interessant war für mich der Workshop „Gestaltungsorientierte Forschung – ein Weg zu einer besseren didaktischen Praxis?“ Zwar habe ich da jetzt nichts gänzlich Neues gehört, aber neu war die Diskussion des Themas mit anderen Personen und die damit verbundene künftige Möglichkeit, den Kreis der Austauschpartner über das Thema „Entwicklungsforschung“ zu erweitern (zum eher schweren Stand der Entwicklungsforschung siehe u.a. auch hier).
Endlich mal persönlich kennengelernt habe ich bei dieser Gelegenheit Peter Sloane, dessen Schriften zur Modellversuchsforschung während meiner Habilitationsphase einen wichtigen Stellenwert hatten (und zwar als eine „deutsche Variante“ der um 2000 viel diskutierten „Modus-2-Forschung“). In seinem Vortrag wies er unter anderem auf die immer häufiger zu beobachtende Verkürzung von Wissenschaft auf Forschung (bzw. eine spezielle Auffassung von Forschung) und darauf hin, dass in der Folge Wissenschaft als gesellschaftlicher Auftrag (z.B. in Richtung Bildung und Gestaltung) verloren geht. Da fühlt man sich doch gleich ganz wohl – selbst als Zaungast bei der „Inhouse-Party“.
Dieses Blog steht nur geladenen Lesern zur Verfügung
Immer häufiger bekommt man diesen Hinweis zu lesen – auch bei Bloggern, die man jahrelang in seiner Blogroll-Liste hatte (z.B. Michael Kerres und Peter Baumgartner). Ein neuer Trend? Geschlossene Gesellschaft? Welche Ritual muss man denn bestehen, um geladen zu werden? Ich frage mich: Warum? Ist der Vandalismus so schlimm? Will man unter sich sein? Ich bin definitiv nicht begeistert: Blogs waren und sind für mich ein Medium der öffentlichen Kommunikation, das sich daher ja auch z.B. in der Lehre nicht immer eignet, für viele Aktivitäten etwa in Projekten wenig(er) taugt und etwa im Hinblick auf Kurznachrichten von anderen Anwendungen abgelöst wurde. Was aber geblieben ist, ist der Aspekt der öffentlichen Mitteilung an alle, die daran interessiert sind. DAS schätze ich an Blogs und daher führe ich diesen nun schon seit etlichen Jahren und habe im Moment auch nicht vor, das einzustellen oder Einladungen zu verschicken. Umso mehr verwundern mich diese Schließungen. Was steckt dahinter? Habe ich etwas verpasst?
Vermisster Diskurs
Vor einiger Zeit habe ich eine Forschungsnotiz zum Thema „Vermittlungswissenschaft“ online gestellt (siehe Blogbeitrag dazu hier). Erfreulicherweise habe ich die Chance bekommen, das Thema über eine „Forschungskooperation via Zeitschrift“ in gewisser Weise zusammen mit anderen weiter zu verfolgen. Möglich macht das die interdisziplinäre Zeitschrift „Erwägen – Wissen – Ethik“ (kurz EWE), herausgegeben von Frank Benseler, Bettina Blanck, Reinhard Keil und Werner Loh. Die Zeitschrift will den „erwägenden Umgang mit Vielfalt“ in den Wissenschaft fördern (vgl. das Programm) und setzt daher auf eine dialogorientierte Form der Auseinandersetzung mit interdisziplinären Themen. Vorrangig werden sogenannte „Diskussionseinheiten“ publiziert, die aus Hauptartikeln, Kritiken (von unterschiedlichsten Positionen aus) sowie Repliken bestehen. Daneben gibt es „Erwägungssynopsen“, welche die Auseinandersetzungsformen in den Diskussionseinheiten reflektieren und die resultierende Vielfalt zu ordnen versuchen. Veröffentlicht werden auch Seminarberichte und Beiträge als Briefe. Mit dem Thema „interdisziplinäre Vermittlungswissenschaft“ wird ein der Diskussionseinheit verwandtes, aber leicht abgewandeltes Verfahren erprobt, das die Herausgeber „Forschungskooperation“ nennen. Diese soll in folgenden Phasen ablaufen, wobei die Bezeichnungen zunächst Arbeitsbegriffe sind:
- Forschungsprozess I: „Auftakt“. Dabei handelt es sich um den Ausgangsartikel, der deutlich länger ist als der übliche Zeitschriftenartikel und bis zu 90.000 Zeichen umfassen kann.
- Forschungsprozess II: „Weiterführung“. Dies sind im weitesten Sinne Kritiken, die allerdings vor allem diskursiv gestaltet, also darauf ausgelegt sind, den im Hauptartikel begonnen Prozess fortzuführen.
