Living Document

Nun ist es schon wieder über eine Woche her, dass ich auf der Sektionstagung Erwachsenenbildung war – in Hannover. Die Tagung fand vom 29. September bis 01. Oktober 2015 statt und stand unter dem Motto „Differente Lernkulturen: regional, national, transnational“. Erfreulicherweise gab es auch ein Panel zu „Lernkulturen in Hochschulen“ (hier der Link zum Programm). Zusammen mit Tobias Jenert habe ich dort einen Vortrag gehalten mit dem Titel „Lernkulturen an Hochschulen erforschen: Methodologische Impulse für eine hochschuldidaktische Forschung“. Dazu ein andermal mehr. Wichtig war dieses Panel unter anderem auch aus dem Grund, weil es seit dem letzten Kongress der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (im März 2014 in Berlin) Bestrebungen gibt, die Hochschuldidaktik irgendwie auch in der DGFE zu verorten. Wo passt die Hochschuldidaktik hin? Karin Reiber hat letztes Jahr auf der Sektionstagung Erwachsenenbildung ein Positionspapier vorgestellt, das im Nachgang der DGfE-Tagung 2014 entstanden ist.

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Doch keine Sonnencreme

Die Hochschuldidaktik hat seit Oktober 2014 einen neuen Platz an der Universität Hamburg – in einem zentral angesiedelten Zentrum (in enger Verbindung zur Fakultät für Erziehungswissenschaft) und ausgestattet mit drei Professuren. Kerstin Mayrberger und Andrea Zoyke haben im Herbst 2014 mit dem Aufbau begonnen und das Zentrum hieß zunächst: Interdisziplinäres Zentrum für universitäres Lehren und Lernen. Die Abkürzung IzuLL sorgte immer wieder für Erheiterung („Ist das einen Sonnencreme?“), wurde aber trotzdem rasch adaptiert – jedenfalls intern („Was komisch kling, merkt man sich wenigstens gut“). Seit Juni 2015 bin ich nun auch dabei und alle zusammen (Professorinnen und Mitarbeiter/innen) haben wir uns lange Gedanken gemacht, welcher Name (und welche Abkürzung) vielleicht doch noch adäquater sein könnte – in Abstimmung natürlich mit dem Präsidium, das da verständlicherweise ein Wörtchen mitreden wollte. Ich mache es kurz. Wir sind am Ende gelandet bei:

Hamburger Zentrum für Universitäres Lehren und Lernen

Ich bin sehr froh sowohl über die Namensanpassung als auch über die neue Abkürzung, wobei die Buchstaben separat zu lesen sind, also: H  U  L – nicht hul ;-). Ob wir das mit H|U|L – also mit den Strichen als Hinweis auf das separate Lesen der Buchstaben – abkürzen dürfen, ist leider noch nicht geklärt.

Ziemlich traditionell

Über die Doktorandenausbildung habe ich schon des Öfteren in diesem Blog berichtet (z.B. hier). Anfang 2013 habe ich meine Versuche und Erfahrungen etwas ausführlicher dokumentiert (hier). Nun fange ich in Hamburg in gewisser Weise (mal wieder) neu an. Aus der „alten“ Doktorandengruppe (aus Augsburg und München) sind – wie es sich gehört – die meisten bald fertig. Mit „Neuzugängen“ war ich in den letzten beiden Jahren zurückhaltend, weil insgesamt etwas unklar war, wie sich meine eigenen Betreuungsmöglichkeiten entwickeln werden. Diese Zurückhaltung kann und werde ich jetzt wieder etwas reduzieren – allerdings mit Blick auf eine angemessene Anzahl (vor allem an Doktoranden), die in manchen Phasen ein bisschen zu hoch war. In jedem Fall ist die Zeit reif für etwas Neues.

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Anbahnung von Vertrautheit

Sechs Wochen Universität Hamburg (UHH) und Interdisziplinäres Zentrum für universitäres Lehren und Lernen – Zeit für ein allererstes persönliches Zwischenfazit? Zum einen erscheint mir das zu früh (was schafft man schon in gerade mal sechs Wochen?), zum anderen liegt es nahe, etwas zu sagen, denn: Für erste Eindrücke und Versuche, Fuß zu fassen, reichen sechs Wochen allemal. Ein Versuch also:

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Angekommen

Hamburg – es ist noch ein unwirkliches Gefühl, plötzlich eine uni.hamburg-Adresse zu haben und aus der Bahn am Dammtor oder Stephansplatz zu steigen und nicht nur zu Gast zu sein. Und natürlich: Es wird wieder ein paar Monate dauern, bis ich mich mit dem neuen Umfeld, mit neuen Kollegen/innen, Mitarbeiter/innen und Studierenden, mit einer neuen Organisation und neuen Fakultät vertraut gemacht haben werde.

