Da hätte ich jetzt fast eine Expedition verpasst

„Forschungsexpedition Deutschland“ – das ist eine „Einladung an alle Bürgerinnen und Bürger, ihre eigene Expedition zu unternehmen“ und zwar durch die Labore und Denkfabriken der Republik, denn dort laden „Forscherteams in Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Unternehmen alle Interessierten zu einem Blick über die Schulter ein“ – so heißt es auf dem bmbf-Portal, wobei es dazu dann noch eine eigens eingerichteten Web-Seite gibt. Auweia: Habe ich da im Sumpf der Alltagswidrigkeiten gar etwas verschlafen? Nämlich die Ankündigung des Wissenschaftsjahres 2009 und die Tatsache, dass schon bald die Bürger/innen vor unserem Büro stehen und uns über die Schulter schauen wollen? Na ja, wenn noch Platz ist (ich teile mein Büro mit meiner Sekretärin, einem Vollzeit-Mitarbeiter und wer halt sonst noch da ist von unseren studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeitern) – bitte: Gerne! Wir haben an sich immer offene Türen. Und die „Überfüllung“ haben wir im Griff, wir nutzen eben auch den virtuellen Raum und der ist groß genug – also: Das passt schon so! 🙂

Nur informiert hat uns da noch keiner über diese „Forschungsexpedition“. Auch wo es hingeht („Reiseziel“), das scheint man im Bildungsministerium besser zu wissen. Aber: Ich will jetzt nicht nur meckern, sondern diese Seite und ihre Ankündigungen im Auge behalten. Vielleicht kann man sich ja irgendwo vernünftig einklinken – z.B. mit der geplanten Plattform für herrenlose kreative Ideen, abgelehnte Anträge und Low-Budget-Initiativen, die sich für Weiterentwicklungen über einen reichen Mäzen freuen würden.

Blog-Forschung und die Hoffnung auf freie Meinungsäußerung

Endlich haben wir zwei Abschlussarbeiten zum Thema Blogs online; eine dritte kommt demnächst. Es geht um zwei Bachelorarbeiten zu Lehrerblogs und eine Masterarbeit zu Wissenschaftler-Blogs.

Ich hatte die Ergebnisse bereits in einem Vortrag in Karlsruhe verwendet (hier) und versprochen, darauf hinzuweisen, wenn die Arbeiten online sind. Eher selten gelingt es, Abschlussarbeiten so auszuschreiben und (sanft) zu lenken, dass wirklich brauchbare Ergebnisse resultieren, die man auch aufeinander beziehen und in Einklang mit theoretischen Überlegungen im eigenen Team bringen kann. Bei diesen drei Arbeiten ist das sehr gut gelungen und ich möchte den drei Autorinnen dafür an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich danken.

Zum Thema bloggende Wissenschaftler möchte ich gleich noch auf einen Beitrag von Michael Kerres in seinem Blog hinweisen (hier): Da gibt es wohl nun doch erste Beispiele für Zensur, von denen die von uns befragten Wissenschaftler (noch) nicht berichtet haben. An unserer Universität (Augsburg) bin ich bis dato noch völlig unbehelligt und kann meine Meinung frei äußern: Ich hoffe, es liegt daran, dass die Uni Augsburg sehr liberal ist (da glaube ich jetzt einfach mal fest daran), und nicht daran, das man meinen Blog noch nicht entdeckt hat. Aber bei aller Kritik, die man ja an jeder Uni anbringen kann, kann ich in der Beziehung die Augsburger bisher nur loben.

GMW-Vorstandstreffen

Fast acht Stunden, verteilt auf zwei halbe Tage – da kann man schon eine Menge diskutieren und das haben wir auch die letzten beiden Tage in Berlin gemacht: auf der für mich ersten GMW-Vorstandssitzung. Zwar hatten wir bereits während der GMW-Tagung in Krems im September einige wichtige Punkte besprochen, die speziell die nächste GMW-Tagung betraf. Die GMW-Tagung 2009 in Berlin und der Medidaprix waren natürlich wichtige und dringende Diskussionspunkte; doch ging es in den letzten beiden Tagen schon weit darüber hinaus.

