François Bry hat einen interessanten Blog-Beitrag (hier) zum Thema „Verschulung“ an der Universität geschrieben. Grundlage ist keine eigene Erfahrung, sondern ein Buch von Dan Ariely, in dem er über ein Experiment in der Hochschullehre berichtet. Verglichen hat Ariely die Effekte von drei Bedingungen für Abgabefristen von drei schriftlichen Ausarbeitungen: (a) eine Einreichungsfrist (vom Dozenten festgelegt) für alle drei Leistungen am Ende des Semesters, (b) eine von Studierenden selbst festgelegt Einreichungsfrist für alle drei Leistungen, (c) vom Dozenten festgelegte verteilte Fristen für die drei Leistungen über das Semester. Das Ergebnis?
Schlagwort: Selbstorganisation
Situiertes Lernen: noch (immer) ein Thema?
Im September werde ich auf dem Fernausbildungskongress der Bundeswehr einen Vortrag mit dem Titel halten“ Wie praktisch ist die Universität? Chancen und Grenzen des situierten Lernens mit digitalen Medien“ (hier das Abstract: Abstract_Hamburg_Sept09). Ich werde dabei versuchen, eine Verbindung zwischen dem Ansatz des situierten Lernens und dem Ansatz des forschenden Lernens herzustellen. Bei der Recherche bin ich auf einen Artikel gestoßen, der – obschon unter der Überschrift des selbstorganisierten Lernens – einen guten und kompakten Überblick u. a. über das situierte Lernen gibt. Das will ich anderen Interessierten nicht vorenthalten: Der Beitrag ist aus der Onlinezeitschrift für Berufs- und Wirtschaftspädagogik und ist hier online abrufbar. Empfehlenswert!
Offene Bildungsinitiativen: Eine langfristige Angelegenheit
Mitarbeiter (Sandra, Hannah und Tom) bei uns am imb werden auf der diesjährigen GMW während der Pre-Conference einen Thementisch zu offenen Bildungsinitiativen im Hochschulkontext veranstalten. Ich finde das sehr sinnvoll, schafft es doch eine gute Verbindung zur letzen GMW in Krems, die ganz im Zeichen der „Open-Bewegungen“ stand, die ja eine langfristige Entwicklung kennzeichnen. Nun rufen die drei zu Beiträgen sowohl für den Thementisch als auch für die sich daran anschließende Publikation auf (cfp_offene-bildungsinitiativen). Das Besondere: Auch Studierende sollen sich mit ihren Beispielen und Empfehlungen zu Wort melden. Hoffen wir also, dass sie das trotz Praktika und Auslandssemester in drei Jahren tun werden und dem Thementisch in Berlin einen regen Zulauf bescheren. Infos dazu gibt es auch in Sandras Blog (hier z.B.).
Selbstorganisation zum Zweiten
Im Sommer 2008 habe ich mich bereits anlässlich der EduMedia in Salzburg etwas kritischer mit dem Thema Selbstorganisation auseinandergesetzt. Dazu ist ein Arbeitsbericht entstanden, der weitgehend den Inhalt des Vortrags wiedergibt. Nun habe ich für einen Band von Ben Bachmair mit dem Titel „Medienbildung in neuen Kulturräumen“ die Selbstorganisation noch einmal aufgegriffen und stärker mit dem Web 2.0-Gedanken verknüpft. Wer den Arbeitsbericht gelesen oder den Vortrag gehört hat, wird vieles wieder erkennen. Allerdings habe ich die Argumentation verdichtet, neue Literatur hinzugezogen und auch eine Reihe von Modifikationen vorgenommen.
http://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/files/1272/imb_Arbeitsbericht_18.pdf
Ja, also damit wäre auch die Frage beantwortet, was ich über Weihnachten gemacht habe ;-).
