Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Unplanbar?

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Agile Software-Entwicklung kennt man – aber agile Hochschuldidaktik? Die gibt es auch, und es gibt ein Buch darüber von Christof Arn (Hochschule Luzern). Mir war der Autor bis dato nicht bekannt, aber Infos zum Buch hatten mich neugierig gemacht. Die Neugier hat sich gelohnt. Mit großem Gewinn habe ich Arns Buch gelesen: Ich würde sein Thema eher als situative Didaktik bezeichnen, die er der „Plandidaktik“ gegenüberstellt. Gemeint sind (vereinfacht gesagt) die Entscheidungen in der Lehr-Lernsituation, die nicht geplant waren oder grundsätzlich unplanbar sind. Es geht um das „Hier-und-Jetzt“ der sozialen Interaktion zwischen Lehrenden, Lernenden und – so möchte ich ergänzen – der Sache.

Die Schwerpunktsetzung auf „Agilität“ könnte dazu verleiten, zwischen dieser und der Planung einen Dualismus zu sehen oder aufzubauen. Ich denke, das ist nicht Arns Ziel: Er betont, dass und wie Planung und – ich sage mal – Situativität ineinandergreifen (bzw. „verschachtelt“ sind). An manchen Stellen aber könnten Leser zu einer gewissen Schwarz-Weiß-Malerei verleitet werden (z.B. bei Sätzen wie: „Ein Besserwisser-Coach ist ätzend“; S. 118). An vielen anderen Stellen des Buches aber wird durchaus deutlich, dass auch das „Agile“ in der Lehre in einer Verbindung zur Planung steht – unter anderem da, wo Arn von „Vorbereitung“ oder „Klarheit“ spricht.

Besonders anregend fand ich im Rahmen des Buches Arns Auseinandersetzung mit Lehr- und Lernzielen ebenso wie mit dem Qualitätsmanagement. Zugeben muss ich, dass mir viele Passagen wahrscheinlich deswegen gut gefallen haben, weil sie meiner eigenen Auffassung entsprechen, gleichzeitig aber, daran anknüpfend, neue Impulse beigesteuert haben. In jedem Fall werde ich mich mit dem Buch weiter auseinandersetzen und es für meine Arbeit nutzen. Da sich auch Frank festgelesen hat, planen wir, uns nochmal gemeinsam Gedanken über den Inhalt und darüber zu machen, wie wir ihn weiterverwenden könnten. Angemerkt sei noch, dass Arn es versteht, unterhaltsam zu schreiben – das macht die Lektüre doppelt gut.

Kleines Manko: Der Titel suggeriert, dass es um eine Allgemeine Didaktik für alle Hochschulen, also für akademisches Lehren und Lernen, geht. Botschaften und Beispiele kreisen jedoch sehr stark (wenn auch nicht ausschließlich) um die Lehrerbildung und beziehen sich oft explizit auf Fachhochschulen. Wissenschaft als Gegenstand und Spezifikum (etwa im Vergleich zur Schule oder Berufsbildung) wird nur an wenigen Stellen vorsichtig tangiert, spielt aber ansonsten keine Rolle.

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