  • Sehr wichtig finde ich die besprochenen Pläne, die GMW-Mitglieder mehr einzubeziehen, und mit der kürzlich gelaufenen GMW-Mitgliederbefragung ist hier ein erster Schritt erfolgt. Es liegen erste Ergebnisse vor, die aber, bevor sie den Befragten zurückgemeldet wird, noch eine genauere Auswertung hinsichtlich bestimmter Fragen erfahren sollen, was sinnvoll ist.
  • Auch das Thema Nachwuchsförderung wurde lange und – wie ich finde – mit guten Ideen diskutiert: Wir hatten Konsens, dass dieser Punkt in den nächsten Jahren durch verschiedene Maßnahmen verstärkt werden soll.
  • Zudem soll die GMW attraktiver für Personen werden, die auch in anderen Fachgesellschaften vertreten sind, denn Lernen, Lehren, Kommunizieren und Forschen mit digitalen Medien (und all das gehört schließlich dazu, wenn es um Medien in der Wissenschaft geht) ist ein querliegendes Thema und eben nicht nur für Pädagogen, Psychologen und Informatiker interessant.
  • Wo und wie man sich internationalen Aspekten öffnen kann, wurde ebenfalls erörtert; hier haben wir mit Ulf Ehlers eine gute Möglichkeiten, neue Wege zu gehen.
  • Neuerungen soll es auch bei den GMW-Workshops geben, und der Einsatz digitaler Medien bei der GMW selbst einschließlich Web-Präsenz, Blogs und Wikis stand ebenfalls auf der Agenda.

Natürlich lassen sich die vielen Punkte, die wir besprochen haben, nicht alle auf einmal umsetzen – da spielt nicht nur die Zeit, sondern auch das Geld gegen uns. Auf einem weiteren Treffen im März 09 werden wir sehen, was in den nächsten Monaten schon mal passieren kann und was sich in welchen Zeiträumen wie konkretisieren lässt.

Ich fand das Treffen fruchtbar, die Diskussionen konstruktiv und ich hatte den Eindruck, dass mit der aktuellen Zusammensetzung des Vorstands durchaus unterschiedliche Perspektiven gewinnbringend aufeinandertreffen. Ich werde mich in den kommenden beiden Jahren bemühen, einen brauchbaren Beitrag zur Weiterentwicklung der GMW zu leisten. Zusammen mit den anderen Vorstandsmitgliedern hoffe ich, dass wir die Mitgliederzahl erhöhen und auf diese Weise mehr Chancen nutzen können, dass wir mehr innovative Köpfe und auch junge Leute anziehen und zahlreiche Kooperationen hinbekommen.

Wer glaubt an uns?

So, nun ist der nächste Antrag gescheitert (Wissensmanagement im Sport bzw. genauer: bei Trainern im Leistungssport, wobei das schwer artikulierbare Erfahrungswissen im Mittelpunkt stand), der zumindest in der zweiten Runde war. Offenbar waren auch alle zentralen Kriterien erfüllt, denn die Begründung für die Ablehnung (ein Satz!) wirkte denn doch etwas an den Haaren herbeigezogen. Okay – 2008 ist an sich ein gutes Jahr: Obama hat die Wahl gewonnen (und so sieht der Jubel aus: hier) und wen kümmern da (meine Person mal ausgenommen) abgelehnte Anträge aus einem Fach, dessen Beitrag zu Innovation und Wirtschaftskraft unseres Landes nicht eben hoch gehandelt wird.

Aber zum Verzweifeln ist es trotzdem: Noch nie habe ich so viele Anträge mit verschiedenen Strategien und Partnerschaften auf den Weg gebracht wie dieses Jahr (mir dabei Ostern und einen Teil meines Sommerurlaubs um die Ohren geschlagen) und noch wie war die Drittmittel-„Ausbeute“ so klein (oder besser mickrig) wie dieses Jahr. Also es ist ja ein Glück, dass ich meine Identitätskrise mit dem Übergang ins zweite Lebensjahrzehnt und das Scheitern meiner Ehe im Übergang zum dritten Lebensjahrzehnt hinter mich gebracht habe, so dass ich jetzt zumindest nicht flankiert von persönlichen Tiefs ins vierte Lebensjahrzehnt eine Art berufliche Krise mitnehme (ja okay, ich bin schon 43). Denn ein bisschen kommt mir das schon so vor: Sowohl in der Lehre (Stichwort Bologna) als auch in der Forschung (Stichwort Fördergelder) wird der Scherbenhaufen vor meinen Füßen größer. Was Bologna angeht, so bin ich bald soweit, dass ich meine Aussagen, die ich noch 2006 gemacht habe, revidiere: Was man via Akkreditierung aus der Bologna-Idee macht, kann man an sich als vernünftiger Mensch nicht mehr mittragen wollen (dass man dann quasi dazu gezwungen wird, es doch zu tun, fördert nicht gerade das persönliche Wohlbefinden). Und was die Forschungsförderung betrifft, so schwanke ich zwischen Resignation, Wut und Selbstbeschwichtigung, dass es zum einen keinen Sinn hat, sich aufzuregen und den Eindruck zu erwecken, beleidigt zu sein, und dass es zum anderen wahrscheinlichen vielen wie mir geht (und nur wenigen anderen eben anders).

