Was für ein Wort: „Antrittsvorlesung“. Antreten? Das vermutet man doch jetzt wohl nur bei der Bundeswehr, oder? Okay, gut: Ein Amt antreten … Ich finde es trotzdem keine schöne Bezeichnung. Vielleicht wäre „Begrüßungsvorlesung“ besser oder noch schöner: „Anfänger-Vorlesung“. Allerdings stimmt Vorlesung ja auch nicht: Es ist EIN Vortrag – also ein Anfängervortrag?
Wie auch immer: Bislang habe ich es erfolgreich geschafft, diesem fehlbezeichneten Ritual aus dem Weg zu gehen. An der Zeppelin Universität (ZU) ist mir das leider nicht gelungen. Gelungen ist zumindest, dass ich selbst nicht auch noch Werbung dafür gemacht habe. Aber es gibt ja wieder ein Redemanuskript, und das kann man bei der dunkler werdenden Jahreszeit gemütlich selber lesen. Ich freue mich jedenfalls, wenn das ein paar meiner Blog-Leser tun.
Danke für das Manuskript. Einige Dinge kannte ich schon, andere waren mir neu, und zusammen regen sie mich zum Nachdenken an.
Der Satz „Sie können nicht nicht didaktisch handeln.“ gefällt mir. Dass ich aber „lernerorientiertes Lehren“ vergessen soll, hmm, das zwickt mich jetzt schon mächtig, wenn ich an die „klassische Vorlesung“ denke.
Diesen Satz in dieser Form aus dem Argumentationszusammenhang zu lösen, kann in der Tat missverständlich rüberkommen. Liest man ihn im Kontext, in dem er steht, dürfte klar sein, was ich meine: Lehren sollte ganz selbstverständlich (!) am Lernen und am Lernenden orientiert sein, sodass der Informationswert dieser Formel ziemlich sinkt. Dieses Soll ist freilich nicht mit dem Ist zu verwechseln. Selbstverständlich kann man wohl überall immer auch Lehraktivitäten beobachten, bei denen offenbar vergessen wurde, welchen Zweck das Lehren hat. Aber auch das dürfte hoffentlich klar geworden sein, dass ich das nicht verneine. Und schließlich: Ein Vortrag wird immer etwas übertreibender oder Unterschiede schärfender sein als ein Artikel – daher bitte nicht vergessen: Es ist ein Vortragsmanuskript. 🙂
Ah, jetzt hab‘ ich es verstanden – danke schön für die Erklärung!
Wie ich sagte, ich wurde zum Nachdenken angeregt – ist allerdings noch nicht ausgegoren. Ein Aspekt des Vortrags geht mir gerade durch den Kopf: „Bildung durch Wissenschaft ist die regulative Idee hinter der Hochschuldidaktik.“
Diese Aussage bekommt mit Blick auf Fachhochschulen eine weitere Facette spendiert. Dort kommt ebenfalls Hochschuldidaktik zum Einsatz, zumindest sehe ich das so. Der originäre Auftrag von Fachhochschulen für die Lehre ist es aber, sie zwar auf eine wissenschaftliche Grundlage zu stellen, sie jedoch (vornehmlich?) anwendungsorientiert zu gestalten. Das steht in meinen Augen nicht im Widerspruch zur Aussage oben. Es ließe sich jedoch fragen, ob die Anteile der Lehre innerhalb der vier Quadranten anders gewichtet ist (oder sein sollte) hin zu Seite der Forschungsergebnisse. Das ließe sich noch differenzieren, ohne zusätzlich ein Fass „Fachhochschuldidaktik“ aufzumachen. Andererseits ließe sich auch argumentieren, Fachhochschulen würden mehr und mehr Forschungsaufträge wahrnehmen und es bräuchte gar nicht so stark unterschieden werden, weil die Grenzen zur Universität aufweichen. Oder sollten Forschung und Lehre an Fachhochschulen getrennt betrachtet werden statt sie verzahnt zu denken?
Ist in meinem Kopf alles im Fluss. Was meinen die anderen LeserInnen?
Das ist in der Tat eine wichtige Fragestellung, die du da aufwirfst: Ich hatte sie ausgespart, weil ich mich als Antrittsvorlesung an einer Universität getrost auf die Universität beschränken konnte und DORT eine mögliche Auffassung von Hochschuldidaktik entfalten wollte. Aber natürlich muss man das breiter sehen, denn es heißt ja Hochschuldidaktik und nicht Universitätsdidaktik! Ich würde deiner Vermutung zustimmen, dass da – seit längerem – viel im Fluss ist und natürlich mit dem Bologna-Prozess wohl auch bewusst in Bewegung gebracht worden ist. Nur denkt es niemand so richtig zu Ende. Und das hat freilich Einfluss auf die „regulative Idee hinter der Hochschuldidaktik“.
Gabi
Ich meinte nicht, dass dieser Aspekt im Vortrag hätte berücksichtigt werden sollen. Er kam mir beim Nachdenken über den Text einfach in den Sinn, weil er meine Arbeitspraxis (und mein persönliches Selbstverständnis von Hochschuldidaktik) betrifft. Ich muss aber auch noch viel mehr darüber nachdenken, vielleicht denkt ja hier noch jemand mit.