Wenn ich auf die letzten fünf, sechs Jahre zurückblicke, dann liegt doch eine eher unstete Zeit hinter mir: Nach zehn Jahren an der LMU München im Mittelbau nach meinem Studium (1990-2000), kam meine erste Professur an der Uni Augsburg (2000-2010) – eine für mich stabile und sehr schöne Zeit; im Vergleich dazu war meine Verweildauer an der Universität der Bundeswehr München (2010-2013) mit dreieinhalb Jahren doch wesentlich kürzer; und das Experiment am Bodensee (siehe hier) dauerte weniger als zwei Jahre (2013-2015). Es sieht nicht nur so aus, als sei ich auf der Suche gewesen. Ich denke, es ist auch so. Ich hatte bei jedem Wechsel (wie sollte es auch anders sein) bestimmte Erwartungen, und ich hatte Gründe für meine Entscheidungen, die wohl in den seltensten Fällen von außen so richtig sichtbar sind. Einige dieser Erwartungen haben sich nicht erfüllt; nicht alle Gründe haben sich als passend herausgestellt. Die höchst verschiedenen Eindrücke und Erlebnisse speziell seit 2010 aber haben meinen Horizont ganz wesentlich erweitert, allein schon deshalb, weil die Universitäten, die ich kennenlernen durfte, unterschiedlicher nicht sein konnten.

Und nun die Universität Hamburg, die gerade in der Hochschuldidaktik eine wahrlich erwähnenswerte Tradition hat – also ja: Ich glaube und hoffe, dass ich jetzt angekommen bin.

Ein Oskar für das Lebenslehrwerk

„Wir haben von Ihrer Begeisterung und Ihrem Engagement profitiert, von Ihrem Feedback und Ihrem Interesse an uns und unseren Leistungen. Dafür danken wir Ihnen“. Diese Worte formulierten nicht nur mehrfach, sondern durchgängig und in verschiedenen Varianten Studierende am Tag der Lehre 2015 an der Universität Wien, zu dem ich kürzlich eingeladen war (hier der Link zum Blogbeitrag mit meinem Vortrag). Fünf Lehrende wurden an diesem Tag für ihre Lehre ausgezeichnet, und alle waren von Studierenden vorab nominiert worden. Aus diesem Grund hielten auch Studierende eine kleine Laudatio für jede/n Preisträger/in, in der sie ihre Beweggründe für die Nominierung deutlich machten.

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Ende eines Experiments

20 Monate am Bodensee: Was – so höre ich einige schon fragen – sollte das denn für ein Experiment sein? Die Frage ist berechtigt und ich habe ich sie mir selber ziemlich oft gestellt angesichts der Tatsache, dass ich nach nicht einmal zwei Jahren die Zeppelin Universität zum 31. Mai 2015 wieder verlasse. Und ja, es war ein Experiment! Im Nachhinein muss ich sagen: Es war nicht nur eine neue Herausforderung, sondern ein persönliches Bildungserlebnis, das anstrengend war und mit vielen Enttäuschungen, aber auch wichtigen Erkenntnissen über Bildungsorganisationen und Führungsstile und -kulturen einherging. Es war eine intensive Phase, in der ich auch viel über mich selbst und darüber gelernt habe, was mir wichtig ist. Mein ehrlicher und großer Dank geht an all diejenigen Studierenden, Kollegen/innen und Mitarbeiter/innen, mit denen ich trotz aller Widrigkeiten sehr wertvolle und gute Erfahrungen gemacht habe.

Nun ist es vorbei – das Experiment: Ich habe im März 2015 einen Ruf an die Universität Hamburg angenommen und beginne demnächst (im Juni) meine Arbeit als Professorin für Lehren und Lernen an Hochschulen im hohen Norden. Damit verbunden ist die Leitung des neuen Interdisziplinären Zentrums für universitäres Lehren und Lernen. Kerstin Mayrberger hat hier bereits umfängliche Aufbauarbeiten geleistet – ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit ihr und mit dem gesamten Team. Im September verlassen wir den Süden dann auch als Wohnort. Okay, das fällt nicht ganz so leicht, aber dann gibt es eben die nächsten rund 15 Jahre Urlaub in Lenggries statt Urlaub auf Amrum. 😉