Vielleicht sollte man eine Datenbank eröffnen mit gescheiterten Anträgen? Aber das hätte womöglich nur eine Art Friedhofscharakter. Dann vielleicht ein Portal mit „low budget-Projekten“, bei denen man potenziellen Förderern zeigt, was man schon geleistet hat, statt nur zu versprechen, was man mit Geld alles leisten könnte? Das wäre vielleicht konstruktiver. Und das könnten wir dann mit dem Titel belegen: „Wer glaubt an uns (und unser Institut) und fördert unsere Arbeit und Ziele?“ Wenigstens glauben die Amerikaner an Obama – und das ist freilich wichtiger – jetzt ohne jede Ironie! 🙂

Klimaneutrale Klimakonferenz

Über den Campus Innovation Newsletter bin ich auf die klimaneutrale wissenschaftliche Klimakonferenz 2008 gestoßen. Vom 3. bis 7. November 2008 geht es um: (a) die Vorstellung der neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse in Bezug auf den Klimawandel, (b) die Präsentation von Projekten und sonstigen Initiativen, die sowohl in Industriestaaten als auch in Entwicklungsländern von Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen, staatlichen Organisationen, und anderen durchgeführt werden, (c) die Diskussion über die Probleme, Hindernisse, Herausforderungen, Chancen und Potenziale in Zusammenhang mit Nachhaltigkeitsprojekten in Europa im Allgemeinen; Anregung von Vernetzung und (d) die Förderung von Informations- und Wissensaustausch unter den Teilnehmern (Ziel: neue Kooperationsinitiativen und Entwicklung neuer Projekte). Wichtiges Thema, daher kann es nicht schaden, darauf aufmerksam zu machen!

Ich fände es einmal interessant, solche virtuellen Konferenzen auf ihre Effekte bei den Teilnehmern hin zu untersuchen. Ähnlich wie beim Lernen und Lehren ist ja zu erwarten, dass sich spezifische Vorteile und Besonderheiten ergeben, aber auch unterschiedliche Einschränkungen auftun. Ich fände es spannend, da mehr zu wissen, um künftig virtuelle Konferenzen vielleicht sogar im Wechsel im klassischen Konferenzen zu gestalten („Blended Conceferences“ sozusagen) oder andere Formate zu finden. Mir ist bislang keine Studie zu der Frage bekannt, welche Wirkungen derartige Veranstaltungen haben. Sollte da jemand etwas kennen: Ich freue mich über jeden Tipp :-).

Googelst du noch oder forscht du schon?

Googelst du noch oder forscht du schon?“ Erst dachte ich ja, hinter diesem Titel würde sich bei bildungsklick.de vielleicht ein kritischer Beitrag über die schnelle Suche im Web verbergen, die das Nachdenken, Planen, gezielte Handeln und anschließende Reflektieren (wie man es zumindest in der Forschung noch erwartet) thematisiert. Aber es war dann doch „nur“ zum einen ein Hinweis auf etwas marktschreierisch klingende Trendstudien, die den Nachwuchswissenschaftlern „Turbulenzen“ prophezeien, weil sie sich zunehmend mit den Forschern aus aller Welt messen müssten (ist das neu?).

Zum anderen informiert der Beitrag über ein neues Kommunikations- und Informationssystem für den wissenschaftlicher Nachwuchs, das noch heute (am 28. Oktober) im Rahmen der Tagung „Lust auf wissenschaftliche Karriere in Deutschland! Wege, Förderungen und Netzwerke im Überblick“ (siehe hier) online gehen soll. Na gut: Ich bin gespannt und werde mir das natürlich auch ansehen. Kann ja wahrlich nicht schaden, den wissenschaftliche Nachwuchs zu fördern, allerdings müsste man parallel zur Information auch die Bedingungen verbessern.

Der Beitrag in bildungsklick.de jedenfalls geht mir ein wenig auf die Nerven: Es ist einer dieser typischen Artikel, die auch Wissenschaft und Forschung zunehmend instrumentalisieren bzw. auf die Funktion einengen, die Wirtschaftskraft unseres Landes voranzubringen. Mehr Reichtum in unserem Land werden die wachsende sozialen, religiösen und ökologischen Probleme aber nicht lösen, ebenso wenig das alleinige Vertrauen auf technische Innovationen – vor allem wenn uns gleichzeitig die „Denkkraft“ für soziale Innovationen verloren geht.

