Ein unkritischer Einsatz von KI an der Hochschule kann Kompetenz-, Kontroll- und Sozialverluste befördern und damit selbstbestimmtes Handeln beeinträchtigen, das in Lehre, Studium und Forschung als eigener Wert angesehen werden kann. Die bisherige primär empirisch ausgerichtete Forschung trägt wenig dazu bei, KI-Risiken besser zu verstehen und einen selbstbestimmten Umgang mit KI an der Hochschule auf wissenschaftlicher Basis zu stärken. Der Beitrag diskutiert dieses Forschungsdefizit, schlägt eine wissenschaftsdidaktische Rahmung vor und zeigt bildungstheoretische und gestaltungsbasierte Perspektiven für die Hochschulbildungsforschung auf, die das empirische Vorgehen ergänzen.
So lautet der Abstract eines Beitrags, den ich zusammen mit Alice Watanabe, Dominikus Herzberg und Judith Simon geschrieben habe und der nun in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift für Hochschulentwicklung (hier) erschienen ist.
Im gleichen Heft findet sich – hier – ein Beitrag von Susanne Müller-Lindeque, die bildungstheoretische Reflexionen zum Einsatz von KI, wie im genannten neu veröffentlichten Text detaillierter ausgeführt, in die Kategorie „Verlustnarrativ“ einordnet und darin einen Ausdruck von Kulturpessimismus sieht. Es ist relativ häufig zu beobachten, dass kritische Auseinandersetzungen mit KI im Kontext der Hochschulbildung als „dystopisch“, „vergangenheitsorientiert“ und/oder „technoskeptisch“ wahrgenommen und entsprechend gekennzeichnet werden (unabhängig davon, ob es tatsächlich zutrifft oder nicht). Von daher überrascht es mich nicht, dass einige Literaturangaben, die sich im Text von Müller-Lindeque in dieser Kategorie finden, auch meinen Namen enthalten. Überrascht hat mich hingegen die Position der Autorin, alle „Narrative“, die sie gefunden habe, würden akademische Werte „zementieren“- überrascht deswegen, weil doch gerade Werte den Zweck haben, eine relativ stabile Orientierung zu bieten. Der Text macht deutlich, wie wichtig es ist, die eigene Wertebasis zu explizieren, auf der man argumentiert. Nur dann nämlich wird nachvollziehbar, warum es verschiedene Einschätzungen dazu gibt, welche Rolle KI in der Hochschulbildung spielen sollte.