Besser den Ton leise stellen

Aktuell läuft noch die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hochschuldidaktik (dghd) in Paderborn. Gestern hatte ich zusammenmit Ludwig Huber einen Workshop zum Thema „Prüfungen und forschendes Lernen“. Ich hatte mich sehr auf die Veranstaltung und einen Dialog mit Kollegeninnen gefreut. Allerdings zwingt mich ein gebrochener Ellbogen gerade dazu, auf sämtliche Reisen zu verzichten und so musste ein vorab aufgezeichneter Vortrag herhalten, in welchem ich zwei bereits geposteten Aufsätze (siehe hier) verwendet und zu einem kurzen Impuls von 20 Minuten zusammengestellt habe. Da die Artikel ja schon verfügbar sind, verzichte ich auf einen erneuten Text, stelle aber aufgrund der Grafiken gerne an dieser Stelle die PowerPoint-Präsentation zur Verfügung – mit der Bitte, diese im Zusammenhang mit den beiden Texten zu sehen.

Vortrag_Paderborn_Maerz2015

Im Workshop war ich dann auch online zugeschalten – was den SEHR negativen Effekt hatte, dass ich mir meinen eigenen Vortrag anhören musste. Ich hab dann den Ton auf ganz leise gestellt und mich auf meinen Kaffee konzentriert 😉

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FideS: Nicht nur Gottvertrauen

Nein, „fidem habere“ wird in der Regel nicht übersetzt mit „Vertrauen haben“, sondern mit „Vertrauen schenken“, ist also weniger ein Besitz denn eine Investition in eine letztlich nicht gewisse Zukunft. Und ja, man muss ein gewisses Maß an Vertrauen in Studierende, deren Interesse und Engagement, und Vertrauen in die potenziell entstehende Dynamik haben, wenn man bereits in der Studieneingangsphase erste studentische Forschungserfahrungen fördern will. Und so passte FideS als Akronym einfach hervorragend für unser neues Projekt „Forschungsorientierung in der Studieneingangsphase“.

Zusammen mit Sandra Hofhues an unserem Lehrstuhl sowie mit Ulrike Lucke (Universität Potsdam) und Mandy Schiefner-Rohs (TU Kaiserslautern) als Projektpartner freue ich mich über die Bewilligung eines neuen Projekts im Rahmen der fünften Förderlinie im BMBF-Schwerpunkt Hochschulforschung, der die Aktivitäten im Qualitätspakt Lehre mit Forschungsarbeiten (siehe hier) begleiten soll (Laufzeit: 3 Jahre).

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Es hat keiner mehr Zeit …

In Berlin habe ich kürzlich nicht nur einen Vortrag gehalten (siehe hier), sondern auch eine nette Begegnung gehabt – mit einem älteren Herrn. Ich setze mich neben ihn, weil es voll ist im Cafe beim Einkaufszentrum, das gerade auf meinem Weg in Richtung Veranstaltungsort liegt und mir noch einen Cappuccino ermöglicht. Er sitzt an seinem Kaffee, schaut mich an, scheint kurz zu prüfen, ob er mich ansprechen kann, und sagt: „Vier Monate war ich jetzt weg – auf dem Boot“. Mein Gegenüber ist auf jeden Fall über 70, sieht nicht nach Seemann oder so aus (außerdem sind wir in Berlin), sodass mich das neugierig macht: „Auf dem Boot? Wo waren Sie denn damit?“ – „Die Flüsse entlang, mit meiner Frau – wir waren an vielen Orten. Das machen wir jedes Jahr seit wir in Rente sind. Aber jetzt sind wir wieder da – in Berlin. Jetzt wird es Winter und wieder langweilig“. „Dann nutzen Sie doch den Winter, um von Ihrer Reise zu erzählen“, meine ich. „Nee“, kommt die Antwort ziemlich rasch, „das interessiert ja keinen; und nach uns macht das auch keiner mehr – meine Kinder auch nicht – die haben ja alle keine Zeit. Die arbeiten nur noch …“. „Stimmt“, gebe ich ihm Recht, „die Arbeit gibt den Lebenstakt vor. Aber Sie können das jetzt!“ Mein Gesprächspartner nickt, wirkt aber nicht zufrieden: „Ja, aber wie lange noch? Ich bin jetzt 75!“ – „Na ja, so lange Sie können, oder?“ Er stimmt mir zu und verabschiedet sich: „Jetzt gehts an Boot-Reparieren; mit dem könnten noch viele fahren, aber es hat ja keiner Zeit.“ Da sagt er was, und ich frage mich in dem Moment, ob das wirklich so sein müsste ….