Gabi Reinmann

Hochschuldidaktik

Potenziell risikoreich

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Die neue Interdisziplinäre Zeitschrift für Technologie und Lernen (iTeL) experimentiert mit einem offenen Begutachtungsverfahren. Der erste Open Peer Review-Prozess hat diese Woche begonnen. Das Verfahren im Detail kann man hier nachlesen.

Im Hintergrund wird das Open Journal System (OJS) verwendet (wie es z.B. auch die Zeitschrift für Hochschulentwicklung nutzt). Für das offene Verfahren ist das System an sich nicht ausgelegt, es wurde aber aus dem Kreis der Hauptherausgeber (hier nachzulesen) sozusagen „technisch nachgerüstet“, um das zu ermöglichen.

Uns ist klar, dass es lange dauern wird, bis sich da eine größere Zahl von Wissenschaftlern herantrauen wird, denn natürlich gibt es auch Argumente GEGEN ein Open Peer Review, und Erfahrungen dazu sammelt man bislang vor allem in den Naturwissenschaften, weniger aber in den Bildungswissenschaften. Die Zurückhaltung ist auch in anderen Projekten zu Open Peer Review groß – trotz der seit längerem bestehenden Möglichkeiten ist das einfach nach wie vor außerhalb des Mainstreams und damit potenziell risikoreich.

Die Diskussionsbeiträge für die erste Ausgabe von iTeL sind online (hier); für jeden Beitrag haben wir zwei Gutachter gesucht, die ihr (frei formuliertes) Gutachten in den nächsten Wochen online stellen werden. Für die Gutachten gibt es Kriterien, die aber nicht im Fragebogenstil abgearbeitet werden, sondern als Leitlinien für das Gutachten verwendet werden sollen. Wer also will, kann als Gutachter einen eigenen (im besten Fall auch für andere mit Gewinn lesbaren) kleinen Text scheiben – in Form eines bewertenden Statements zum begutachteten Beitrag. Deswegen stellen wir es auch sowohl den Autoren als auch den Gutachtern frei, selbst zu entscheiden, ob sie online namentlich oder anonym auftreten. Es können aber auch nicht eingeladene Personen die Beiträge kommentieren. Natürlich freuen wir uns, wenn diese Möglichkeit nach und nach in Anspruch genommen wird.

Vor einiger Zeit hatte ich auf einen Beitrag von Nikolaus Kriegeskorte hingewiesen (hier): Er beschreibt ein Modell, bei dem jeder Beitrag sozusagen einen eigenen Herausgeber hat, nämlich einen Senior Scientist, der sich bereit erklärt hat, den Text auf diese Weise zu fördern. Ich finde diese Idee wirklich bestechend; mittelfristig könnten wir (so meine persönlich Ansicht) bei iTeL überlegen, ob und wie ein solches Modell auch für uns brauchbar wäre.

Noch in eigener Sache: Nicht nur Kommentatoren und natürlich künftig auch Autoren und Gutachter, die Erfahrungen zum Open Peer Review machen wollen, sind willkommen bei iTeL. Wir freuen uns auch über Anregungen, wer sich finanziell beteiligen könnte/möchte (Infos dazu hier), denn: Neben aller ehrenamtlicher Tätigkeiten etwa der Herausgeber wollen technische Anpassungen, Server und Redaktion bezahlt sein, sodass wir im Aufbau wie auch in der Fortführung von iTeL  letztlich von Beteiligungen bzw. Förderern abhängig sind.

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