Während des Lockdowns und der erzwungenen Online-Lehre an unseren Hochschulen zwischen Anfang 2020 und Frühjahr 2022 habe ich mich oft gefragt, wie es dabei dem Konzept des forschenden Lernens „ergeht“ (siehe z.B. hier und hier). Mit Ausnahme einiger fortschrittlicher Projekte etwa zu virtuellen Laboren, in denen auch von zuhause naturwissenschaftliche Experimentalforschung möglich sein kann, war mein Eindruck: Das über viele Jahre wieder so viel diskutierte forschende Lernen hatte in der Pandemie das Nachsehen. Nun gibt es ein Buch mit dem vielversprechenden Titel „Undergraduate research in online, virtual, and hybrid courses. Proactive practices for distant students” herausgegeben von Coleman, Hensel und Campbell.
Das Buch ist leider etwas teuerer; nur das Einleitungskapitel ist (hier) online zugänglich; es zeigt aber immerhin auf, was der Herausgeberband zu bieten hat. Die Entstehungsgeschichte des Buches reicht in die Zeit vor der Pandemie zurück; die Motivation dahinter war eine Beobachtung, die wir auch in unserem FideS-Projekt (siehe hier) gemacht hatten: Forschendes Lernen im Online-Modus wird offenbar wenig praktiziert und ist noch weniger erforscht. Die Ereignisse infolge der COVID-19-Pandemie haben die Herausgeberinnen und ihre Autorinnen dann sozusagen eingeholt: Die Veröffentlichung hat sich länger verzögert, dafür wurden dann noch einige Erfahrungen aus der Pandemie integriert.
Die kurzen Hinweise in der Einleitung machen deutlich, dass der Band einige fachübergreifende Texte zum forschenden Lernen unter digitalen Bedingungen enthält, darüber hinaus aber den Schwerpunkt auf Erfahrungen zum forschenden Lernen in verschiedenen Disziplinen legt.
Ich hoffe, dass wir das Buch am HUL bald beschaffen können, denn: Auch wenn aktuell offensichtlich sehr viele Lehrpersonen vor allem zurück in die Präsenzlehre wollen, gibt es doch gute Gründe, die Möglichkeiten der Verknüpfung digitaler und physischer Räume für Lehre zur Förderung forschenden Lernens auszuloten und zu nutzen. Dazu kommt, dass man auch für Online-Studiengänge forschendes Lernen unter digitale Bedingungen möglich machen und dies dann natürlich gut gestalten sollte. Oder, wie es die Herausgeberinnen in der Einleitung (S. 2) formulieren:
“It can be difficult to reimagine what has worked for us on the ground. And it can be challenging to realize that we can achieve the same success and perhaps even greater experiences by moving away from what has been working well. We hope you might open yourself up to new approaches. Just as many of us have realized that some “pandemic approaches to work” are things we want to carry forward when we return to “normal,” some of these techniques for realizing undergraduate research online and virtually might enrich our current practices moving forward“.