- Forschungsprozess III: „Zwischenfazit“. Das Zwischenfazit übernimmt wieder der Autor des Hauptartikels (also eine Art Replik) und stellt folglich eine weitere Station im Forschungsprozess dar.
- Forschungsprozess IV: „Synopse“. Gemeint ist damit eine Art Wissenschaftsmediation des bisherigen Diskurses seitens der Herausgeber (bzw. einzelner Personen aus dem Herausgeberteam), in dem vergleichende Betrachtungen, Systematisierungsvorschläge und offene Fragen zusammengestellt werden.
- Forschungsprozess V: „Bilanz“. In dieser Phase haben alle am Forschungsprozess Beteiligten die Möglichkeit, auf der Basis aller fertig gestellten Beiträge aus den Forschungsprozessen I bis IV noch einmal Stellung zum gesamten Prozess zu nehmen und eine Bilanz zu ziehen.
Ich versuche, meinen Hauptartikel relativ bald fertigzustellen, und bin sehr gespannt auf diese Forschungskooperation. Ich erhoffe mir davon Erkenntnisse und Erfahrungen, die ich speziell bei Tagungen, vor allem aber bei Peer Reviews im Forschungs- und Publikationsalltag in hohem Maße vermisse!
Keine Wissenschaft
Was ist eine wissenschaftliche Publikation wert? Welchen Stellenwert dürfen darin die Praxis und praktische Versuche sowie die Erfahrung von Wissenschaftlern haben? Fragen dieser Art sind nicht neu. Ganz konkret werden sich all diejenigen diese Frage allerdings häufiger stellen, die versuchen, mit ihrer Wissenschaft auch einen Beitrag zur Veränderung der Bildungspraxis (falls man sich zu den Bildungswissenschaftlern zählt) zu leisten. Dabei spielen speziell die Rückmeldungen der Peers eine gewichtige Rolle, wenn es darum geht, sich nicht nur eine eigene Position zu erarbeiten, sondern auch diverse Selektionsprozesse zu bestehen. Die Erfahrungen, die man dabei machen kann, sind vielfältig. Ich kann dazu drei aktuelle Beispiele liefern.
Beispiel 1: ein Text zum Thema „Writer´s Workshops in der Doktorandenausbildung“, der sowohl die Konzeption als auch die mittels einer Evaluation erhobenen Erfahrungen der Beteiligten dokumentiert. Ich stelle diesen Text hier online zur Verfügung:
Artikel_Writers_Workshops_final
Wir reichen den Text bei einer Zeitschrift ein, dessen Profilbeschreibung aus unserer Sicht an sich thematisch passen müsste. Wir kommen allerdings nicht einmal ins Review-Verfahren – und zwar mit folgender Begründung:
„Grund für die Desk Rejection ist, dass das Manuskript von seiner Ausrichtung und empirischen Substanz nicht in die (Name der Zeitschrift) passt und im Reviewverfahren aller Voraussicht nach kaum Chancen hat. Die durchgeführte Fallstudie ist keine Forschungsarbeit im engeren Sinne, sondern stellt eine Begleitung einer Realisierung des Konzepts dar, dessen Ergebnisse keinen weiterführenden Erkenntnisgewinn liefern. Ich begrüße es, wenn Universitäten sich bemühen, die Doktorandenausbildung mit Workshops zu verbessern. Aber diese didaktischen Bemühungen an sich sind noch keine wissenschaftliche Publikation wert.“
Ich halte fest: Fallstudien sind keine Forschung. Die im Text beschriebenen Ergebnisse liefern keinen Erkenntnisgewinn. Didaktische Versuche sind es nicht wert, publiziert zu werden.
Beispiel 2: ein Text zum Thema Studierendenorientierung, in dem die verschiedenen Facetten des Begriffs kritisch daraufhin analysiert werden, inwiefern sie in der Praxis als solche wahrgenommen werden und welche Folgen sie im Falle defizitärer Wahrnehmung haben können. Wir erhalten ein sehr positives Gutachten (Annahme ohne Änderung) und ein klar negatives Gutachten (Ablehnung). Die Herausgeber entscheiden sich dennoch für eine Veröffentlichung, auf die ich hiermit verweise (siehe hier).
Die Gründe für die Ablehnung sind allerdings sehr interessant und lauten wie folgt (die bloß inhaltlich referierenden Anteile sowie Wiederholungen von Kritikpunkten lasse ich heraus).
