Wer eine Professur an einer Universität hat, soll forschen, lehren und sich in der akademischen Selbstverwaltung engagieren. Forschung und Lehre gelten als die Kernaufgaben. Geht es um Forschung, schaut man (seit langem schon) auf die gerade laufenden Forschungsprojekte – und das sollen natürlich Drittmittelprojekte sein, also Forschung, für die mal separat Geld eingeworben hat. Das ist heute Standard. Zu Recht? Nicht unbedingt.
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Was generative KI mit uns macht
Die Nutzung von ChatGPT untergräbt menschliche Reflexivität und wissenschaftliche Verantwortung – so der Titel und die Kernbotschaft von Dirk Lindebaum und Peter Fleming, beide in der Management-Forschung tätig. Der Beitrag „ChatGPT undermines human reflexivity. Scientific responsibility and responsible management research“ ist im British Journal of Management erschienen (online kann man hier darauf zugreifen).
Sich mit der Welt verbinden
In einem aktuellen Artikel in der Zeitschrift Studies in Higher Education findet sich von P. Ashwin et al. (2023) ein interessanter Artikel mit dem Titel “Beyond the dichotomy of students-as-consumers and personal transformation: what students want from their degrees and their engagement with knowledge”. Der Beitrag ist hier frei zugänglich.
Ausgangspunkt ist die Sorge, dass sich Studierende zunehmend in eine passive Konsumentenrolle begeben und ihren Studiengang in erster Linie deswegen absolvieren, um einen für den Arbeitsmarkt erforderlichen Abschluss und entsprechende Qualifikationen zu erwerben. Dem steht das Ideal gegenüber, ein Studium zumindest auch für die eigene Persönlichkeitsentwicklung aufzunehmen und abzuschließen. Ein Gegensatz?
Besser die Finger davon lassen
In die Zukunft gerichtet, Probleme lösend und gestaltungsorientiert sollte Forschung sein – so Christoph Seckler in der aktuellen Printausgabe DIE ZEIT (19. Oktober 2023). Seckler kritisiert die betriebswirtschaftliche Forschung dahingehend, dass sie ausschließlich erklärend agiere, damit Sachverhalte abbilde, aber nichts verändern wolle. In einem (über Research Gate verfügbaren) „Conference Paper“ mit dem Titel „A design science methodology for entrepreneurship research“ (oder auch hier) kann man genauer nachlesen, wie der Autor aus betriebswirtschaftlicher Perspektive nach Orientierung bei den Designwissenschaften sucht – ähnlich wie wir das in der Design-Based Research-Community (z.B. in unserem DBR-Netzwerk) im Kontext der Bildungsforschung tun.
Instructional Design Cases – eine Geschichte erzählen
Was sind “Instructional Design Cases?” Fallstudien oder Fallbeispiele zur Lehre? Wer es genau wissen will, sei auf folgenden Text verwiesen: Moore, S.L., Howard, C.D., Boling, E. Leary, H. & Hodges, C.B. (2023). Research methods for design knowledge: clarifying definitions, characteristics, and areas of confusion. Educational Technology Research and Development. http://dx.doi.org/10.1007/s11423-023-10271-8
Der Fokus des Textes liegt (auch wenn der Titel des nicht sichtbar macht) auf „Instructional Design Cases“ (IDC) und dem Versuch, Abgrenzungen zu anderen verwandten Konzepten aufzuarbeiten – unter anderem Abgrenzungen zu Design-Based Research (DBR). Ich fasse mal zusammen, wie ich IDC verstanden habe:
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Evidenz für „teaching as design”
Auch in der Hochschuldidaktik ist der Ruf groß, „evidenzbasiert“ bei der Gestaltung von Lehre vorzugehen. Was das genau heißt, darüber wird ebenso gestritten (siehe dazu zum Beispiel hier) wie über die Frage, welche Arten des Lehrens und Lernens denn nun „wirkungsvoll(er)“ sind. Erfahrene Lehrpersonen, so meine Einschätzung, kennen die Antwort: Es kommt darauf an. Was so lapidar klingt, wird (mit anderen Worten) in Studien, Meta-Analysen und Literatur-Reviews durchaus bestätigt: Es kommt darauf an, wer lehrt, wer lernt, was gelehrt und gelernt wird, unter welchen Bedingungen und mit welchem Ziel.
Warum man überhaupt noch selbständig denken sollte
Zehn Thesen zur Zukunft des Schreibens in der Wissenschaft haben Vertreterinnen und Vertreter der Schreibdidaktik angesichts der Entwicklung Künstlicher Intelligenz (KI) auf rund 20 Seiten (ohne Literaturverzeichnis) verfasst. Das Dokument ist hier online verfügbar. Das Autorenteam bezeichnet es als Ergebnis eines gemeinsamen Denk- und Schreibprozesses.
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Hauptsache, der KI-generierte Output stimmt
Zur Künstlichen Intelligenz (KI) im Studium haben Joerg von Garrel, Jana Mayer und Markus Mühlfeld eine quantitative Befragung von Studierenden zur Nutzung von „ChatGPT & Co.“ durchgeführt und kürzlich hier online zugänglich gemacht. Die Studierenden wurden indirekt (über Kontaktpersonen an 395 Hochschulen) angesprochen. Ausgewertet wurden 6.311 ausgefüllte Fragebögen aus allen 16 Bundesländern; vertreten sind fast alle Fächer.
Die Rechtswissenschaft als Vorreiter der Wissenschaftsdidaktik?
Seit wenigen Wochen liegt ein Rezensionsexemplar eines rechtdidaktischen Sammelbandes auf meinem Schreibtisch: Schmidt, M. & Trute, H.-H. (2023). Lehre der Digitalisierung in der Rechtswissenschaft. Baden-Baden: Nomos.
Nun habe ich das Buch gelesen, das Beiträge einer Tagung im April 2022 in Hamburg versammelt. Ich denke, dass die Lektüre auch für Lehrpersonen andere Disziplinen und für die Hochschuldidaktiker interessant ist. Wer die Gründe dafür wissen will, sei auf die folgende Rezension verwiesen. Rezension-Sammelband-Juli-2023
Kein System, keine Evidenz
Future Skills sind gerade in: Förderprogramme laden dazu ein, sich dem Thema zu widmen, politische Aussagen schmücken sich mit der Vokabel und immer häufiger höre ich im Zuge von Lehrexperimenten engagierter Lehrpersonen, dass auch sie sich in die Future Skill-Bewegung einreihen möchten. Letzteres dürfte der fast schon aggressiven Ausbreitung der Botschaft geschuldet sein, dass sich Hochschulen auf die Vermittlung von „Future Skills“ konzentrieren müssten. Ist das sinnvoll? Marco Kalz kommt im letzten Abschnitt seines Textes mit dem Titel „Zurück in die Zukunft? Eine literaturbasierte Kritik der Zukunftskompetenzen“ – online abrufbar hier – zu dem Fazit: „Zwar ist es angesichts einer aktuellen Weltlage, die durch die Corona-Pandemie, die Klimakrise und die aktuelle Kriegssituation in der Ukraine geprägt ist, ein nachvollziehbarer Reflex, sich lieber mit der Zukunft als mit den heutigen Herausforderungen zu beschäftigen. Trotzdem ist diese Form der Dissonanzreduktion nicht unbedingt erfolgsversprechend und kann dem Bildungsauftrag der Hochschulen sogar schaden“. Wieso schaden? Kalz führt argumentativ schlüssig zu diesem Fazit hin, weswegen die Lektüre des Textes auf jeden Fall zu empfehlen ist.