Lehre hat heute innovativ zu sein. Innovation gilt per se als gut und wer sich ihr widersetzt, ist rückständig und starrsinnig. In einer gemeinsamen Autoethnografie schildern zwei Autorinnen in eindrucksvoller Weise, wie sie mehr oder weniger freiwillig zu besuchende Workshops zur Umstellung der Präsenzlehre auf Blended Learning-Konzepte oder Online-Lehre als Ausdruck von Innovation erleben und warum sie dabei das Gefühl haben, dass eine Form von struktureller Gewalt im Spiel ist.
Schlagwort: Autoethnografie
Klassiker und Trophäen-Sammler
145 Seiten dick ist das Programm der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd), die letzte Woche in Karlsruhe stattgefunden hat. Da steckt eine Menge Arbeit dahinter und dem Team von Ines Langemeyer vom KIT gebührt hier großer Respekt. Wer selbst in einigen der Symposien, Workshops oder Diskurswerkstätten eingebunden war, hat freilich nur einen kleinen Teil mitbekommen, denn vieles lief parallel, was wohl notgedrungen passiert, wenn die Tagungen größer werden. Für mich war natürlich das Streitgespräch mit Manfred Prenzel die zentrale persönliche Herausforderung (siehe hier). Am selben Tag haben Carolin Kreber, Tobias Schmohl, Klaus-Peter Wild und ich aber auch noch ein Symposium veranstaltet.
Sieben Mal frei von Impact
Design-Based Research (z.B. hier) – Scholarship of Teaching and Learning (z.B. hier) – Autoethnografie (z.B. hier): Geht das zusammen? Ich meine ja, und zwar ganz besonders für die Hochschuldidaktik und ihre Forschung. Erste Überlegungen dazu, wie das aussehen könnte, habe ich nun in einem Impact Free-Artikel ausgeführt, nämlich hier. Die Idee ist nun, dass Tobias einen Co-Text zu meinen ersten Überlegungen verfasst und wir dann prüfen, ob und wie daraus eine längerer Text werden könnte, der sich auch ganz traditionell 😉 publizieren lässt. Dieses Verfahren wollen wir mal als Alternative dazu ausprobieren, gleich kollaborativ zu schreiben, was – wie jeder weiß, der das öfter macht – immer dann schwierig wird, wenn man wissenschaftlich unterschiedlich sozialisiert ist (aber wohl nicht nur dann).
Anekdotisch bis essayistisch
Forschende und lehrende Hochschuldidaktiker an Universitäten zeichnen sich dadurch aus, dass in ihrer Person Wissenschaft (die Wissenschaft vom Lehren und Lernen) und Praxis (die Praxis der Hochschullehre) verschmelzen, oder anders formuliert: Hochschuldidaktiker an Universitäten, wenn sie denn Professuren bekleiden (versus in Serviceeinrichtungen sitzen) befinden sich in der Situation, dass sie zugleich Forscher und Praktiker im gleichen Feld sind: Sie erforschen das akademische Lehren und Lernen und sind zugleich praktisch tätige Akteure in der Hochschullehre. Diese besondere Situation gilt für andere Hochschullehrer nicht der gleichen Form – selbst dann nicht, wenn sie sich im Sinne einer Scholarship for University Teaching ebenfalls forschend mit ihrer Lehre auseinandersetzen, denn nur für Hochschuldidaktiker gilt, dass ihr Praxis- und ihr Forschungsfeld zusammenfallen. „Anekdotisch bis essayistisch“ weiterlesen