„… Der Beitrag changiert zwischen persönlicher Erfahrung aus Studierendenperspektive … und dem Versuch, die einzelnen Zugänge wissenschaftlich (mit einer Reihe von bibliographischen Hinweisen) zu belegen, wobei dies mitunter einen sehr willkürlichen Eindruck erweckt und in der Argumentation zwar sehr bemüht, aber nicht immer kohärent und nachvollziehbar ist. So sind die einzelnen Zugänge (z.B. „Studierende als Kunden“) kurz angerissen und umschrieben, aus meiner Sicht nicht umfassend erörtert. Dies betrifft die folgenden Kategorien in gleichem Maße. Die Schlussfolgerungen aus der versuchten Kategorisierung … sind sehr daran ausgerichtet, Widersprüche zu argumentieren, die meines Erachtens, real so nicht existieren, zumal eine Bedeutungsvielfalt je nach Perspektive und Kontext durchaus legitim ist. … Der vorgeschlagene Ausweg, den Begriff `Studierendenorientierung´ mit ´Bildungsorientierung´ zu substituieren bringt meines Erachtens keine Klarheit in die Debatte. Wie oben bereits erwähnt basiert der Beitrag auf persönlicher Erfahrung, die in einem wissenschaftlichen Kontext reflektiert wurde. … Die Ansätze sind legitim und auch interessant, die Ausführungen fallen oft zu knapp oder einseitig aus. In dem Fall wäre es vielleicht besser gewesen, es bei einem persönlich gehaltenen Erfahrungsbericht zu belassen und nicht den Versuch einer wissenschaftlichen Abhandlung zu unternehmen.“
Ich halte fest: Persönliche Erfahrungen haben in wissenschaftlichen Texten nichts zu suchen. Begriffe zu reflektieren und mit praktischen Phänomenen in Verbindung zu setzen, sind allenfalls Erfahrungsberichte. Daraus wissenschaftliche Texte zu machen, sollte man unterlassen.
Beispiel 3: Die Einreichung eines Symposiums zu einem Kongress mit einem Motto, das exakt zu unserem Thema zu passen scheint. Unser Beitrag greift das Teilthema Bildungsforschung auf und möchte eine interdisziplinäre Diskussion zu einer entwicklungsorientierten Bildungsforschung leisten, die bislang kaum zur Kenntnis genommen wird, obschon es sowohl Vorläufer als auch aktuelle Vertreter in verschiedenen Disziplinen gibt. Hier der Abstract:
Abstract_Entwicklungsforschung_2011
Die Einreichung wird abgelehnt. Leider erhalten wir keine explizite Begründung für die Ablehnung, sodass meine vorläufigen Folgerungen rein spekulativer Natur sind (es können also völlig andere Gründe ausschlaggebend gewesen sein). Wir bekommen nur einen Hinweis auf die angelegten Kriterien, was dann wohl bedeutet (bzw. bedeuten könnte), dass diese nicht erfüllt waren. So heißt es:
„Für die Auswahlentscheidungen des Programmkomitees waren insbesondere folgende Aspekte ausschlaggebend: 1. das Ausmaß an inhaltlicher Konsistenz, 2. die Erkennbarkeit eines Theorie-, Forschungs- oder Methodenbezugs, 3. die Verknüpfung des Themas mit dem wissenschaftlichen Diskurs und die personelle beziehungsweise institutionelle Vernetzung, 4. die Struktur des Angebots, Erkennbarkeit und Umsetzbarkeit von Ablauf/Organisation des Angebotes, 5. bei den Symposien zudem der deutliche Bezug zum Rahmenthema des Kongresses.“
Ich halte fest: Da das Rahmenthema auf jeden Fall berücksichtigt wurde und das Vorhaben jedenfalls nicht unrealistisch ist, muss entweder unser Vorschlag einer entwicklungsorientierten Bildungsforschung inkonsistent sein oder es wird auch hier unterstellt, dass es sich dabei nicht um Forschung handelt, was dann zugleich bedeuten könnte, dass dieser weit entfernt vom wissenschaftlichen Diskurs ist.
Was schließe ich daraus? Ich könnte jetzt das Fazit ziehen, dass ich mich mit dem, was ich tue, vergleichsweise häufig im außerwissenschaftlichen Raum bewege (dazu passen auch diverse andere Gutachten; siehe z.B. hier). Möglich wäre aber auch, dass es vielfältige Bestrebungen gibt, eine wissenschaftliche Monokultur zu verteidigen oder herzustellen (das kommt jetzt darauf an, von welcher Warte aus man das betrachtet). Vielleicht ist es aber auch nur Zufall gewesen, dass diese drei Ablehnungen innerhalb von drei Wochen hereinflatterten … Um nicht falsch verstanden zu werden: Ablehnungen gehören im Wissenschaftsbetrieb zum Alltag. Sind die Gründe gut expliziert, kann man häufig daraus lernen – es kann der SACHE dienlich sein. Es kann allerdings nicht schaden, sich genau anzuschauen, WAS abgelehnt wird und mit welchen Begründungen.