Von der Reflexion zur Selbstreflexion
Gerade noch rechtzeitig zum Jahresausklang ist die von Thomas Häcker, Wolf Hilzensauer und mir herausgegebene Ausgabe der Online-Zeitschrift Bildungsforschung zum Thema „reflexives Lernen“ online gegangen. Ich hatte mich dazu bereit erklärt, weil ich (a) auf diese Weise Thomas Häcker und seine Position näher kennenlernen konnte (der mir auf dem Papier bzw. digital mehrmals schon beim Thema E-Portfolios „begegnet“ war) und weil ich selbst eher Schwierigkeiten mit dem Begriff des „reflexiven Lernens“ habe. Ja, ist das denn die rechte Voraussetzung für die Mitherausgeberschaft eines Themenhefts? Nun, die intensivere Auseinandersetzung mit einem Thema in Verbindung mit Lehrveranstaltungen und Publikationen anzugehen, ist im Wissenschaftsbetrieb sicher nicht ungewöhnlich und ein durchaus interessantes Prozedere (das meines Wissens wissenschaftssoziologisch oder -psychologisch noch nie ernsthaft untersucht wurde – warum eigentlich nicht?). Oft ist es ja so, dass diejenigen Lehrveranstaltungen (auch Publikationen?) am besten zu verstehen sind, bei denen man selbst als Novize gestartet ist ;-).
Dass es im Editorial heißt: „Reflexives Lernen als Grundlage Lebenslangen Lernens ist nicht nur aus pädagogischer Sicht interessant, sondern auch aus historischer, philosophischer, psychologischer und praktischer Perspektive“, steht da nicht von ungefähr: Ziel war es, verschiedene wissenschaftliche Zugänge zum „reflexiven Lernen“ zusammenzustellen, wobei von vornherein klar war, dass damit auch verschiedene Auffassungen dazu verbunden sind, was unter „reflexivem Lernen“ denn nun eigentlich zu verstehen ist. Meine anfängliche und nach wie vor bestehende Position dazu ist die, dass mit Ausnahme des „Reiz-Reaktion-Lernens“ behavioristischer Manier jedes Lernen auch Reflexionsmomente bedarf – sonst würde man wohl nicht von Lernen sprechen können, das diesen Namen auch verdient. Wohl aber gibt es sehr unterschiedliche Grade, vielleicht auch Qualitäten von Reflexion – und das, so meine ich, zeigen auch die in diesem „Heft“ versammelten Aufsätze.
Gefreut hat mich, dass auch Tobias einen Beitrag geliefert hat („Ganzheiltiche Reflexion auf dem Weg zu Selbstorganisiertem Lernen„): In diesem Beitrag führt er auch unser Begleitstudium und die darauf gerichteten (qualitativen) Studien an, die dazu bereits durchgeführt wurden. Die damit verbundenen kritischen Einschätzungen unserer Versuche, Studierende auch im knappen Bachelor-Studium zu projektorientiertem Arbeiten und einer darauf bezogenen Reflexion zu bewegen, hat zu einigen Turbulenzen und internen Diskussionen geführt – und die haben ganz gewiss eine ganze Reihe Reflexionsprozesse ausgelöst. Auch wenn das anstrengend ist (zumal dann, wenn man in die Rolle des Mediators gerät), sind das für mich genau die Dinge, die ich an sich an einer Universität erwarte: Kritische Auseinandersetzungen, das Ringen um die rechte Darstellung und Folgerung, Selbstzweifel und Aushandlungsprozesse – was zwar psychologisch für die Betroffenen nicht immer einfach, aber langfristig genau die fruchtbaren Prozesse sind, die man getrost als reflexives Lernen bezeichnen kann.
Danke an der Stelle an die Herausgeber/innen der Zeitschrift Bildungsforschung für die vertrauensvolle und gute Zusammenarbeit.
