Am Ende des Pfads

Peter Meurer hat zum 1. April seine Lernpfade geschlossen – traurig, aber wahr und es war ausdrücklich kein Aprilscherz. Mein Kommentar zur Schließung des Blogs kam reichlich spät, was zeigt, dass auch ich oft am Rotieren bin und der Blogosphäre aufgrund von Zeitmangel manchmal tagelang den Rücken kehren muss.

Auch an dieser Stelle daher nochmal 1. ein Dankeschön für die vielen Tipps zu interessanten Werkzeugen, und 2. für die Mithilfe an der Verbreitung auch von Inhalten, die aus Augsburg kommen/kamen. Verständnis aber habe ich natürlich auch: Wenn der Druck zu groß wird (dauernd was Interessantes posten zu „müssen“), ist der Schritt, damit Schluss zu machen, sicher die beste Strategie! Und wer weiß: Vielleicht sind das nur die Vorboten für ein allmähliches Abschwellen des großen Weblog-Hypes? 😉 Wer weiß …

Computistan und Pädagogien

Noch bis Juni stellt die Pädagogische Hochschule Zentralschweiz nun auch die Vorträge der Tagung „Schule und Web 2.0“ als Video online zur Verfügung. Wer Beat Döbeli Honegger mal in Aktion erleben will, sollte sich daher seinen Vortrag noch bis Juni anschauen, abzurufen hier. Mir hat vor allem der narrative Einstieg (Computistan und Pädagogien) gefallen, weil er damit aus meiner Sicht vor allem die Lehrer im Publikum geschickt erreicht hat, weil er ihre pädagogische Arbeit damit gewürdigt, den bisweilen kursierenden Irr- und Unsinn mit der Technik implizit kritisiert und dann doch auch wieder die Chancen einer Verknüpfung von Pädagogik und Technik zur eigentlichen Botschaft gemacht hat. Mein Kompliment dafür hat Beat Döbeli auf jeden Fall.

Schule und Web 2.0: ein kurzer Rückblick

Am Freitag war ich in Goldau an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz – und habe u. a. doch noch ein bisschen Winter mitbekommen – also es war sozusagen mitten im Schnee. Trotz des Wetters waren viele Bescher da (laut Dominik Petko ca. 180) – zwei Drittel davon Lehrer, was ich als ein gutes Zeichen werte. Ich würde mir so eine Veranstaltung auch in Deutschland wünschen. Ab nächster Woche sollen einige Beiträge (also die Vorträge sowie einige Workshops) online als Video abrufbereit sein, und Downloads (Folien) wird es auch geben, nämlich hier. Auf derselben Seite können auch schon einige andere Blogeinträge gelesen werden, die über die Tagung Bericht erstatten.

Beat Döbeli Honegger hielt den ersten Vortrag: Er begann geschickt und unterhaltsam mit einem (längeren) narrativen Einstieg, den ich gerade angesichts des bisweilen ungünstigen Klimas zwischen Befürwortern und Skeptikern in Sachen digitale Medien in der Schule sinnvoll und gelungen fand. Im Vordergrund standen anschließend die Merkmale und Vorzüge eines Wikis. Den „Mittags-Vortrag“ übernahm Peter Baumgartner; bei ihm standen die „open educational resources“ im Mittelpunkt des Interesses; ein wichtiges Thema, u. a. für Lehrerplattformen, die für den Unterricht Inhalte und Materialien bereitstellen, aber auch für die Lehrerfortbildung. Dabei wies Peter auch darauf hin, dass „Inhalt“ und „Content“ nicht dasselbe für ihn sind. Das war zwar nachvollziehbar, ungünstig finde ich diese Trennung in diesem Wortlaut trotzdem, weil Inhalt nun mal eine gängige Übersetzung von „Content“ ist und wer es nicht mit allzu vielen Angliszmen mag, stellt sich die Frage: Und wie sag ich es auf deutsch, wenn ich Content (aber eben nicht Inhalt) meine? Mein Vortag (zur Lehrerbildung und Web 2.0) bildete den Abschluss, und wie zu erwarten bzw. zu befürchten war, hatten sich dann doch schon einige auf dem Heimweg gemacht.

