Sind Vorlesungen (noch) ein Thema der Hochschuldidaktik? Ich meine: Ja. Daher habe ich bei „Wissenschaftsdidaktik im Gespräch“ Anfang der Woche die Frage ins Zentrum gestellt: Ist die Vorlesung noch zu retten? Ich hatte dazu einen Impuls zum Einstieg vorbereitet, den ich ich hier als Audio-Vortrag zur Verfügung stelle.
Sinnentleerend und sinnstiftend
Es gibt Momente, an denen ich mich frage, welchen Sinn es eigentlich noch hat, sich aufrichtig für eine „Sache“ einzusetzen – zum Beispiel für eine begriffliche Präzisierung in der Hochschuldidaktik zur Schärfung deren „Idee“, für Wissenschaftsfreiheit und ihre durchaus notwendige Dynamik, für aufwändige Lehrkonzepte etwa zur Förderung forschenden Lernens, für besondere Forschungskonzepte wie Design-Based Research usw. Solche Momente des Sinnzweifels erlebe ich persönlich in Berufungskommissionen, in denen sich die Expertise eines Wissenschaftlers vor allem in Zitationsindices und Drittmittelvolumen zu kondensieren scheint, in Gremien, in denen Formalisierungswellen nur mehr auf Resignation treffen, in Gesprächen, die einem implizit ebenso wie explizit deutlich machen, dass nur „gute“ Forschungsgelder von der DFG honoriert werden, in der Beobachtung, dass Sichtbarkeit im Kleide moderner Marketingstrategien mehr zählt als Erkenntnis und Kritik. Und dann gibt es sie doch noch: die Momente, an denen ich wieder weiß, warum ich das trotzdem alles mache: Das sind die Momente der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen, die sich noch begeistern können für Forschung und/oder Lehre, ohne dabei ausschließlich taktische Entscheidungen für die Karriere zu treffen, und Momente in der Lehre, in denen man das Gefühl hat, doch noch etwas anstoßen und bewirken zu können.
Den Titel ändern
In unserem Design-Based Research Projekt SCoRe (ich habe hier davon berichtet) – kurz Student Crowd Research – stehen wir unter anderem vor der großen Herausforderung, das forschende Lernen unter der Bedingung sehr großer Studierendenzahlen (neu) zu denken. Der Begriff Crowd Research ist bislang noch wenig verbreitet, und wenn, dann führt er einen in der Regel zu einem Ansatz, der als Citizen Science bekannt ist. In der DUZ findet sich aktuell – hier – ein Interview mit dem britischen Sozialwissenschaftler Alan Irwin, der die Bezeichnung Citizen Science schon in den 1990er Jahren geprägt hat.
Wissenskraftwerke
Die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) hat Mitte Märze 2019 eine interessante „Entschließung“ zur „Anwendungsorientierten Forschung“ hier online gestellt.
700 Zeichen
Vom Hochschulmagazin der Universität Hamburg (hier) wurde ich gebeten, in 700 Zeichen zu drei Fragen zur universitären Lehre Stellung zu nehmen. Verwendet werden da jetzt für einen Beitrag Ausschnitte, sodass ich hier meine Aussagen im, wenn auch noch so kleinen, Zusammenhang wiedergebe – inklusive der etwas kritischeren Hinweise, die im Print dann wegfallen ;-).
Alle irgendwie gleich
Die Kultusminister Konferenz (KMK) empfiehlt (hier): Digitalisiert die Hochschullehre. Acht Empfehlungen werden gegeben bzw. mit Zielen gleichgesetzt. Die Grundlage – so heißt es hier auf der Webseite – waren drei Veranstaltungen; auf einer davon war ich auch selber im März 2018 (siehe auch hier). Was also wird empfohlen?
Randbemerkungen
Das Thema Vorlesungen beschäftigt mich mal wieder – ein aus hochschuldidaktischer Sicht vernachlässigtes Thema, ziemlich pauschal verunglimpft und mit einem Hang dazu, schlechte Vorlesungen mit einem fehlenden Potenzial von Vorlesungen als Lehrformat generell gleichzusetzen. Die empirische Befundlag ist höchst widersprüchlich. Für unser Professorenprogramm am HUL habe ich nun einen kurzen Vortrag vorbereitet und für den Herbst einen Beitrag für einem Sammelband zur Vorlesung zugesagt.
Kein sinnvolles Konzept
In der Zeitschrift für Didaktik der Rechtswissenschaft (ZDRW) ist im Heft 3 aus dem letzten Jahr ein kritischer Beitrag zum Constructive Alignment erschienen (Titel: Shall assessment drive learning? Vom Sinn und Unsinn eines ´constructive alignments´ des universitären Rechtsunterrichts“, erschienen in der ZDRW 5/3 (2018), 189-207). Steffen Jauß setzt sich hier mit den Fehlentwicklungen auseinander, die bei der Anwendung des an Hochschulen inzwischen als „gesetzt“ geltenden Prinzips bzw. Instruments des Aufeinander-Abstimmens von Prüfen, Lehre und Lernaktivität (= Constructive Alignment) zu beobachten seien.
Einfach so
Letzte Woche war Ines Langemeyer zu Gast bei uns am HUL. Wir haben uns fast zwei Tage Zeit genommen, um über das Thema Wissenschaftsfreiheit aus didaktischer Perspektive nachzudenken (einfach so – ohne Ansinnen auf einen Projektantrag;-)) – zu zweit und dann erweitert zusammen mit sieben Nachwuchswissenschaftlerinnen, denen wir unsere erarbeiteten Überlegungen und Thesen vorgestellt und diskutiert haben.
Neues denken
Letzten Mittwoch hatten wir unser inzwischen drittes Verbundtreffen zum DBR-Projekt SCoRe (Student Crowd Research: Videobasiertes Lernen durch Forschung zur Nachhaltigkeit) – ich habe hier schon mal kurz von SCoRe berichtet. Nach wir vor sehe ich in SCoRe eine große Herausforderung für die didaktische Arbeit in unserem Teilprojekt in Hamburg – und das meine ich so, dass ich uns da herausgefordert sehe, wirklich etwas Neues zu denken.