Enthaltsamkeit
Gleich drei Tagungen sind in Dresden ab heute bis zum 8. September unter einem Dach vereint: Die GMW-Jahrestagung, die DeLFI und eine Tagung der „Gemeinschaft in Neuen Medien“, die mir bisher nicht bekannt war. Außerdem feiert die GMW Geburtstag, die Web-Seite ist neu gestaltet … Respekt!! Leider kann ich genau dieses Jahr nicht mit dabei sein – aber meine Mitarbeiter/innen werden hoffentlich viele Eindrücke einfangen, mir berichten und unsere Arbeit sicher gut vertreten. Irgendwie habe ich ja den Eindruck, ich wäre gerade eben erst in Zürich gewesen, und ich habe zudem das Gefühl, dass ich immer weniger Zeit haben, wirklich Neues zu produzieren(aber möglicherweise ist daran ja vor allem das Studiendekanat an der UniBwM schuld, das ich vor knapp einem Jahr übernommen habe). So gesehen hat meine diesjährige „Enthaltsamkeit“ vielleicht auch was Sinnvolles an sich – denn ich könnte gar nicht viel Neues berichten. Nächstes Jahr ist das dann vielleicht schon wieder anders. Jedenfalls wünsche ich den Organisatoren und Teilnehmer/innen viel Erfolg, interessante Kontakte und hoffentlich zukunftsweisende Gespräche in Dresden! Ach ja – und alles Gute zum Geburtstag, wünsche ich der GMW natürlich auch.
Sommerpause
Der August naht und damit auch die Blogpause im Sommer. Ich melde mich im September wieder und wünsche allen bis dahin erst mal eine gute Zeit!
Gabi
15 Kilo Wissen
Nun wird es aber Zeit, dass ich endlich auch mal ein paar Worte über das Ende und den Neuanfang unserer Arbeit im Kontext „digitale Medien in der Fahrlehreraus- und -weiterbildung“ verliere. Im Mai haben wir das EU-Projekt „Driver Instructor Education 2.0“ abgeschlossen. Sowohl Tamara (hier) als auch Frank (hier) haben darüber bereits ausführlich berichtet (zum Projektüberblick mit weiterführenden Links siehe hier). Auch im digitalen Zeitalter gilt es nach wie vor, die Ergebnisse zu materialisieren. Herausgekommen sind „15 Kilo Wissen“ (in Form zweier Pakete mit dicken Aktenordnern an die EU): Was für eine schöne Möglichkeit der Quantifizierung von Forschungsoutput … mich wundert es, dass man das noch nicht als reguläres Maß eingeführt hat. Fast nahtlos können wir nun ab Juni im Rahmen eines bmbf-Projektes die kommenden eineinhalb Jahre auf diesem Gebiet weitermachen. Unter dem Titel „Partizipative Qualitätsentwicklung in Fahrlehrerausbildungsstätten zur videobasierten Förderung von Lehrkompetenz“ soll das Erfahrungswissen von Ausbildern zum Einsatz von Video in der Fahrlehrerausbildung in einer virtuellen Community gesammelt, zum gegenseitigen Nutzen ausgetauscht und dabei auch neue Vorgehensweisen entwickelt werden.
Mich persönlich interessieren Kontexte wie die Fahrlehrerausbildung vor allem vor dem Hintergrund, wie sie sich z.B. von akademischen Kontexten unterscheiden, welche besonderen Herausforderungen sie stellen und was man daraus generell für das Lehren und Lernen lernen kann. Für Tamara freue ich mich, dass sie nun ihre in den letzten eineinhalb Jahren aufgebauten Kenntnisse und Fähigkeiten auf diesem Feld ausbauen und bald als unsere „Fahrlehrer-Expertin“ fungieren kann :-). Den Sog, solche Anschlussprojekte nicht nur ausschließlich aus inhaltlichen Gründen, sondern AUCH deswegen zu akquirieren, dass man den wissenschaftlichen Nachwuchs weiter fördern kann, spüre ich seit einigen Jahren in hohem Maße. Während das einerseits durchaus motivierend sein kann und man dabei eben auch neue Dinge lernt, die dazu gehören, wenn man Führungsaufgaben in kleineren oder größeren Teams übernimmt, erhöht es andererseits zumindest langfristig die Gefahr sich zu verzetteln. Ganz schnell kann es dann zudem passieren, dass man – bildlich gesprochen – das „Gewicht“ des eigenen Outputs in den Vordergrund rückt – als könne man wissenschaftliche Erkenntnis tatsächlich abmessen wie Industrieprodukte.