Das Thema Heterogenität spielt immer wieder eine große Rolle in der Hochschuldidaktik. Im Juni habe ich es in meinem Vortrag zu den „Digital Natives“ integriert. Letztes Jahr hat die HRK einen Workshop dazu durchgeführt (siehe hier), der einen am Ende aber auch eher ratlos zurückgelassen hat. Für einen Sammelband nun bin ich vor gut einem Jahr um einen Beitrag gebeten worden, in dem Heterogenität von Studierenden in Verbindung zu forschendem Lernen behandelt werden sollte. Dieser Einladung bin ich gerne nachgekommen. Der Band mit dem Titel „Gestaltungsraum Hochschullehre – Potenziale Nicht-traditionell Studierender nutzen“, herausgegeben von S. Reinders, B. Klages & M. Bonillo (Hrsg.), wird wohl bald erscheinen. Ich stelle hier ein Preprint vom Januar 2015 online. Der gedruckte Beitrag hat dann noch ein paar Änderungen erfahren (auch Korrekturen), aber keine inhaltlichen Modifikationen. Der Text wurde dreimal (nach Aushändigung an die Herausgeber) lektoriert – jedenfalls hatte ich noch so viele verbesserte Versionen von EINEM Text; ich hoffe, es hat genutzt 😉 Hier liefere ich also die nur die „Rohfassung“ (für Zitationen bitte auf die gedruckte, „richtige“ Fassung zurückgreifen).
Wissensfeldchen in böhmischen Dörflein
Die ZEIT hat im August (2015) eine neue Serie begonnen: „Wo seid ihr Professoren?“ (ganz politisch unkorrekt ohne die Professorinnen und ich fühle mich trotzdem angesprochen und finde es nicht schlimm ;-)). Die ersten vier Beiträge stammen von Bernhard Pörksen, Sandra Richter, Stefan Sinzinger und Fritz Breithaupt – alles selbst Professor/innen, die entsprechend auch ihre persönlichen Wahrnehmungen schildern. Ich hoffe, dass noch mehr interessanter Lesestoff kommt; die ersten vier Beiträge lohnen sich schon mal die Lektüre.
Ergänzt, korrigiert und aktualisiert
So kann es manchmal gehen: 2013 hatte ich (hier) schon mal angekündigt, dass der Studientext Didaktisches Design nicht mehr aktualisiert wird. Geplant war ein Buchprojekt mit anderen Autorinnen zusammen. Das Ganze war eingebettet in die noch vor mir liegende Zukunft am Bodensee, die sich dann ja in der erwarteten (oder erhofften) Form so gar nicht entwickeln wollte bzw. sich in eine sehr unerwartete Richtung entwickelt hat. Nachdem ich nun also das Experiment im Süden beendet und im Norden einen Neuanfang gewagt habe, haben sich auch meine Pläne, was das Buchprojekt betrifft, geändert: Den Studientext Didaktisches Design habe ich doch noch einmal an einigen (wenigen) Stellen ergänzt, korrigiert und aktualisiert. Er ist, wie gehabt, über meinen Blog (unter Lehre) online hier verfügbar. Und wen es interessiert: In der Schlussbemerkung des Studientextes versuche ich einen vorsichtigen Ausblick auf ein mögliches Buchprojekt 2016/17 – denn: aufgegeben habe ich das dann doch nicht. 🙂
Doch keine Sonnencreme
Die Hochschuldidaktik hat seit Oktober 2014 einen neuen Platz an der Universität Hamburg – in einem zentral angesiedelten Zentrum (in enger Verbindung zur Fakultät für Erziehungswissenschaft) und ausgestattet mit drei Professuren. Kerstin Mayrberger und Andrea Zoyke haben im Herbst 2014 mit dem Aufbau begonnen und das Zentrum hieß zunächst: Interdisziplinäres Zentrum für universitäres Lehren und Lernen. Die Abkürzung IzuLL sorgte immer wieder für Erheiterung („Ist das einen Sonnencreme?“), wurde aber trotzdem rasch adaptiert – jedenfalls intern („Was komisch kling, merkt man sich wenigstens gut“). Seit Juni 2015 bin ich nun auch dabei und alle zusammen (Professorinnen und Mitarbeiter/innen) haben wir uns lange Gedanken gemacht, welcher Name (und welche Abkürzung) vielleicht doch noch adäquater sein könnte – in Abstimmung natürlich mit dem Präsidium, das da verständlicherweise ein Wörtchen mitreden wollte. Ich mache es kurz. Wir sind am Ende gelandet bei:
Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen
Ich bin sehr froh sowohl über die Namensanpassung als auch über die neue Abkürzung, wobei die Buchstaben separat zu lesen sind, also: H U L – nicht hul ;-). Ob wir das mit H|U|L – also mit den Strichen als Hinweis auf das separate Lesen der Buchstaben – abkürzen dürfen, ist leider noch nicht geklärt.
