Versäumnisse der Hochschuldidaktik beim disziplinären Wissen

Studierendenzentrierung und Constructive Alignment gelten in der heutigen Hochschuldidaktik als zentrale und wegweisende Konstrukte. Diese Konstrukte sind fachübergreifend und werden entsprechend in allen Disziplinen empfohlen; hochschuldidaktische Qualifizierungsangebote setzen entsprechend viel und gerne auf sie. Seit langem bezweifle ich, dass das in dieser weitgehenden Ausschließlichkeit eine sinnvolle Strategie ist. Mit diesem Zweifel bin ich nicht allein. Ein aktueller Beitrag von Esther E. van Dijk, Johan Geertsema, Marieke F. van der Schaaf, Jan van Tartwijk un Manon Kluijtmans in der Zeitschrift Higher Education von 2022 erachtete es ebenfalls ein Versäumnis, die Bedeutung des fachwissenschaftlichen Wissens in der Hochschullehre infolge überfachlicher Konstrukte in den Hintergrund gedrängt zu haben. Unter dem Titel „Connecting academics’ disciplinary knowledge to their professional development as university teachers: a conceptual analysis of teacher expertise and teacher knowledge” bezeichnen sie das disziplinäre Wissen als Herzstück akademischer Arbeit und fragen danach, in welchem Verhältnis das fachwissenschaftliche Wissen zur akademischen Entwicklung von Lehrpersonen an forschungsintensiven Universitäten steht.

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Auf vielen Wegen zur Könnerschaft in der Hochschullehre

Zwölf Denkfiguren zur Relationierung von Wissen und Können hat Georg Hans Neuweg in einem neuen Buch für die Lehrerbildung aufgearbeitet und sich damit einem viel beachteten Thema erneut gewidmet, nämlich dem Theorie-Praxis-Problem. Die Angaben zum Buch lauten:

Neuweg, G.H. (2022). Lehrerbildung. Zwölf Denkfiguren im Spannungsfeld von Wissen und Können. Münster: Waxmann.

Die Lektüre lohnt sich in jedem Fall – auch für Didaktiker außerhalb der Lehrerbildung.

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Hybridität: jenseits der Dichotomien

Hybride Lernräume ist ein Begriff, der mir sehr gut geeignet erscheint, um die klassische Dichotomie zwischen „analog-digital“ an der Hochschule zu überwinden. Christian Kohls vertritt ebenfalls diese Auffassung und hat sich in diesem und letzten Jahr – zu Recht – durch zahlreiche Vorträge und seine Projekte an der TH Köln zum Thema Hybridität bereits einen Namen gemacht. Auch in Hamburg werden wir Christian zu einem Vortrag zu hybriden Lernräumen im Dezember (am 13.12.2022) begrüßen dürfen (siehe hier). In einem aktuellen Beitrag der DUZ, den man hier online lesen kann, definiert Christian Hybridität wie folgt:

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Wie es dem forschenden Lernen ergangen ist

Während des Lockdowns und der erzwungenen Online-Lehre an unseren Hochschulen zwischen Anfang 2020 und Frühjahr 2022 habe ich mich oft gefragt, wie es dabei dem Konzept des forschenden Lernens „ergeht“ (siehe z.B. hier und hier). Mit Ausnahme einiger fortschrittlicher Projekte etwa zu virtuellen Laboren, in denen auch von zuhause naturwissenschaftliche Experimentalforschung möglich sein kann, war mein Eindruck: Das über viele Jahre wieder so viel diskutierte forschende Lernen hatte in der Pandemie das Nachsehen. Nun gibt es ein Buch mit dem vielversprechenden Titel „Undergraduate research in online, virtual, and hybrid courses. Proactive practices for distant students” herausgegeben von Coleman, Hensel und Campbell.

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Allmählich gereift

Richtig gute Texte haben – freilich nicht immer, aber oft – eine eigene, mitunter sogar lange, Geschichte, will sagen: Sie sind nicht eben mal nebenher geschrieben, sondern allmählich gereift, dank Testleserinnen rundum geprüft, mehrfach umgeschrieben – mit einem persönlichen Erkenntniswert. Das unterscheidet ein epistemisches Schreiben von einem – ich sage mal – rein kommunikativen Schreiben. Selbstverständlich kann nicht jeder Text (auch nicht im Wissenschaftsbereich) ein Produkt epistemischen Schreibens sein. Manchmal ist der kommunikative Zweck schlichtweg ausreichend und primär.

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Warum DBR wichtig ist

Es gibt einen neuen, aus meiner Sicht, interessanten DBR-Text: Hoadley, C. & Campos, F.C. (2022). Design-based research: What it is and why it matters to studying online learning. Educational Psychologist.

Der Beitrag ist thematisch in der Erforschung von Online-Lernen verankert; ich würde ihn aber keinesfalls darauf beschränkt sehen. Im Fokus stehen ein aktueller Überblick über DBR und die Frage, welche Wissenstypen aus DBR-Projekten resultieren können. Die Autoren schlagen zudem eine eigene Modellierung vor. Der Anhang enthält instruktive Informationen zu Begriffen und Methoden, die DBR ähnlich sind. Einige Aspekte aus dem Text möchte ich im Folgenden kurz besprechen:

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Üben als eine Praxis des Könnens

Gleich zwei Beiträge in der Juni-2022-Ausgabe von Forschung und Lehre drehen sich um das Thema Prüfen: meine eigener (online zugänglich hier) und ein Beitrag von Stefan Kühl (online hier). Mein Beitrag ist die (aktualisierte) Kurzform eines Textes mit Thesen zur Prüfungskultur, über den ich in einem anderen Zusammenhang schon mal berichtet habe (z.B. hier). Stefan Kühl beschäftigt sich in seinem Text mit dem oft fehlenden Feedback auf Prüfungsartefakte wie Hausarbeiten.

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Die Spur wechseln

Ein Konferenzbeitrag mit einer DBR-Studie (bzw. einem Ausschnitt aus einer DBR-Studie) zu einem Qualifizierungsangebot für Akteure der Hochschuldidaktik an drei Hochschulen in Dänemark hat aus inhaltlich und methodischen Gründen mein Interesse auf sich gezogen:

Petersen, A.K., Gundersen, P., Andersen, B.L. & Riis, M. (2022). Unboxing the process of revision between two design-based hybrid learning interventions. In J. Jaldemark et al. (Eds.), Proceedings for the Thirteenth International Conference on Networked Learning 2022. Online hier abrufbar.

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Publikationspraktiken im Reputationswettbewerb

Produktiver Mai: Kurz nachdem der Wissenschaftsrat seine Empfehlungen für eine zukunftsfähige Ausgestaltung von Studium und Lehre (in diesem Blog siehe dazu hier) veröffentlicht hat, gibt es bereits ein zweites, für alle Disziplinen geltendes, wichtiges Papier – diesmal von der Deutschen Forschungsgemeinschaft: ein Positionspapier zum wissenschaftlichen Publizieren als Grundlage und Gestaltungsfeld der Wissenschaftsbewertung.

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Vertrauensvorschuss statt Misstrauen

Mehr Qualität statt mehr Quantität und mehr Gestaltungsspielraum statt mehr Vorgaben, weniger Prüfungen und mehr Feedback, ein erweiterter Lehrbegriff und eine andere Bemessung des Lehrdeputats, Lehre als Wissenschaftspraxis und als Gestaltungsaufgabe – das sind (unter anderem) die aktuellen Empfehlungen des Wissenschaftsrats für eine zukunftsfähige Gestaltung von Studium und Lehre – online zugänglich hier.

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