30 Seiten mehr

… umfasst nun Rolf Schulmeisters Werk zur Netzgeneration, das – wie angekündigt (work in progress) nun überarbeitet ist: Es ist um weitere Seiten gewachsen, umfasst noch eine ganze Reihe Studien mehr und berücksichtigt stärker das Phänomen Web 2.0. Das Dokument gilt nun als „vorab abgeschlossen“. Zu lesen ist das Ganze hier. Eine Art Rezension gibt es bereits bei Mandy Schiefner (hier), die dem Text nun „weniger Emotionalität“ bescheinigt – schade eigentlich ;-).  Danke an Rolf für dieses Online-Werk: Auch ich werde ihn im Wintersemester in der Lehre einsetzen!

Frustrationstoleranz gefragt

Normalerweise nutzt man sein Blog wohl eher für „Jubelmeldungen“, können inzwischen doch mehrere Studien zeigen, dass diese Form der Kommunikation (via Blog) natürlich auch dem Selbst-Marketing dient. Aber um Eindrücke aus dem Universitätsalltag aus Professorensicht zu schilden, gehört es wohl dazu, dass man ab und zu berichtet, was alles NICHT klappt – z.B. Anträge (vor längerer Zeit habe ich über so etwas ja auch schon berichtet: siehe hier; allerdings hätte ich leider viel zu tun, würde ich das immer machen …).

Vom vor kurzem skizzierten Antragsmarathon liegen erste, leider negative Ergebnisse vor: Das mir wichtigste Thema – nämlich ein Projekt zum Assessment an der Hochschule – wurde beim bmbf abgelehnt, obschon aus meiner Sicht das Konsortium gut besetzt war und das Thema sollte nun eigentlich strategisch mehr als bedeutsam sein. Ich bin ja fest davon überzeugt, dass wir Prüfungen und Feedback im Rahmen von Bologna dringend angehen müssen, wenn wir auch nur irgendwas unserer didaktischen Ideen in die nächsten Jahre retten wollen. Nun ja, traurig ist, dass es keinerlei Begründungen gibt (also kein Feedback, aus dem man lernen könnte), sondern einfach nur eine Absage

Gleiches gilt für einen EU-Antrag, in welchem der Ansatz der Open Educational Resources im Vordergrund stand – allerdings recht themen- und kontextspezifisch (was das Ganze aber konkreter macht): Auch da noch keine Begründung, aber immerhin soll im Oktober eine kommen (bin gespannt, welche Defizite da hervorgehoben werden). Dieser EU-Antrag war der schlimmste für mich und hat mich die ganzen Osterfeiertage gekostet – wer solche Formulare konzipiert, der sollte ein Jahr lang dazu verdonnert werden, diese selbst mehrfach auszufüllen. Auch das OER-Thema ist ja angeblich politisch gewollt; trotzdem hat es nicht geklappt.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass es bei Forschungsanträgen besser ist, auf dem Mainstream zu schwimmen, vor allem aber bloß nicht vorneweg zu marschieren und es mit Ideen zu versuchen, die ein gewisses Risikopotenzial bergen, weil man was Neues ausprobieren will. Forschungsförderung scheint – so mein zunehmender Eindruck in den letzten Jahren – doch eher konservativ zu sein, vielleicht, weil man das besser beurteilen kann oder weil man sich so besser vor Fehlschlägen schützt? Ich weiß es nicht, aber es ist halt schon ein Jammer, wie viel Zeit man in manche Dinge investiert, die dann nichts werden, und die man ja angesichts der mageren oder gar nicht vorhandene Grundausstattung dann nicht einfach anderweitig umsetzen kann. Ebenso habe ich so meine Probleme mit der vielleicht erfolgreicheren Strategie, einfach anzubieten und zu beantragen, was gerade gefragt bzw. angesagt und gut akzeptiert ist – ich habe da so etwas von „Freiheit von Forschung und Lehre“ im Kopf, die sich mit einer solchen „Nachfrageorientierung“ ja schon etwas beißt. In jedem Fall ist – das kann ich mal festhalten – eine gewisse Frustrationstoleranz gefragt, wenn es heute darum geht, an Geld zu kommen, um das zu machen, wofür man eigentlich seine Ernennungsurkunde erhalten hat: Forschung.

