Ende des Jahres 2008 hatte ich mich (siehe hier) davon überzeugen lassen, dass es sinnvoll ist, ein Themenheft zum Assessment für die Zeitschrift für Hochschulentwicklung (ZFHE) herauszugeben. Es war schon ein bisschen eine Feuerwehraktion und ich bin sehr froh, dass es doch ausreichend Einreichungen (wenn auch nicht übermäßig viele) gegeben hat. Danke an alle, die sich da beteiligt haben! (Bei der Gelegenheit: Der Call für Abstracts zum E-Assessment bei der Zeitschrift für E-Learning läuft bis Ende Juni: siehe hier). Aber zurück zur ZFHE:
Hier stand ich ein bisschen auf der Leitung und habe eine Weile gebraucht, bis ich verstanden habe, dass das Prozedere etwas anders abläuft. Die Redaktion der ZFHE hat mich da jetzt auf Nachfragen etwas genauer aufklärt: Die ZFHE versucht, so die Erklärung an mich, zwei tendenziell widersprüchliche Anforderungen unter einen Hut zu bringen: nämlich das Konzept der „Ausgabe“ oder „Nummer“ einer Zeitschrift als abgeschlossenes Werk (wie bei reinen Papier-Formen) und die schnellst mögliche Publikation eines fertigen Beitrags (als Vorteil der Online-Publikation). Daher werde jeder Beitrag sofort online gestellt, sobald er den Review- und Produktionsprozess positiv durchlaufen hat. Eine konkrete Nummer werde dagegen erst dann fertiggestellt, wenn alle Einzelbeiträge online sind oder zumindest bekannt ist, welche (nach positivem Review und ggf. Überarbeitung) in diese aufgenommen werden. Jetzt habe ich es verstanden! Die Begründung ist nachvollziehbar. Wie es die Leser sehen, weiß ich nicht. An sich sage ich jetzt mal spontan, dass es da nichts dagegen einzuwenden gibt. Nun gut, also mit so etwas wie einem Editorial muss ich natürlich warten, bis alles da ist. Ich habe zwar alle eingereichten Beiträge gelesen, um mir ein Bild zu machen, die dann aber an je zwei Gutachter gegangen sind.
Es gilt also, noch ein bisschen zu warten. Ich freue mich aber ganz besonders, dass Silvia (mit der ich gerade an einem DFG-Antrag sitze) mit ihrem Beitrag bei den Reviewern ohne nennenswerte Beanstandungen erfolgreich UND schnell war und nun sogar den Beginn zur „Themenreihe (?) Assessment“ macht: Ihr Beitrag ist bereits online (hier).
Hallo Gabi,
da Du „andere Sitten“ ansprichst: Gibt es eigentlich Zeitschriften, die den Review-Prozess in irgendeiner Form öffentlich abbilden? Gerade für den wissenschaftlichen Nachwuchs wären doch die Kritikpunkte/Anregungen der Gutachter interessant. Ich bin mir natürlich bewusst, dass das dem gängigen Review-Verfahren zumindest in Teilen widersprechen würde, fände es aber an der Stelle trotzdem gut, über „andere Sitten“ nachzudenken.
Viele Grüße,
Sandra
Gute Frage! Im deutschsprachigen Raum ist mir keine Zeitschrift bekannt, die das öffentlich macht. Ich meine, mal so was bei einer englischsprachigen Zeitschrift gesehen zu haben, aber vielleicht war es auch nur die Diskussion darüber – ich bekomme es nicht mehr hin. Eher ist es ja umgekehrt, dass man den Review-Proozess fast schon „geheim“ macht und (in der Regel) nicht weiß, wer begutachtet hat (das aber ist wieder eine Voraussetzung dafür, dass sich eine Zeitschrift überhaupt einen Namen machen kann). Das kann auf jeden Fall Vorteile haben, aber natürlich auch eine ganze Menge Nachteile: u.a. dass man nur EINE Lernschlaufe hat. Man kann als Autor (gerade als Nachwuchswissenschaftler) nicht nachfragen. Wenn die Reviews dann auch noch etwas lieblos mit wenigen Hinweisen und auch ohne Verbesserungsvorschläge gemacht sind, dann ist der Lerneffekt nicht sonderlich hoch. Darauf wird man einwenden, dass das Lernen auch nicht Sinn und Zweck einer solchen Aktion ist, sondern Selektion (ein ähnliches Argument wie beim Assessment). Vielleicht stimmt das manchmal. Aber es ist durchaus auch aus meiner Sicht eine vertane Lernchance. Ich bin bei den letzten Reviews, die ich gemacht habe, dazu übergegangen, direkt im Text zu kommentieren – wodurch ja dann auch mein Name sichtbar ist. Aber das duldet nicht jeder Herausgeber.
Es bleibt euch in Augsburg also im Moment nichts anderes übrig, als von meinen „Begutachtungsprozesse“ 😉 und untereinander zu lernen.
Gabi
Ja, leider ist es wohl so, dass wir uns vorerst untereinander helfen müssen. Vielleicht ist es sehr idealistisch gedacht, aber ich finde, man verschenkt durch die Heimlichtuerei (nicht alle sind so wie Du) echtes Lernpotenzial und wäre froh, wenn sich irgendwer bei Gelegenheit auf ein offenes Review-Verfahren einlassen könnte. Vielleicht sollten wir auch selbst die Probe aufs Exempel machen – die Frage ist nur: wo und wie…
Viele Grüße,
Sandra