Bei den Workshops musste man sich halt entscheiden: Das Programm war vielfältig und eigentlich hätte ich überall gerne mal reingehört. Ein bisschen kurz kam die Diskussion in den Workshops, da war die Zeit einfach zu gedrängt. Aufgrund der vielen Besucher wurden alle Workshops zweimal angeboten, was ja auch wieder von Vorteil war. Man kann nicht alles haben 😉 Ich fand es gelungen, mir bedeutet das Thema Schule und Lehrerbildung viel, und so war ich gerne den ganzen Tag vor Ort. Eine Teilnehmerin hat mich inzwischen auf ihr Blog (das sie täglich führt) aufmerksam gemacht. Gerne verweise ich hiermit darauf (Link zum Blog) – auf dass sich möglichst viele Lehrer in interessante Dialoge verstricken.

Aktionsrat Bildung 2007 und ein paar Gedanken dazu

Der Aktionsrat Bildung hat das Jahresgutachten 2007 mit dem Titel „Bildungsgerechtigkeit“ herausgegeben. Es kann online hier abgerufen werden. Ich habe es noch nicht ganz gelesen, bin aber doch an einigen Seiten hängen geblieben.

Auf Seite 143 heißt es: „Die Aus- und Weiterbildung des Lehrpersonals an deutschen Schulen und Hochschulen ist seit Jahrzehnten in einem bedenklichen Zustand. Die Qualifizierung dieses Personals findet nicht berufsbezogen, sondern wissenschaftsbezogen statt. Damit folgt sie der empirisch nicht bestätigten Auffassung Humboldts, wonach Aus- und Weiterbildung allein durch Forschung gewährleistet wird. Die Folge ist die Ausblendung der Berufspraxis und ein individualistisches Selbstkonzept des Bildungspersonals.“

Moment mal: Erstens bin ich mir nicht so sicher, ob man das aus Humboldts Vorstellungen wirklich ableiten kann. Des Weiteren ist es ja vielleicht schon ein bisschen seltsam, jemanden aus längst vergangenen Zeiten für heutige Zustände verantwortlich machen. Vor allem aber: Was ist das bitte für eine Wissenschaft und Forschung in Psychologie und Pädagogik, die denjenigen offenbar nichts nutzt, die eigentlich dabei helfen könnten, zum einen wissenschaftliche Erkenntnisse anzuwenden und zu anderen wissenschaftliche Fragestellungen (mit) anzuregen? Sind nicht auch einige der Autoren DFG-Gutachter? Kann es nicht auch sein, dass die DFG zu wenig anwendungsorientierte Forschung fördert, die unserer Bildungspraxis nutzt? Kann es eine sinnvolle Schlussfolgerung sein, Wissenschaft und Praxis am besten noch mehr voneinander fernzuhalten? Nicht falsch verstehen: Ich meine NICHT, dass ein auf Forschung ausgerichtetes Studium jemanden zum guten (Hochschul-)Lehrer macht. Und wenn mit dem Zitat vor allem die Wissenschaft der Domäne gemeint ist, die in der Schule vermittelt werden soll, mag das ja ansatzweise stimmen. Und wenn es da bald mal Reformen gäbe, was vor allem Lehrer sinnvollerweise in welcher Form lernen sollten, finde ich das ebenfalls sehr gut. Wenn aber auch gemeint ist, dass angehende Lehrer nichts von pädagogischer Forschung haben, dann sehe ich das Problem weniger bei der Hochschullehre und schon gar nicht bei den angehenden Lehrern, sondern bei der Forschung.