Ich bin jetzt erst mal urlaubsreif und verabschiede mich heute für mind. zwei Wochen in den Urlaub – offline, versteht sich 😉

Web 2.0 in Unternehmen

Web 2.0-Anwendungen sind auch in der Wirtschaft auf dem Vormarsch – so jedenfalls legen es die Ergebnisse der zweiten-Umfrage von The McKinsey Quarterly, durchgeführt im Juni 2008 mit insgesamt 1.988 Führungskräften weltweit. Im Vergleich zur Vorjahresstudie (an der sich mehr Personen beteiligt haben), sind Zuwachsraten bei Investitionen in Web 2.0-Anwendungen zu verzeichnen – wobei es natürlich sein kann, dass sich Vertreter von Web 2.0-affinen Organisationen schlicht mehr an der Befragungen beteiligt haben. Überhaupt finden sich leider kaum methodische Hinweise z.B. zur Akquise der befragten Zielgruppe. Aus den Abbildungen zu Ergebnissen lassen sich aber immerhin die gestallten Fragen weitgehend erahnen. Interessant finde ich zum eine, dass Wissensmanagement zu den wichtigsten internen Funktionen gehört, wenn Web 2.0-Annendungen zum Einsatz kommen. Die häufig formulierte These, Web 2.0 hätte dem in die Jahre gekommenen Wissensmanagement wieder auf die Beine geholfen, scheint also durchaus auch empirischen Rückenwind zu erhalten. Zum anderen fiel mir der Befund auf, dass Organisationen, die sich mit ihrem Web 2.0-Einsatz zufrieden zeigen, mehr Veränderungen in Organisationsprozessen und -strukturen infolge von Web 2.0 wahrnehmen als Organisationen, die hier Enttäuschungen zu berichten haben. Dies deckt sich mit unseren (kleinen) Beobachtungen z.B. in sozialen Organisationen und Bildungsinstitutionen: Der Einsatz von Web 2.0-Anwendungen, so unsere Erfahrungen, verändern Auffassungen von Lehren und Lernen, vor allem auch von Rollen im Lehr-Lerngeschehen ebenso wie Abläufe und die dazu nötigen (auch zeitlichen) Strukturen.

Der The McKinsey Quarterly-Artikel kann hier (nach Registrierung) kostenlos heruntergeladen werden.

Antragsmarathon – eine Sache, die Verrückte macht

Was müssen das früher an den Universitäten für Zeiten gewesen sein? Man hatte Mitarbeiter – einfach so: Die waren einem zugeordnet, weil man meinte, dass dies notwendig sei, um unabhängig forschen und lehren zu können. Heute meint das kaum noch jemand – jedenfalls nicht, wenn es sich um C3- oder W2-Professuren handelt, die ihre Ausstattung gefälligst selbst erarbeiten sollen – was sollte man auch schon gegen das Leistungsprinzip haben? Heute ist es also so, dass wir z.B. zweimal im Jahr lange Berichte und Anträge schreiben, damit wir aus Studiengebühren für kurze Zeiträume Mitarbeiter für die Lehre bekommen, die wir allerdings nicht lange beschäftigen können und die sich dann – logischerweise – bei der nächsten Gelegenheit wieder wegbewerben. Diese Mitarbeiter sollen auch bitte nur für die Studierenden da sein, dürfen sich also nicht an den zig Versuchen beteiligen, an Forschungsgelder zu kommen, obschon es ja schon immer wieder (zu Recht) heißt, dass wir die Lehre an die Forschung koppeln sollen – also falls das die Studierenden überhaupt noch wollen, denn die Berufs- und Praxisorientierung steht in der Gunst der Studierenden dann doch viel höher. Antragsskizzen und Anträge für die Förderung von Forschungsprojekten ebenso wie Gutachten für das Einwerben von Stipendien für begabte Nachwuchskräfte – das gehört neben den Rechenschaftsberichten für Lehre und Co. und zu den noch gar nicht erwähnten unseligen Anträgen an die Verwaltung (wegen zusätzlicher Sekretariat-Stunden, neuer Stellen etc.) inzwischen zum Tagesgeschäft. In den letzten Wochen habe ich das Gefühl, dass ich nur noch Anträge schreibe ….

… und manchmal komme ich mir vor wie Asterix, der sich redlich bemüht, an einen Passierschein – den Passierschein A 38 – zu kommen. Wer es nicht kennt: Man kann sich genau diesen Ausschnitt, den ich meine bei YouTube anschauen:

YouTube: Asterix: Das Haus, das Verrückte macht

Also die Szene, die passt natürlich am besten auf den Antragsmarathon in Uni-Verwaltungen, aber Förderinstitutionen machen es einem mitunter auch nicht gerade leichter … und wenn ich daran denke, dass z.B. alle fünf aktuell laufenden Bemühungen um neue Forschungsgelder nichts werden und ich wieder von vorne anfangen darf, dann muss ich mir schon mal was bei Asterix abschauen, wie er dem Verrücktwerden entgeht.