Sendepause
Ein bisschen früher und ein bisschen länger als üblich … wird die Sendepause 2015. Warum? Zum einen brauche ich dringend etwas Zeit zum Aufatmen, zum Nachdenken, zum Aufarbeiten, zum Planen. Es ist viel passiert seit August 2014 – das muss sich jetzt mal „setzen“. Zum anderen müssen wir noch komplett gen Norden ziehen und das kostet natürlich auch einiges an Zeit. Daher gibt es jetzt im Denkzettel-Blog eine Pause bis zum 06. September 2015. Ich melde mich dann mit hoffentlich klarem Kopf und neuen Ideen wieder – aus Hamburg. Bis dann!
Die Sache mit der Implementation
Kürzlich habe ich einen Beitrag über Design-Based Implementation Research (DBIR) gelesen – bereits zum zweiten Mal, weil ich beim ersten Lesen noch kein so rechtens Interesse fand:
Fishman, B.J., Penuel, W.R., Allen, A.-R., Cheng, B.H. & Sabell, N. (2012). Design-Based Implementation Research: An emerging model for transforming the relationship of research and practice. In B. J. Fishman & W. R. Penuel (Eds.), National Society for the Study of Education: Vol 112. Design Based Implementation Research (pp. 136-156). Online hier verfügbar
DBIR ist ein Ableger der Design-Based Research (DBR)-Bewegung. Im Zentrum von DBIR steht die Frage, was wo, wann und für wen funktioniert. Man konzentriert sich auf die Implementierung von Programmen, Konzepten, Methoden, Medien in der Bildung. DBIR verschreibt sich dem Ziel, Verbesserungen in der Bildung skalierbar und nachhaltig zu machen, also qualitativ gute und wirksame Programme, Konzepte, Methoden, Medien in die Breite zu tragen und langfristig zu verankern. Berücksichtigt wird, dass es man es im Bildungskontext nicht mit einfach zu beforschende Objekten zu tun hat, sondern mit sozialen Praktiken, die in der Regel an lokale Bedingungen angepasst werden müssen, um ihre potenzielle Wirkung zu entfalten. Eine skalierbare und nachhaltige Implementierung von Programmen, Konzepten, Methoden, Medien in der Bildung erfordert allerdings einen Wandel der Lehr-Lern- und Prüfungskulturen, inklusive Überzeugungen und Annahmen der Akteure. DBIR setzt auf eine enge Beziehung zwischen Wissenschaft und Praxis, die wechselseitig transformativ wirkt, also mit Veränderungen auf beiden Seiten einhergeht.