Trauriger Rekord in Bayern

Dass die Luft für Frauen oben dünner wird – nun ja, daran scheinen wir uns gewöhnt zu haben. Und so ist am Bericht des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln mit dem Titel „Schmale Karriereleiter“ an sich nichts unbedingt Spektakuläres: Auch im Wissenschaftsbetrieb sind Frauen unterrepräsentiert, vor allem wenn es um C4/W3-Stellen geht. In Bayern geht sogar nur jede zehnte dieser Professuren an eine Frau – womit sich unser Bundesland wieder mal an die Spitze, aber leider in eine wenig ehrenwerte Richtung, katapultiert. Also: Ich lebe gern in Bayern; ich bin hier geboren und aufgewachsen und ich finde es nirgendwo schöner – ist so. Aber muss das alles andere entschuldigen? Sind wir schlechter als die Männer? Oder wollen wir gar nicht? Ich habe auch „nur“ eine C3-Stelle (aber wenigstens war es noch C3 und noch nicht W2), auch wenn wir oft zum „Lehrstuhl“ gemacht werden, und ich habe aufgegeben, es richtig zu stellen. 😉 Aber mal ehrlich: Wo ist heute von den erwarteten Leistungen, den Aufgaben und den Belastungen her bitteschön noch der Unterschied zwischen diesen beiden Stufen? Nur im Status und im Gehalt? Wenn ja: Dann ist das obige Ergebnis letztlich noch peinlicher, oder?

Digitales Lernen – ein Schulkongress

Gestern Nachmittag war ich in München auf einem Schulkongress mit dem Titel „Digitales Lernen und Unterrichtsqualität“, veranstaltet von der Digitalen Schule Bayern, dem Gymnasium Ottobrunn und dem Michaeli-Gymnasium München. Ich war nur den letzten Nachmittag von insgesamt zwei Tagen da, an denen Workshops unter verschiedenen Fragestellungen vor allem im Hinblick auf Unterricht mit Notebooks und Lernplattformen durchgeführt wurden.

Am letzten Nachmittag stellten die Workshopleiter die Kernergebnisse ihrer Arbeitsgruppen vor (die dann von Herrn Böttcher und mir kommentiert bzw. zusammen mit den Teilnehmer/innen diskutiert wurden). Dabei wurde immer wieder deutlich, (a) dass Notebook-Lehrer sich mehr und passende Fortbildung wünschen, (b) dass sie auch von der Wissenschaft Unterstützung erwarten (zu Recht wie ich meine), und (c) dass es Möglichkeiten für eine stärkere Vernetzung gibt. Letzteres wurde vor allem von Herrn Lebert (Schulleiter des Gymnasiums Ottobrunn) aufgegriffen, der den Kongress wesentlich getragen hat: Er sprach unter anderem den Individualismus der Lehrer als Hindernis für die Notwendigkeit an, dass Lehrer sich stärker untereinander vernetzen, ihre Materialien, Erfahrungen und andere Informationen austauschen etc. Positiv aber – da war man sich einig, ist, dass Lehrer inzwischen selbst den Wunsch nach mehr Austausch – auch virtuellen Austausch – äußern.

Zu (b) noch kurz: da vor allem der Wunsch nach lerntheoretischen Grundlagen von der Wissenschaft geäußert wurde, darf ich vielleicht auf mein Buch „Blended Learning in der Lehrerbildung“ aufmerksam mahen, dessen Titel ein bisschen verdeckt, dass sich darin auch ein „Rundumschlag“ zu lehr-lerntheoretischen Grundlagen befindet.

Der gestrige Nachmittag zeigte mir auch wieder, dass es einfach riesige Unterscheide zwischen Schulen, Schulleitern und Lehrern gibt, wenn es um den Einsatz neuer Technologien geht; auch die Kluft zwischen ministeriellen Beschlüssen und Schulwirklichkeit scheint gerade im Hinblick auf die digitalen Medien immer größer zu werden (siehe auch mein Eintrag zum Projekt Wissbegierig).