Podcast zum informellen Lernen
Am E-Learning Center der Universität Zürich ist im Sommer 2008 eine Podcast-Folge zum Thema „Informelles E-Learning an Hochschulen“ erstellt und nun zum Abschluss gebracht worden. Eine Übersicht der Beiträge wird jetzt in einem Podcast-Kompass (inf-podcast_kompass) zu Verfügung gestellt. Der Podcast findet sich hier und kann hier abonniert werden. REinhören lohnt sich betsimmt. 🙂
EduMedia 2008
Heute ist die zweitägige EduMedia-Tagung 2008 zu Ende gegangen, auf die ich bereits an anderer Stelle verwiesen habe (hier). Leider konnte ich nur heute Morgen bis zur Mittagspause anwesend sein und kann mich daher auch nur zu diesem Vormittag äußern. Ich habe das Eingangsreferat zum „World Cafe“ gehalten mit dem Titel „Selbstorganisation im Netz – Anstoß zum Hinterfragen impliziter Annahmen und Prämissen“. Hier eine kleine Veranschaulichung, wie man sich ein World Cafe vorzustellen hat, das ich in dieser Form auch zum ersten Mal mit erlebt habe. Ich denke, es ist ein durchaus interessantes Format, das Abwechslung in eine Tagung bringt. Nur die Fragen/Diskussionsanstöße müssen wirklich gut gewählt sein. Meinen Vortrag habe ich zeitgleich als Arbeitsbericht zur Verfügung gestellt – und Tobias hat einige Kernaussagen in seinem Blog freundlicherweise schon ein wenig kommentiert und zusammengefasst.
Ich hoffe, mein Beitrag hat die Diskussion ein wenig angeregt: Mir ist bewusst, dass es dichte 35 Minuten waren, die viele komplexe Themen angerissen haben. Mit der schriftlichen Fassung einschließlich Literaturhinweisen hoffe ich aber, dass es soweit verdaulich war/ist. Wichtig war mir, einen kritischen Beitrag zu liefern …. aber es ist ja immer ein bisschen schwierig zu erkennen, ob und wie das letztlich vom Publikum aufgenommen wird. Immerhin gab es ein paar persönliche Rückmeldungen, denen der „nicht weich gespülte“ Vortrag gefallen hat. 😉
Selbstorganisiertes Lernen im interaktiven Web
„Selbstorganisiertes Lernen im interaktiven Web“ – Lernkultur im Wandel? – so lautet der Titel der 4. EduMedia Fachtagung 2008, die am 02. bis 03. Juni 2008 in Salzburg stattfindet. Das Programm kann bereits seit längerem online eingesehen werden (hier). Ich werde diesmal auch da sein, allerdings nur am 3. Juni und dort bezogen auf das Motto der Tagung in einem Vortrag einige impliziten Annahmen und Prämissen der Selbstorganisation im Netz hinterfragen. Wer selbst viel Lehre macht, fragt sich bestimmt des Öfteren, warum offene Lernangebote leider eben nicht wie von selbst funktionieren und warum das Web 2.0 mit all seinen Verheißungen etwa im universitären Alltag nur eine marginale Rolle spielt. Vielleicht liegt es ja am Konzept selbst? Wer Interesse an diesen Fragen (und Antwortversuchen) hat, aber nicht in Salzburg sein wird, der kann es wenige Tage später nachlesen – ich werde meinen Vortrag auch schriftlich veröffentlichen. Das ist ja auch vielleicht für die gut, die lieber ausschlafen und nicht schon um 9.00 Uhr den ersten Vortrag hören wollen – ich gehe mal davon aus, dass ich in einige gähnende Gesichter blicken werde. Im Konferenzband ist auch ein Beitrag von mir drin – aber ein anderer (bereits als Arbeitsbericht zugänglicher Artikel) als der Vortrag, denn: Leider ist es unmöglich, auf die Schnelle (ohne weitere Vorwarnungen) einen Vortrag, den man in zwei Monaten halten will, schon vorab schriftlich zu liefern – keine gute Idee, finde ich. Aber na ja, macht ja nichts – dann lohnt sich wenigstens das Zuhören 😉