Ziemlich traditionell
Über die Doktorandenausbildung habe ich schon des Öfteren in diesem Blog berichtet (z.B. hier). Anfang 2013 habe ich meine Versuche und Erfahrungen etwas ausführlicher dokumentiert (hier). Nun fange ich in Hamburg in gewisser Weise (mal wieder) neu an. Aus der „alten“ Doktorandengruppe (aus Augsburg und München) sind – wie es sich gehört – die meisten bald fertig. Mit „Neuzugängen“ war ich in den letzten beiden Jahren zurückhaltend, weil insgesamt etwas unklar war, wie sich meine eigenen Betreuungsmöglichkeiten entwickeln werden. Diese Zurückhaltung kann und werde ich jetzt wieder etwas reduzieren – allerdings mit Blick auf eine angemessene Anzahl (vor allem an Doktoranden), die in manchen Phasen ein bisschen zu hoch war. In jedem Fall ist die Zeit reif für etwas Neues.
Anbahnung von Vertrautheit
Sechs Wochen Universität Hamburg (UHH) und Interdisziplinäres Zentrum für universitäres Lehren und Lernen – Zeit für ein allererstes persönliches Zwischenfazit? Zum einen erscheint mir das zu früh (was schafft man schon in gerade mal sechs Wochen?), zum anderen liegt es nahe, etwas zu sagen, denn: Für erste Eindrücke und Versuche, Fuß zu fassen, reichen sechs Wochen allemal. Ein Versuch also:
Jeder muss unterschreiben
Mir geht es manchmal so, dass ich gar nicht mehr merke, wenn ich selber Mainstream-Begriffe benutze, weil sie sich schon so sehr eingebürgert haben und/oder weil man den Eindruck hat, dass man nicht mehr darum herum kommt. Aber das ist freilich falsch, denn selbstverständlich kann man etwas immer auch anders, am besten einfach und präzise, sagen als es eine scheinbar umfassend legitimierte Sprachregelung nahelegt. Ein schönes Beispiel dafür dürfte (neben anderen) das Qualitätsmanagement sein.
Sowohl die Sprache als auch der „Geist“ des (aus der Wirtschaft stammenden) Qualitätsmanagements hat die Hochschulen seit den 1990er Jahren im Griff – aber es scheint immer schlimmer zu werden. Wie schlimm es schon ist, lässt sich kaum pointierter und anschaulicher auf den Punkt bringen, als es Rainer Dollase in einem Text in der duz (Mai 2015) macht:
„Man stelle sich einmal vor, die 1. Bundesliga würde sich anschicken, Standards für die Durchführung von Fußballspielen zu formulieren: Der Fußballspieler bemüht sich auf dem Platz, den Ball in das gegnerische Tor zu treten. Er achtet in Zweikämpfen darauf, dass er gewinnt, dabei aber fair bleibt. Er bemüht sich, hohe Bälle im Falle der sofortigen Weitergabe mit dem Kopf, im Falle des Weiterspielens mit dem Fuß zu stoppen etc. Zielvereinbarung: Die Mannschaft bemüht sich, das nächste Spiel zu gewinnen. (Jeder muss unterschreiben.) Interne Evaluation: Wir prüfen, ob wir das Ziel erreicht haben. So oder ähnlich würden Qualitätsmanager ihr QM-Nachschlagewerk für die 1. Bundesliga formulieren. Banal und überflüssig wäre das, wie QM an Hochschulen.“
Wer jetzt Interesse am ganzen Beitrag hat, kann diesen hier online lesen.
Zweifel zerstreuen
Dualismen machen das Leben, das Wahrnehmen, vor allem das Entscheiden leichter, geben einem Sicherheit und zerstreuen Zweifel – auch an der Hochschule und in der Hochschuldidaktik. Dualismus bedeutet so viel wie Polarität, Zweiheit, auch Gegensätzlichkeit. Mit Dualismen in der Hochschullehre und Hochschuldidaktik beschäftigt sich ein Text von Bruce Macfarlane, über dessen Inhalt es sich aus meiner Sicht lohnt, genauer nachzudenken:
Macfarlane, B. (2015). Dualisms in higher education: a critique of their influence and effect. Higher Education Quartely, 69 (1), 101-118.