Warten auf die DSL-Freischaltung

15 Tage Warten auf eine DSL-Freischaltung hat nun sein Ende. Unglaublich, wie lange das dauert – und sei es nur ein Umzug, bei der man sogar die Telefonnummer behält und auch sonst nichts an den vorherigen Bedingungen ändert – außer dass man halt umzieht. Also: Ich kann natürlich schon zwei Wochen ohne Netz auskommen – im Urlaub z. B. Aber während der Arbeitszeit? Offenbar nicht gut: Die gekappte Online-Verbindung machte mir deutlich, wie stark ich meine Arbeitsroutinen bereits auf Online-Werkzeuge abgestellt habe – richtig hilflos kam ich mir mitunter vor (meine Mitarbeiter hat es vielleicht gefreut, weil sie endlich mal etwas mehr Ruhe von mir hatten). Oh ja, da kann man schon Angst bekommen vor dem großen, wochenlangen Stromausfall oder vor sonstigen Katastrophen, wie sie z. B. Prof. Maurer auf Learntech von sich gegeben hat. 😉 Aber: Jetzt in ich wieder online und muss nicht mehr zu fremden Rechnern eilen, um mal schnell meine Post zu erledigen. Wie schön!

WissBeGierig – nicht in Bayern?

Nach neun Monaten Verhandlungen, Gesprächen mit verschiedensten Personen und Modifikationen am Konzept muss ich meinen Versuch als gescheitert erklären, ein Projekt zur Unterstützung des neuen Seminarunterrichts an der Oberstufe des achtjährigen Gymnasiums in Bayern zu implementieren. Es ist an der Finanzierung gescheitert – so jedenfalls die offizielle Begründung. Ob noch mehr oder anderes dahinter steckt, kann ich nicht sagen. Ich habe mich nun entschlossen, das Konzept öffentlich zugänglich zu machen: Vielleicht hat ja ein anderes Bundesland Interesse daran, denn die Grundidee ist keinesfalls eine bayerische Besonderheit:

Es geht um die Förderung von Kompetenzen zum wissenschaftlichen Arbeiten, die den Einstieg in ein Studium erleichtern, sowie von Kompetenzen zum Projektmanagement, wie sie sowohl in Hochschule als auch in der Arbeitswelt gefordert sind (im Konzept sind die Begriffe der bayerischen Stundentafel angepasst und dort heißt es: wissenschaftsorientiertes Arbeiten und anwendungsorientierte Projektarbeit). WissBeGierig steht für: Vorbereitung auf WISSenschaft und BEruf in der Oberstufe des G 8. Es geht um die Entwicklung und Implementation eines mediengestützten pädagogischen Angebots zur Studien-und Berufsorientierung; im Fokus steht also vor allem der Übergang Schule – Hochschule bzw. Schule – Beruf.

Das Projekt sollte ein Kooperationsprojekt zwischen der Universität Augsburg und der LMU München sein. Die Idee aber stammt von uns, auch die Ausarbeitung des Konzepts. Um niemanden in Misskredit zu bringen, weil eine solche transparente Darstellung der Dinge ja nicht jedermanns Geschmack ist, habe ich sämtliche Namen von (potenziellen) Kooperationspartnern bei der Umsetzung aus dem Konzept herausgenommen. Auch Gesprächspartner, Befürworter und Kritiker bleiben selbstverständlich unerwähnt.

Ich meine, dass es auch wenig sinnvoll ist, wenn sich die viele Zeit, die investiert wurde, quasi in Luft auflöst, denn vielleicht kann und will jemand mit der Idee und den gemachten Vorschlägen (mit oder ohne uns) weiterarbeiten. Wir freuen uns selbstverständlich auch über mögliche Partner (in diesem Projekt oder in anderen Projekten) aus anderen Bundesländern, aus Österreich und aus der Schweiz.

Konzept Projekt Wissbegierig

Endlich: Die zweite Nummer der E-Learning-Zeitschrift

Mit großer Verspätung ist diese Woche die zweite Nummer der Zeitschrift für E-Learning erschienen. Herausgegeben von Andrea Back (Universität St. Gallen) versammelt es 5 Beiträge zur Unternehmenspraxis von „E-Learning in Vertrieb und Kundendienst“. Peter hat das ausführlich kommentiert – ich meine, es genügt, dass ich mich seinen Erläuterungen anschließe: Nachzulesen hier.